Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/165

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Er stieß, dahinschwankend, an die Wände des Ganges. Eine Tür konnte aufgehen, und man sah ihn in seiner Schwäche! Er hastete die Treppe hinab, wäre gern ins Freie geflüchtet, — aber vor dem Theater wartete wieder nur übelwollende Neugier des Gefallenen! Auf den Zehen schlüpfte er in den linken Korridor, öffnete verstohlen seine Loge … Seine Schwester sagte eben zum Apotheker:

„Immer mit den Frauen, der Advokat! Wenn er Minister wäre, er würde nur immer alles tun, was sie wollen, und das wäre sein Unglück … Da ist er!“

Sie lächelte ihm mit schmollender Bewunderung entgegen.

„Da hast dus, Advokat! Natürlich haben sie sich geärgert, weil du bei einer schönen Frau warst. Ich habe dirs immer gesagt: die Frauen werden dir zum Verhängnis.“

Der Freund Acquistapace drückte ihm die Hand, aber der Advokat ließ sich ächzend auf das unbeleuchtete Ende der Bank nieder.

„Der Advokat bringt Don Taddeo zum Schweigen“, sagte es neben ihm verzückt, und seine Nichte Amelia himmelte ihn an. Er nickte ihr zu, wie man in schwerer Stunde auf ein sanftes Wasser hinabnickt, auf eine Blume, die zart duftet, auf irgendein harmloses Stück unbewußter Natur.

„Die Gunst des Volkes“, sagte er, „ist wechselnd. Noch jeder große Mann hat es erfahren.“

 

Über ihm gingen leise Schritte: der Unterpräfekt Herr Fiorio kehrte in seine Loge zurück. Die Bürger wiesen anerkennend darauf hin; er hatte als Staatsmann gehandelt, indem er dem Zwist der Parteien aus dem Wege gegangen war. Das Volk auf der Galerie fand ihn feige; mehrere zischten; aber da rief die launige Stimme des Herrn Giocondi:

„Und die ,Arme Tonietta‘?“

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