Page:H.M. Die Armen.djvu/37

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

beisammen, begannen sie zu rechnen. Balrich hatte seine zwei jungen Brüder, der eine noch schulpflichtig, der andere unbezahlt. Das kleine Mädchen Thildes war keine Last mehr, sagte Balrich. Nur noch ihre Mutter, zu schwach um zu arbeiten, hing an ihr. „Wäre das nicht,“ sagte er, im Drang sie zu schützen, „du solltest gar nicht mehr arbeiten, du Ärmste, und ich für zwei.“

Hierauf sah sie ihn an, bitter und mißtrauisch, und mit einer höheren, schärferen Stimme sagte sie, daß sie nichts brauche und ihre Mutter sei ihr so wenig zur Last, wie früher das Kind. „Du möchtest wohl, auch sie läge schon draußen!“

Da merkte Balrich, daß sie einander nicht verstanden, — und wollten einander doch lieben? Er hätte darauf bestehen sollen, daß sie zusammen an das Grab gingen. Nun argwöhnte sie, daß er ihr das Kind verdenke, vielleicht immer es ihr verdenken werde. „Das nicht,“ fühlte er. „Das wirklich nicht. Aber sie hat ihr Leben gehabt, bevor ich da war. Sie hat einen andern gekannt, und ich glaube zwei. Nun denkt sie von mir bisweilen nicht gut.“

Sie war zwanzig, so alt wie er; und auch er hatte schon zwei Mädchen gehabt. Ihm aber war nichts zurückgeblieben, er hätte lieben können wie das erstemal. Nur, warum denn diese, die manchmal so fremd schien, als sei sie aus einem andern Land. Durch sie

33