Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/171

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ihre Gewalt gegeben waren. Sie rissen sie, schon halb zermalmt, unter den Trümmern hervor, fielen mit Zähnen und Nägeln über sie hier und wälzten sich mit ihnen im blutigen Schnee. Sie schnitten sich einander gräßliche Fratzen zu, um sich ihr Vergnügen mitzuteilen, sie schnalzten mit der Zunge, knirschten und stießen heisere Flüche aus. Dies alles geschah mit so hinreißender Echtheit, daß die Zuschauer erbebten in einem ungemein reizvollen Grausen, Ein mürrischer Herr wagte laut zu behaupten, daß die ganze Scene gestohlen sei, während ein Witzbold sich erkundigte, wie viel Hektoliter Ochsenblut für die Vorstellung angekauft seien. Aber beide wurden genötigt, den Saal zu verlassen.

Denn es galt hier nicht zu scherzen, diesmal ward es ernst. Mehrere Proletarier, im letzten Stadium der Tuberkulose, schleppten zwei unverletzte Frauen unter viehischem Brunstgebrülle hinter das nahe Gebüsch. Die Damen in den Logen erhoben sich von ihren Sitzen, um über die Sträucher wegzusehen, vollständig überzeugt, daß hinter der Scene weitergespielt werde. Die Illussion war so stark, daß einige Empfindliche sich das Taschentuch vor die Nase hielten. Aber die meisten der fleischigen Brünetten auf den Rängen preßten, weit vorgebeugt, mit nervösen Händen die schwer arbeitende Brust. Sie schlossen die Augen in der Hingebung des Genusses, und ihre leidenschaftlichen Nüstern öffneten sich weit und schwarz in den von matter, feuchter Blässe bedeckten Gesichtern. Sie sogen, halb betäubt, den faden Blutgeruch ein, der

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