Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/310

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Aber Andreas war schon halb die Stiege hinab. Er sagte sich:

„So lange die Börse genug abwirft, brauche ich keinen Baccarat.“,

Er verließ zu Fuß das Haus und ging elastischen Schrittes, mit schlenkerndem Stöckchen, den Mund zum Pfeifen gespitzt. Am Potsdamer Platz trat er in das Telegraphenamt und entwarf in geläufigen, eleganten Zügen eine Depesche, die den Gumplacher Anzeiger von dem phänomenalen, überwältigenden Erfolge der „Verkannten“ unterrichtete, „der neuesten dramatischen Dichtung eines hochbegabten Sohnes Ihrer Stadt, des Herrn Andreas Zumsee, der sich im Fluge die Sympathieen der Reichshauptstadt erobert hat.“

Dann begab er sich zur Ruhe, und mit dem Gedanken, daß bis zu seinem Erwachen Draht und Presse seinen Ruhm ins Riesenhafte angeschwellt haben würden, entschlummerte der glückliche Dichter.

Morgens um zehn Uhr brachte ihm ein Kommissionär ein Packet ans Bett. Er fand eine blauseidene Bonbonniere darin und stopfte sich gleich beim Ankleiden, in heiterster Laune, den Mund voll Pralinés. Sein Jubel erstickte ihn, er mußte ihn jemand mitteilen; doch war sein Nachbar Köpf bereits ausgegangen. Aus dem Korridor begegnete ihm Fräulein Levzahn, der er seit jenem unbefriedigenden Besuch im Zimmer der beiden Frauen, beständig ausgewichen war. Sie wollte ohne Gruß an ihm vorbei, aber ihr mürrisches Gesicht beeinträchtigte seine Stimmung. Er empfand das Bedürfnis, das verbitterte Mädchen aufzuheitern

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