Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/220

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Lizzis Rücken gewährten. Sie maßen einander heimlich, verlegen und sehr im Zweifel darüber, ob man eine Stellungnahme zum Streite ihrer Beschützerinnen von ihnen erwarte. Andreas meinte es sich schuldig zu sein, dem andern einen offen herausfordernden Blick zu senden, aber er begegnete auf Klempners forschem Gesicht nur einem skeptischen Lächeln. Und nachdem sie sich schweigend darüber verständigt hatten, daß dieses Weibergezänk keine männliche Einmischung wert sei, sahen beide diskret beiseite.

Die Damen ringsumher aber hingen an den Lippen der Rivalinnen. Als sie sich gegenseitig an ihr Alter erinnerten, war Frau Pimbusch einer Ohnmacht nahe infolge des Zwanges, den sie sich anthun mußte, um ihre Wonne nicht laut zu verkünden. Frau Bescheerer, reglos und wie durch mechanische Mittel in ihrem Sessel aufrecht erhalten, versuchte wenigstens eine krause Stirn zu machen, wobei jedoch der grünliche, moosartige Fleck gleich einem lebenden Tiere zwischen den Falten hervorkroch. Frau Mohr lächelte begütigend, während Kaflisch jedem, der zufällig an ihm vorübersah, eine scheußliche Fratze schnitt, die sein Vergnügen bezeugen sollte.

Die kleine Frau Goldherz, die unruhig umhergeflattert war, verschwand plötzlich mit einem leisen Aufschrei hinter den Röcken ihrer Freundinnen. Andreas fühlte einen heißen, keuchenden Atem im Nacken, und als er sich umwandte, sah er dem Rechtsanwalt in das schwitzende, apoplektische Gesicht. Dieser Herr riß verstört die zwischen Fettpolstern eingeengten Augen auf, unfähig zu begreifen, wo seine Gattin schon wieder

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