Page:H.M. Diana.djvu/61

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Sie fragte sich: „Hält er leiden für ein Verdienst?“

Der Tribun fuhr fort:

„Die Barbarei und das Elend in ein Land tragen, wo nur Genügsamkeit und Unschuld waren; in den Leibern der Armen nach Gold graben und um Gold ihre unsterblichen Seelen verkaufen, — das nannten unsere einstigen Herren, die Venetianer: kolonisieren. Zum Ersatz für alles was sie uns nahmen, sandten sie uns ihre Künstler, die bauten uns einige nichts nutzige Monumente; daran durften die Hungernden sich satt sehen.“

Er sprang auf. Die gespreizte Rechte ausgestreckt nach der weißen Stadt, die vor ihnen sich aus dem Wasser erhob, rief er in den Wind hinein:

„Wie ich sie verabscheue, diese ruchlose Schönheit!“

Die Herzogin wendete, leicht angewidert, den Kopf weg. Pavic vermochte sich in dem heftig schwankenden Boot nicht lange auf den Beinen zu halten; er taumelte und saß hart nieder. Dann legten sie an. Pavic seufzte tief:

„Der König Nikolaus weiß von alledem nichts. Ich achte ihn, er ist fromm, und auch ich war als einfaches Slavenherz immer ein gläubiger Sohn der Kirche. Aber er steckt im Lügengarn der Italiener. Hätte er sonst einen treuen Unterthanen wie mich, verfolgt und eingekerkert?“

Ihr Wagen war vorgefahren, sie stand schon am geöffneten Schlage; plötzlich sah sie sich nochmals nach ihm um.

„Sie haben im Kerker gesessen?“

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