Eine halbe Woche später fuhr sie zu ihrem ungewöhnlichen Stelldichein. Es schlug eiu Uhr, die Stunde war schwarz und regnerisch. Sie verließ ihren Wagen bei Piazza Bocca della Verita, am Flußufer. Der Tiber spülte trübe, langsame Fluten unter der einzigen Wölbung der zerbrochenen Brücke hinweg, wie durch einen versunkenen Triumphbogen. Die Herzogin stieg drei Stufen hinab, der Platz war weit und leer, verwahrlost und schlecht beleuchtet. Sie überschritt ihn mit einem Entschluß; im wankenden Geplätscher seines Brunnens lag er seltsam dumpf, wie verbannt aus dem Leben, in eigener Luft, der ihre Schritte erstickte. Die Gebäude umstanden ihn als Märchen einer Nacht, und höchst geheimnisvoll. Warum schimmerte der Vestatempel so schlank und still? Niedrig wie für den Besuch alter Zwerge hockte die Kirche neben ihrem langen, greisenhaften Glockenturm. Das Haus des Nienzi spreizte sich, abenteuerlich geziert. Um seine Schwelle huschte es; Pavic, der noch lärmte, begab sich zu einem Bruder mit längst verhalltem Geschrei. Vor dem Kirchenportal und höher als sein Dach, reckte sich Tamburini; er lugte nach dem heidnischen Tempel aus, wo die Cucuru mit Lilian, der Blà und Vinon sich zwischen den zersprungenen Säulen erging.
„Meine Vestalinnen! Vestalinnen, Priester und Tribunen, ich kann hier alles auferstehen machen und alles bevölkern. Nur den Triumphbogen, den muß ich noch ein wenig unter dem Wasser lassen.“
Sie war drüben und sah sich nicht um. Sie betrat rasch die verlassene Via de’ Cerchi. Es führten wieder