Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/280

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gespült. Frau Pimbusch nahte unwiderstehlich. Sie schüttelte dem Dichter kameradschaftlich die Hand.

„Heute imponieren Sie mir! Man fällt ja dreimal in Ohnmacht, bevor man Ihnen was ins Ohr sagen kann.“

Sie brachte ihm ihr Gesicht so nahe, daß er in ihren gekrümmten blutroten Mundwinkeln, zwischen den spitzen Zähnen ein wenig Feuchtigkeit glitzern sah. und sie flüsterte mit ihrem heiseren Lachen:

„Sie gefallen mir heute wirklich, wissen Sie! Sie halten hier Hof wie ein Botschafter!“

„Wie ein Botschafter der Kunst.“ sagte er feierlich, aber seine Stimme zitterte leise. „Sie hat mich zu ihrem hiesigen Botschafter ernannt.“

Ein Luftzug wehte ihm ein paar Flocken ihres karminroten Haares gegen die Stirn. Ihre lange, scharfe Nase berührte fast die seinige. sie ragte kreideweiß aus ihrem rosigeu, unnatürlich aufgeblasenen Gesicht hervor, dessen Duft sein Fleisch aus seiner Ruhe peitschte. Sein Kopf rötete sich plötzlich. Sie schnitt ihm eine höhnische Grimasse, dicht unter seinen Augen.

„Bravo! Wenn Sie öfter einen fo guten Tag haben, dann dürfen Sie mich mal besuchen.“

„Ich rechne sogar darauf,“ sagte sie noch über die Schulter hinweg, bevor sie verschwand.

Für einen Augenblick vergaß er Ort und Stunde, so sehr hatte ihn die Begegnung mit Claire Pimbusch in Erstaunen versetzt. Sie war ja unmenschlich wie ein Symbol, sie war das verkörperte Laster; man meinte von ihr träumen zu niüssen. — aber konnte

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