Page:H.M. Der Untertan.djvu/469

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Manchmal, wenn der Alte das Haus verließ, war eben die Schule aus. Die Herden der Heranwachsenden trabten davon, ehrfürchtig machten sie ihren Lehrern Platz, und Kühnchen, jetzt rückhaltlos national, oder Pastor Zillich, sittenstrenger als je seit dem Unglück mit Käthchen, eilten hindurch, ohne einen Blick für den Gefallenen. Da blieben am Wege diese wenigen jungen Leute stehen, jeder für sich, wie es schien, und aus eigenem Antrieb. Ihre Stirnen sahen weniger glatt aus als die meisten; sie hatten Ausdruck in den Augen, nun sie Kühnchen und Zillich den Rücken kehrten und vor dem alten Buck den Kopf entblößten. Unwillkürlich hielt er dann den Schritt an und sah in diese zukunftsträchtigen Gesichter, noch einmal voll der Hoffnung, mit der er sein Leben lang in alle Menschengesichter gesehen hatte.

 

Diederich inzwischen hatte wahrhaftig keine Zeit, viel Aufmerksamkeit zu wenden an nebensächliche Begleiterscheinungen seines Aufstiegs. Die „Netziger Zeitung“, jetzt unbedingt zu Diederichs Verfügung, stellte fest, daß Herr Buck selbst es gewesen sei, der, noch bevor er den Vorsitz im Aufsichtsrat niederlegte, die Berufung des Herrn Doktor Heßling zum Generaldirektor befürworten mußte. An der Tatsache spürte mancher einen eigenartigen Geschmack. Doch gab Nothgroschen zu bedenken, daß Herr Generaldirektor Doktor Heßling sich ein großes und unbestrittenes Verdienst um die Allgemeinheit erworben habe. Ohne ihn, der mehr als die Hälfte der Aktien in aller Stille an sich gebracht hatte, wären sie sicherlich immer tiefer gefallen, und gar manche Familie verdankte es nur Herrn Doktor Heßling, daß sie vor dem Zusammenbruch bewahrt blieb. Der Streik war durch die Energie des neuen

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