Page:H.M. Diana.djvu/113

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Er faßte den Knaben, der an seinen Rockschößen hing, und schob ihn ihr unter die Augen.

„Hoheit, ich bin auch Vater.“

„Ach ja, immer das Kind! Sie langweilen mich unsäglich mit dem Kind. Können Sie ihm keine Bonne halten?“

„Ich liebe es sehr…“

Er fügte nachdenklich, fast verwundert, wie eine Erkenntnis die ihm im selben Augenblick aufging, die Worte hinzu:

„Gerade das gefällt dem Volk…“

„Dann wählen Sie zwischen mir und dem Volk!“

„Hoheit! Ich sollte also mein Kind zur Waise machen und … und … mich opfern?“

„Ist das nicht selbstverständlich?“

Sie wandte ihm den Rücken. Er rang nach Luft. Kannte sie denn gar kein Erbarmen? Er begann Beteuerungen zu stammeln.

„Mich opfern … Ja, gewiß, ich opfere mich. Aber muß ich mich von betrunkenen Soldaten zerfleischen lassen? Giebt es kein würdigeres Opfer? Hoheit, ich bringe täglich Opfer des Geistes und des Herzens. Mich und mein Wort hetzen die Gewalten wund. Ich werde noch mit blutenden Augen der Qual meines Volkes zusehen müssen — durch die Gitterfenster des Kerkers. Hoheit, ich saß schon einmal im Kerker…“

Er wartete vergeblich auf Antwort.

„Wer opfert sich denn gleich mir? Ah! Rustschuk! Frau Herzogin, hören Sie, Rustschuk — wissen Sie, wie ich ihn eben noch getroffen habe? Drunten, zwischen

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