Page:H.M. Der Untertan.djvu/311

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

die noch offen stand. Er trat vor Wulckow hin, so daß der Präsident von drinnen nicht zu sehen war, und flüsterte ihm einige Worte zu, infolge deren der Präsident sich abwandte und seine Kleider ordnete. Dann sagte er zu Diederich: „Sie sind wirklich sehr brauchbar, Doktorchen.“

Diederich lächelte geschmeichelt. „Ihre Anerkennung, Herr Präsident, macht mich glücklich.“

Wulckow äußerte gnädig: „Sie können gewiß auch sonst noch allerlei. Wir müssen mal drüber reden.“ Er streckte den Kopf vor, braunfleckig, mit slawischen Backenknochen, und glotzte Diederich an aus den Mongolenfalten seiner Augen, die voll einer warmblütigen, schalkhaften Gewaltsamkeit waren: — glotzte, bis Diederich schnaufte. Dieser Erfolg schien Wulckow zu befriedigen. Er bürstete vor dem Spiegel seinen Bart, zerdrückte ihn aber sogleich wieder auf dem Frackhemd, weil er den Kopf wie ein Stier trug, und sagte: „Nu los! Der Klimbim ist wohl schon im Gange?“ Und in der Mitte zwischen Diederich und dem Bürgermeister schickte er sich an, mit Wucht die Vorstellung zu stören: da kam vom Büfett her eine dünne Stimme:

„Ach Gott, Ottochen!“

„Na, da ist sie“, brummte Wulckow, und er ging seiner Frau entgegen. „Dachte mir schon, wenn es zum Klappen kommt, scheut sie. Mehr Reitergeist, meine beste Frieda!“

„Ach Gott, Ottochen, ich habe nun mal solche grauenhafte Angst.“ Zu den beiden anderen Herrn gewandt plauderte sie geläufig, wenn auch bebend. „Ich weiß wohl, man sollte freudigeren Herzens in die Schlacht gehen.“

„Besonders,“ sagte Diederich schlagfertig, „wenn sie im voraus gewonnen ist.“ Und er verneigte sich ritterlich. Frau von Wulckow berührte ihn mit dem Fächer.

„Herr Doktor Heßling hat mir nämlich schon während

305