Page:H.M. Diana.djvu/351

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Man sagte ihr, die Contessa Blà sei umgezogen, schon vor Monaten.

Sie fuhr vor Porta Pia hinaus und hielt an einem der Neubauten, die Ruinen glichen. In einem Verschlage, wo es nach Mörtel roch, dürftig eingehüllt und umstanden von Kindern und Weibern aus dem Volke, lag die 3M. Ihre Stirn bedeckte eine Eisblase. Auf dem schlechten Bett ruhten ihre feinen Hände; die Haut schimmerte durch die zierlichen Spitzen des Hemdes. Ihr verschleierter Blick begrüßte die Herzogin; sie bewegte die Lippen.

Prosper, der Jäger, nötigte die Neugierigen hinaus. Die Thür ging knarrend immer wieder auf; er blieb draußen stehen und hielt sie zu.

Die Herzogin stand am Bett und schaute stumm nieder auf die Sterbende. Die Rechte der Blà, regte sich leise, aber die Herzogin nahm sie nicht. Sie hörte nachdenklich dem qualvollen Geflüster der andern zu.

„Du kommst, Violante, und du weißt es nun, ich sehe es dir an. Und du willst mir nun nicht mehr glauben.“

„Was soll ich dir noch glauben?“ fragte die Herzogin, versunken in die Betrachtung dieser Züge, die ihr so viel Treue bedeutet hatten. Ihre Klarheit und Süßigkeit waren also nichts gewesen als Heuchelei? Und sie blieben doch noch angesichts des Todes zurück. „Wozu eine solche Heuchelei?“ meinte die Herzogin. „Welche furchtbare Anstrengung! Und sie endet sofort mit dem Nichts. Verlohnt es sich in diesem flüchtigen Leben wirklich, zu lügen?“

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