Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/308

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Zuständen in der Familie, in die mein Bruder hineingeriet. Nie, niemals würde ich es zugegeben haben!“

Asta entgegnete ruhig:

„Eine Ahnung, liebe Griseldis? Sie sind bescheiden. Sie waren ja über alles Wissenswerte genau unterrichtet. Aber den kleinen Renten zuliebe, auf die Sie sich Hoffnung nlachten, sind Sie über die anstößigsten Dinge glatt hinweggekommen. Unter anderem war da meine Frau Mama, die liebe Matrone. Sehen Sie, auch ich wahre mir das Recht meiner Persönlichkeit. Eine moderne Frau schuldet es ihrer Selbstachtung, einen Mann zu betrügen, der sie nicht versteht, keine Lackschuhe tragt und seine ehelichen Pflichten versäumt. Öffentlich betrügt sie ihn, ohne beschämende Ausflüchte und in Schönheit! Sie wählt einen Liebhaber, gegen den der Gatte nichts einzuwenden haben kann, einen aus seinem eigenen Stande, meinetwegen seinen Freund. Er würde es mit Recht geschmacklos finden, wenn ich ihm meinen Kutscher zum Rivalen gäbe. Dies aber thut meine Frau Mama, oder doch etwas Ähnliches, und Ihnen, liebe Griseldis, war es seit langem bekannt. Sie wußten so gut wie ich und wie jeder der hier im Hanse verkehrt, daß Frau Türkheimer unwürdige Beziehungen unterhält zu jungen Leuten von unnennbarer Herkunft, in zweifelhafter Stellung und mit nicht nachweisbaren Einnahmen. Der letzte dieser fragwürdigen Charmeurs —“

Andreas verlor den Schluß von Astas Rede. Er fühlte Adelheid an seiner Seite schwer atmen, und er

298