Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/147

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selbst Liebling und seinen Zionismus durch seine frisch erfundene Marotte in den Schatten zu stellen.

„Sie gehen jeden Sonntag dorthin?“ fragte Adelheid endlich, vorsichtig und voll Zartgefühl. Er nickte.

„Und Sie könnten nicht ein einziges Mal davon abweichen? Nehmen Sie die Frage nicht übel!“

Sie sprach leise, mit reizender Vertraulichkeit. Er erwiderte ebenso.

„Gnädige Frau, was würde ich auf ihr Geheiß nicht thun! Wäre es nur nicht gerade der kommende Sonntag!“

„Sie haben eine besondere Verpflichtung?“

„Bedenken Sie, gnädige Frau, daß ich an einem wichtigen Abschnitt meines Lebens stehe. Sie glauben nicht, wie wenig ich von der Welt bisher gewußt habe. In unserer Provinz lebt man nur halb, und so viel wie ich hier in Ihrem Hanse in wenigen Tagen gelernt habe, erfährt man dort in Jahren nicht. Das macht verwirrt, und man fühlt das Bedürfnis, sich in der alten Weise, wie man es von Kind auf gewöhnt ist, zu sammeln.“

Er schöpfte Atem. Adelheid legte die Hände im Schoß zusammen und lauschte.

„Das ist noch nicht alles,“ fuhr er fort. „Ich muß Kraft suchen, um einer Leidenschaft zu widerstehen, die mich zu überwältigen droht. Was ich am sehnlichsten wünsche, wäre eine große Sünde. Aber ich wünsche es dennoch mit der ganzen Gewalt meiner starken Liebe,“ flüsterte er, und er schlug seine beredten Augen zu ihr auf.

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