Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/143

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Gesinnung, um etwas zu sehen. So befand sich Andreas mit Adelheid, die an der anderen Seite des Theetischchens Platz nahm, endlich allein. Er hatte diesen Augenblick, seit er sich heute in der Nähe seiner künftigen Geliebten befand, noch gar nicht ersehnt, sondern mit Ruhe der Entwickelung der Dinge abgewartet, was er als eine Probe seiner diplomatischen Kaltblütigkeit gelten ließ. Er wollte sich doch nicht etwa in sie verlieben, in eine fünfundvierzigjährige beleibte Bankiersgattin! Sobald er merkte, daß sie ihn ansah, schlug er seine mädchenhaft klaren Augen mit den langen, vorn zurückgebogenen Wimpern schwärmerisch zu ihr auf, und sie vermochte dieser Verführung, die unr von Hingebung sprach, nicht zu widerstehen. Allmählich stieg über ihr Doppelkinn in ihr Gesicht eine schwache Röte, die Andreas mit Siegesfreude erfüllte. Er bemerkte, wie ihre Brust unter den blauseidenen Plisseefalten ihres tea-gown sich stärker hob, und er seufzte leise.

„Sie sind melancholisch?“ fragte sie voll Teilnahme.

„Ich bin nur erstaunt, solche Naturkinder hier in dieser Umgebung zu sehen.“

Und er wies auf einen Strauß ländlicher Blumen, der in einem bemalten Glase zwischen den silbernen Theegeräten stand.

„Sie haben recht, es ist eigentlich eine Geschmacklosigkeit. Aber was wollen Sie, Bauernblumen sind nun einmal das Neueste, Georginen. Levkojen und Astern, Flochs, Schneebälle, Skabiosen, und besonders

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