Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/208

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In einem unbeobachteten Augenblick überzeugte Andreas sich davon, was Adelheid zu dem allen für ein Gesicht machte. Sie hatte den Kopf zurückgelegt, stolz, wie er sie liebte, und das Lächeln in ihrer ruhigen Miene sagte den Freundinnen ihre nachsichtige Verachtung. Neid und Bosheit der andern, das zweideutige, fast obscöne Lächeln von Claire Pimbusch, wie das ohnmächtige Übelwollen der alten Frau Bescheerer, die, ohne das Verzichten gelernt zu haben, allmählich in Fäulnis überging, das alles waren Weihrauchwolken, die zu der üppigen und wohlerhaltenen Frau emporstiegen. Sie verkündeten ihr, daß keine hoffen durfte, so zu lieben und so geliebt zu werden wie sie selbst.

Andreas fühlte sich dagegen nicht sehr behaglich inmitten des Damenkreises. Angesichts so vieler Doppelsinnigkeiten, die er wenig geistreich fand, aber auf die er nicht gefaßt war, hatte er das Gefühl, eine unvorteilhafte Figur zu machen. Besonders lästig fiel ihm die Ausgelassenheit der kleinen Frau Goldherz, die mit er hobenem Lorgnon, huschend und die Flügel schlagend, einen wahren Freudentanz um ihn und Adelheid vollführte. Auf ihrem rosigen Puppengesichte wurden Mißgunst und Schadenfreude wohlthuend gemildert durch das innige Vergnügen an dem kitzlichen Gesprächsstoff, den sie hier erhaschen durfte, mit der Aussicht, ihn von Salon zu Salon weiter zu tragen.

In seiner wachsenden Verlegenheit fand der arme junge Manu nur einen Ruhepunkt, wohin sein Blick sich flüchtete; es war das gütige Lächeln der Frau Mohr. Sie saß mit zusammengelegten Händen in ihrem

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