Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/269

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Niederlage Lizzi Laffés im Streite mit Adelheid hatte ihnen einiges Vergnügen bereitet; aber eine wie viel stärkere Genugthuung war doch der Triumph über Werda Bieratz, die sie um ihre Laster beneideten und mit der sie in Wettbewerb lagen behufs Ausbeutung derselben Männer. Die Sonne der kleinen Bieratz war erst kürzlich aufgegangen, sie versengte und verschlang einen ansehnlichen Teil von Kraft und Einkommen der Männer im Schlaraffenland. Je mehr sie gewünscht hätten ihr zu gleichen, desto seliger betrachteten die Damen des jungen Mädchens peinliche Folter. Frau Pimbusch, die vor einer Viertelstunde ihre Brust leidenschaftlich gegen die der kleinen Bieratz gedrückt hatte, geriet jetzt in wollüstige Zuckungen, tief in ihren Sessel versunken. Wie Andreas zufällig an dem Winkel vorüberging, wo die sechs Dichter sich drängten, fiel in dem Haufen der Namenlosen eine Bemerkung:

„Nein, diese Weiber! Das grenzt ja an Sadismus!“

Er begab sich zu Adelheid, die ein wenig abseits von der Gesellschaft, den Dingen mit Gleichmut zusah, und er fragte sie:

„Haben Sie schon einmal so etwas gesehen, gnädige Frau? Wie die Damen sich weiden an den Gemeinheiten, die Kapeller dem armen Mädchen zufügt — ich weiß nicht, das grenzt ja an Sadismus!“

„O!“ flüsterte sie, und sie blickte ihm mit banger Bewunderung in die Augen:

„Wie bist du grausam scharfsichtig!“

Den lieblichen Klang dieses Wortes im Ohr, verließ Andreas das Haus. Er meinte über den guten

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