Page:H.M. Die Armen.djvu/252

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den Arm um die Schulter Balrichs schlang. Balrich schüttelte ihn ab, Kraft lispelte noch: „Darf ich denn nicht den Freundeslohn erhoffen?“ — da hatte er eine Ohrfeige, und sofort drohte er dem Seelenfreund, ihn anzuzeigen auf der Stelle, zu zeugen gegen ihn, ihn zu vernichten. Hierbei lief er schon.

Kraft eilte heim, in Finsternis gehüllt und seine Rache bedenkend. Der Mut, den sein stärkerer Bruder hier nicht hatte, Kraft fand ihn in seiner enttäuschten Liebe … Er meldete sich krank und ging ohne Essen schlafen. Stundenlang harrte er in Geduld, bis Horst kam. Horst tat, als entkleidete er sich, wobei er aber Blicke auf den Schläfer warf. Kraft atmete seufzend, darauf gab Horst es auf, sich zu verstellen, zog das Jackett wieder an, und beim Mondschein wartete nun auch er. Das letzte Licht in der Fassade war erloschen, da machte er sich auf, in biegsamen Hausschuhen.

Kraft, kaum war sein Bruder fort über die Treppe, schlug einen anderen Weg ein. Das Schlafzimmer betrat er unhörbar, woraus das Stöhnen seines Vaters drang. Die Lampe brannte auf dem Betttisch des Generaldirektors, sie beschien sein vom Traum zerrüttetes Gesicht; mit dumpfem Murmeln aus seinen Lippen kamen Worte, kamen Zahlen … Da lief ein jäher Schrecken durch alle Massen seines schlafenden Leibes, hoch fuhr er, und gestützt auf

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