L saudè

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L saudè  (1915)  by Franz Moroder
ladin Gherdeina
grafia moderna

L saudè.

Mo n iede al’ oma i bossel la man,
Po i cëlel mo drët y dij bradlan:
“Dlecordet’, o loma, de me y sta nton,
Prëia per me nfin ch’ inò s’ udon!”
L’ oma cialan dut grama, zitran
Sul cë a l senië i mëtela si man.
“Segur perië ulerei per te,
Tëniet’ su drët da bravo saudè!”
El cinia de sci. Tla viera iel po jì.
Tramedoi la parola ai po mantenì:
N’ ie passà via truepes dis,
Ch’ ëi doi s’ à prësc udù – sun paravis.
L fi mazà dala bala dl Rus
y l’ oma tosc morta, do dal ferdrus. 
'Übersetzung[1]

Der Soldat
Er kusst noch einmal die Hand der Mutter,
Dann schaut er sie an und sagt weinend:
„Vergiss mich nicht, oh Mutter, und bleib gesund,
Bete fur mich bis wir uns wieder sehen!“
Die Mutter blickt angstlich; zitternd
Legt sie ihm zum Segen die Hand auf den Kopf.
„Naturlich werde ich fur dich beten,
Steh aufrecht wie ein braver Soldat!“
Er nickt bejahend. Dann ist er in den Krieg gezogen.
Beide haben ihr Wort gehalten:
Es sind nicht viele Tage vergangen,
Dass sie sich wieder gesehen haben – im Himmel.
Der Sohn von der Kugel des Russen getotet
Und die Mutter bald darauf gestorben, aus Verdruss.

  1. Bernardi- Videsott Geschichte der ladinischen Literatur p. 180