Page:H.M. Der Untertan.djvu/342

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Stuhl zu holen; aber in Wirklichkeit wäre er lieber mit Buck allein gewesen; der fiebrige Glanz in Gustes Augen versprach nichts Gutes. Sie redete geläufiger als sonst.

„Ihr paßt eigentlich großartig zueinander, bloß daß ihr so förmlich tut.“

Buck sagte: „Das ist die gegenseitige Achtung.“ Diederich stutzte, und dann machte er eine Bemerkung, die ihn selbst in Erstaunen setzte. „Eigentlich — sooft ich mich von Ihrem Herrn Bräutigam trenne, hab’ ich Wut auf ihn; beim nächsten Wiedersehen aber freu’ ich mich.“ Er richtete sich auf. „Wenn ich nämlich noch kein national gesinnter Mann wäre, würde er mich dazu machen.“

„Und wenn ich es wäre,“ sagte Buck, weich lächelnd, „würde er es mir abgewöhnen. Das ist der Reiz.“

Aber Guste hatte sichtlich andere Sorgen; sie war erbleicht und schluckte hinunter.

„Jetzt sag’ ich dir was, Wolfgang. Wetten, daß du umfällst?“

„Herr Rose, Ihren Hennessy!“ rief Buck. Während er Kognak mit Sekt mischte, umklammerte Diederich Gustes Arm; und da die Ballmusik gerade sehr laut war, flüsterte er beschwörend: „Sie werden doch keine Dummheiten machen?“ Sie lachte wegwerfend. „Doktor Heßling hat Angst! Er findet die Geschichte zu gemein, ich finde sie bloß ulkig.“ Und laut lachend: „Was sagst du? Dein Vater soll mit meiner Mutter: du verstehst. Und infolgedessen sollen wir: du verstehst?“

Buck bewegte langsam den Kopf; und dann verzog er den Mund. „Wenn schon.“ Da lachte Guste nicht mehr.

„Wieso, wenn schon?“

„Nun, wenn die Netziger an so etwas glauben, muß es bei ihnen wohl alle Tage vorkommen, tut also nichts.“

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