Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/210

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Aber Frau Mohr war ins Schwärmen geraten; sie erklärte:

„O, ein richtiger Dichter erträgt noch Schwereres als die Einsamkeit. Ich kannte einen, es war ein netter junger Mann, der saß immer bei verhangenen Fenstern und bei Kerzenlicht. Er fastete dreimal in der Woche.“

„War er so unbemittelt?“ fragte Frau Pimbusch.

„Nein, der Inspiration wegen. Ich finde das poetisch. Und er ist auch an der Schwindsucht gestorben.“

„Das kommt davon,“ sagte Kaflisch, der herzutrat. Er faßte in der Unterhaltung sofort festen Fuß.

„Ich kannte auch einen,“ erzählte er, der ähnlich ums Leben gekommen ist. „Es war eines der aussichtsreichen jungen Talente von unserem Beiblatt ,Die Neuzeit‘. An reichliche Nahrung war er wohl auch nicht gewöhnt, denn als er einmal bei uns einen Thaler verdient hatte, kaufte er sich so viel Wiener Würstchen, wie es für einen Thaler giebt, und starb an einer Indigestion.“

„Wissen Sie nicht etwas noch Dümmeres?“ fragte Frau Pimbusch nntleidig. Frau Mohr war entrüstet.

„Nein, wie widerwärtig!“

Da Lizzi Laffé sich den Damen näherte, entzog sich der Journalist, mit seinem Erfolge zufrieden, weiteren Beifallsäußerungen. Er ergriff Andreas am Arm und führte ihn auf die andere Seite des Zimmers, vor den Kamin, der mit Blumen angefüllt war. Dahinter lag das Ventil der Luftheizung, und ein warmer Wind umspielte ihre Beine.

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