Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/164

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hindurch habe ich fortwährend die Veilchen gesehen, die Sie am Halse tragen, und zuweilen, wenn ich besonders glücklich war, auch ein Stückchen von Ihrem Nacken, unter dem Spitzeneinsatz, gnädige Frau.“

Adelheid wiegte lächelnd den Kopf.

„Was für Dinge lernen Sie in Berlin!“

„Setzen Sie sich doch hierher!“ sagte sie leiser.

Sie zog den Stuhl, auf dem Frau Pimbusch gesessen hatte, ganz nahe zu sich heran, so daß die Kniee des jungen Mannes tief in die Falten ihres Kleides, zwischen ihre Kniee eindrangen. So, aus nächster Nähe, sah sie ihm mit einer zärtlichen Frage in die Augen. Dann begann sie wieder.

„Nun sind Sie also doch hergekommen, anstatt zur Beichte zu gehen. Hoffentlich haben Sie meinetwegen nicht Ihr Seelenheil verscherzt. Aber es war wohl gar nicht so ernst damit?“

Andreas war im Gegenteil außerordentlich ernst geworden. Er senkte die Lider und biß sich auf die Lippen. Adelheid erschrak heftig über ihre Unvorsichtigkeit. Sie hatte ihn gekränkt! Wie sollte sie ihr Unrecht abbitten? Sie hatte Lust, ihn auf seine langen, weichen Wimpern zu küssen, die sein Gesicht tief beschatteten. Er schlug plötzlich die Augen auf, voll eines klagenden, hingebenden Gefühls.

„Sie hätten mich daran nicht erinnern sollen,“ flüsterte er.

Sie entgegnete ebenso tonlos:

„Verzeihen Sie mir!“

Er neigte sich noch weiter zu ihr hinüber.

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