Page:H.M. Die Armen.djvu/38

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hindurch erblickte er plötzlich seine Schwester Leni, unberührt, unbeschwert und vertrauend auf das Glück. Das war sein Blut, sein Land, war die gute Zukunft. Diese hier, wie müde!

Fühlte sie denn, was er dachte? Anklagend erhob sie nochmals das Gesicht gegen ihn und sagte in einem Ton, der weh tun wollte: „Gib acht auf deine Schwester Leni! Sie ist vor dem Kind nicht sicherer als wir anderen.“

Balrich ließ sich aber nicht wehtun. Er nahm fest ihren Arm in den seinen und sagte sanft:

„Dein Kind war ein gutes und liebes Kind.“

Er erlaubte ihr nicht, sich loszumachen, und am Ende gab sie nach, sank leise gegen ihn, und aus ihren geschlossenen Augen rannen Tränen. Langsam, in der Dämmerung und im Wind, erreichten sie den „Arbeiterwald“, der Bänke hatte. Umschlungen setzten sie sich auf eine feuchtkalte Bank, unter großen schwarzen Ästen ohne Blätter. Vor ihnen die Fabrik, und hinter den drei Reihen der Fabrikgebäude ging die Sonne unter, von Wolkenstreifen überzogen wie von Rauch. Sie starrten in die Röte und dachten beide, daß es gut wäre, warm zu haben. In ihrem Rücken, hinter hohen Planken, lag der „Herrschaftswald“, begann hier wild, und immer gepflegter, blumiger und geschützter gegen den Wind und gegen

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