Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/221

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geblieben sei. Sein schwerer Bauch wankte, enttäuscht und traurig, hin und her. Türkheimer stand daneben und wiegte schalkhaft den Kopf. Er erkundigte sich:

„Die Damen haben eine kleine Meinungsdifferenz? Ich bin so frei und biete meine Dienste an als ehrlicher Makler, ganz wie unser großer Kanzler.“

„O, es ist eine litterarische Streitigkeit,“ erklärte Adelheid in gleichgültigem Tone. Kaflisch fügte hinzu:

„Wegen der deutschen Geisteskultur, wissense, Herr Generalkonsul.“

„Wenn es sonst nichts ist —,“ sagte Türkheimer.

Adelheid gab, über ihre Schulter hinweg, dem Gatten einige nachlässige Andeutungen.

„Es handelt sich um neue Dramen. Du weißt, mein Lieber, wir müssen unseren Gästen einmal einen dramatischen Abend bieten. Die Geselligkeit wird sonst jedes Jahr monotoner, finden Sie nicht auch, meine Damen? Und woher soll es auch kommen?“

Türkheimer bestätigte höflich:

„Adelheid, du hast recht wie immer. Wir müssen was für die Kunst thun, wer soll es sonst? Immer bloß Abfütterung, das ist ja wie beim Mittelstand.“

„Ist es auch,“ äußerte Fran Pimbusch. Frau Mohr erklärte:

„Die besitzende Klasse ist den Rittern vom Geiste so vieles schuldig.“

„Das sagen Sie nur noch einmal!“ rief Kaflisch, indem er sich auf die Brust schlug.

„Der König muß mit dem Dichter gehen, das ist doch ’n Gemeinplatz.“

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