Page:H.M. Die Armen.djvu/16

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in seiner hellen und blumenumleuchteten „Villa Höhe“ hauste leichten Herzens mit den hochgemuten Seinen der Eigentümer, Anstifter und Nutznießer dieser ganzen sozialen Schmutzerei. Das Wort fiel. Zwei Freunde traten ein bei Klinkorum, und sowohl der Arzt Dr. Heuteufel wie der Konsistorialrat Zillich wiederholten das Wort. Je höher die Bildung, um so entwickelter der soziale Sinn — und mit ihm das Feingefühl für die Herausforderungen des Kapitals, dies Hinbreiten des ausschweifendsten Luxus gleich neben dem Schauspiel des Elends, dieses Autojagen an den Enterbten vorbei, dies Hupengeheul.

Die Schwester des Arbeiters Balrich bekam droben von Dinkl, ihrem Mann, eine Ohrfeige, die bis her schallte, und sie selbst hieb die Kinder. Als alle genug geschrien und die Nachbarn genug gelacht hatten, machte sie sich plärrend an das Nachtgebet. Karl Balrich dachte noch immer: „Auf das Geld kommt es an.“ Da zog links drunten der Herbesdörfer, seine Harmonika lang aus, und Balrich merkte es nun, daß er mit dem Denken nicht vorwärts kam. Schwer war es, von dem wirklichen Gang der Welt, ihren Zusammenhängen und Gesetzen etwas Deutliches zu erfahren. Die Redner in den Versammlungen redeten von weit her; um sie anders zu verstehen als bloß mit unserem Haßgefühl, mußten wir uns bis dahin durchschlagen, wo sie zumeist von Geburt schon stan-

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