Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/157

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Schlitten wurden zertrümmert, und mit dem Holze schickten die Männer sich an, Feuer an das Herrenhaus zu legen. Indes die halbnackte Gattin des Ermordeten, im Kreise der tanzenden Weiber verborgen, ein Pfauengekreisch ausstieß, senkte sich langsam der Vorhang.

Einige Sekunden, während derer das Haus den Atem anhielt, vergingen, bevor sich der Beifall entlud. In den Augen der Damen, die schwer atmend über den Logenbrüstungen lagen, glänzten Thränen des Triumphes und manche Herren waren bleich geworden. Die edelsten unter den sittlichen Trieben hatte das Gehörte und Geschaute mächtig aufgerüttelt, und auch als litterarisches Ereignis konnte „Rache!“ schon jetzt für unbestritten gelten. Es lag Elektricität in der Luft, wie an großen Theaterabenden. Niemand verließ den Saal, und ein ununterbrochens Gesumme bekundete die verhaltene Erregung aller Anwesenden. Der Ausspruch einer Autorität machte die Runde. In der Türkheimerschen Loge war es Pimbusch, der mit seinem ausgeprägten Sinne für das, was man meinen und sagen mutzte, das Wort auf rätselhafte Weife irgendwoher aufgriff.

„Michelangelesk!“ verkündete er plötzlich. „,Rache!‘ ist michelangelesk. Schwenke hat es gesagt.“

Liebling mußte zugeben, daß das Drama einen großen Zug habe, den er mit einer feierlichen Armbewegung anzudeuten versuchte. Asta zog die Brauen zusammen.

„Ich finde, es ist ein ganz geschmackloses Machwerk,“ erklärte sie verächtlich. Sofort fiel alles über sie her. Pimbusch stöhnte laut auf, so sehr schmerzte

147