Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/357

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

moralisches Mäntelchen umhängte. Glauben Sie meiner Erfahrung: bei Türkheimers steckt man, so viel Cynismus der gute Ton auch’ vorschreibt, im Grunde doch voll moralischer Bedenken, Es sind schließlich nur Bürgersleute.“

„Was Sie sagen! Woher nehmen Sie nur so viel Scharfblick!“

Köpf blinzelte verdächtig. Er genoß die Freude des uneigennützigen Mentors, seine Lehren, mit denen er des Jünglings erste Schritte auf schlüpfriger Bahn einst geleitet hatte, im Munde des erfolgreichen Schülers alle wohlbehalten wiederzufinden. Er äußerte:

„Hüten Sie sich nur, Ihre reichen Freunde merken zu lassen, daß Sie ihnen in die Karten sehen.“

„Bah! Was liegt mir daran.“

Andreas schnippte mit den Fingern.

„Als ob sie meine Freundschaft nicht nötiger hätten als ich die ihrige.“

„Nein wirklich?“

„Türkheimer hat es mir felbst gesagt. Ich habe mir sogar vorgenommen, ihn bei nächster Gelegenheit einmal kräftig hineinzulegen. Wenn ich nur wüßte —“

Mit Eroberermiene spähte er ins Weite, wie nach einer Möglichkeit, den Beherrschern des Schlaraffenlandes seine Macht zu beweisen. Ein durchbrechender Sonnenstrahl blitzte auf dem Geschirr der Pferde und in der Laterne eines Wagens, der noch weit entfernt, die Königgrätzerstraße heraufkam.

Köpf schüttelte leise das Haupt, voll unausgesprochener Besorgnisse. Wohl hatte er vorausgesehen,

347