„Damit ich dich in die Arme nehme, kleine Vice, so, und dir sage, daß wir uns lieben wollen, ohne zu sterben. Ehrfurcht fühlen vor dem Leben!“
Die Blà seufzte bitter.
„Es gehört manchmal sehr viel Ehrfurcht dazu, es auszuhalten. Du, Violante, bist eine Künstlerin, wie jener, den ich einst sterben sah. Ich bin eigentlich immer eine gute Bürgersfrau geblieben, habe aber doch vom schweifenden Elend der Namenlosen viel miterlebt. Der, den ich meine, war einer der Ärmsten. Seine Bilder verstaubten in Trödelläden, eine schmutzige Krankheit brachte ihn um. An seinem Bett saßen zwei Genossen und rauchten ihn an, und er redete im Fieber von seiner großen Sehnsucht nach all den Dingen, die in ihm schliefen, und die er selbst noch nicht kannte: hörst du es, Violante? — nach seinen künftigen Werken. Seine Finger krampften sich in ein buntes Maskenkleid, das über einem Stuhl hing, sein Blick erstarrte an einer Feuernelke in einer irdenen Scherbe. Er war unfähig, seine Sinne loszulösen von dieser Erde, die er so unsäglich schön fand, und starb plötzlich, von gräßlicher Angst überwältigt, schreiend und sich sträubend.“
„Sein Sterben war gewiß recht unschön, er hätte es für sich allein abmachen sollen. Aber sein Leben…“
„O gewiß, das Leben solcher Menschen wirkt ermutigend. Sie sind so erdenfroh, so selbstfroh und feuern uns an. Wir sollten einmal nach Rom fahren und uns anfeuern lassen.“
∗ ∗
∗ |