Page:H.M. Diana.djvu/193

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thörichten Herzogin,“ wiederholte sie, schadenfroh und weinerlich.

Vinon ordnete ihr Schreibgerät vor sich auf dem Tische, sie zog Linien, sauber und genau, und begann dem Diktat der Mutter zu folgen.

„Wir schreiben französisch, meine Vinon, das ist die Diplomatensprache. Nimm dein Wörterbuch zur Hand.“

Die junge Prinzessin schlug Vokabeln nach, die Ellenbogen auf dem Tische, ernst und vertieft wie ein Schulmädchen.

„Das ist einmal eine Arbeit,“ stöhnte die Fürstin, „mir brummt schon der Kopf. Ich brauche eine An regung. Lilian, mein Kind, reiche mir die Schachtel mit den Cigaretten.“

Das Schlafzimmer war, da die Damen es spät verlassen hatten, noch nicht aufgeräumt. Lilian kehrte in den Salon zurück; es gehörte ihr kein dritter Raum. Sie hob einen alten Morgenrock auf, dessen Saum heradhing und durchkostete eine lange Weile, mit unthätigen Händen, die Erniedrigung, diesen Fetzen ausbessern zu müssen. Dann machte sie sich daran.

Die Alte stieß zwischen den Sätzen, die sie Vinon vorsagte, Rauchwolken aus und trällerte dabei im scharfen Diskant, kurzluftig und heiter, Bruchstücke einer Arie. Endlich war sie fertig, sie faltete die Hände und warf den Kopf in den Nacken.

„Wenn du mein neues Geschäft nur segnen wolltest! Ohne deinen Segen schlägt es natürlich wieder fehl. Ach was, du wirst es segnen.“

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