Page:H.M. Diana.djvu/281

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meine dunkle Seele Fenster gerissen: es schaut nun so vieles aus mir heraus, so viel Künftiges, so viel Sehn sucht … nach Dingen, die ich noch nicht ahne. O! Ich fühle Ehrfurcht vor dem Leben!“

Die Blà stammelte mit Thrnnen der Enttäuschung:

„Wie ruchlos ist er, der dich aufgeweckt hat. Wir waren Freundinnen, so lange du träumtest.“

„Du wolltest meine Freundin sein: ich bin dir dankbar und höre nie auf, dich zu lieben. Aber auch ihm danke ich, weil er mich aufgeweckt hat. Wollte er nun handeln! Ich erfülle mein Versprechen, und erfülle es mit Gleichgültigkeit, und will mich gar nicht dafür rächen, daß ich es thue. Aber dies sind schwere Wochen.“

„Du Arme. Ein Mann kann uns schwere Wochen schicken.“

„Ein Mann? Ich denke sicherlich mehr an seine Druckerpressen, als an seine Männlichkeit. Ich schlafe nicht mehr vor Ungeduld, das ist alles.“

„Ich, Violante, ich sterbe durch einen Mann, und sterbe gern. Du, du quälst dich fast zu Tode mit deinem hochmütigen Willen, fast zu Tode. Aber wenn er dich endlich an seine Brust drücken will, der Tod, dann scheuchst du ihn von dir, den Tröster. Noch eben standen wir eng zusammeugelehnt, süß durchzittert von unserm gemeinsamen Leiden und ganz ineinander überfließend. Und jetzt, unversehens, führt kaum noch eine Brücke von mir zu dir, kaum noch ein Wort. Wozu klage ich!“

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