Läuschen und Rimels/De Fulheit

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[323]Tau all Gebreken in de Welt
Ward Fulheit as dat slimmste tellt,
Sei is nich tau kurieren.
Wer dörch un dörch irst ful is word’n –
Kümmst hüt nich, kümmst du äwermorgen –,
De is nich tau bekihren.

So’n richt’ge Fulpelz hett en Fell,
Dor geiht kein Loww dörch un kein Schell,
Kein Straken un kein Hauen.
Bi Disch sitt ein, de richtig ful,
’ne halwe Tüft in’t apne Mul,
Hei is tau ful taum Kauen.

Hei rögt nich Hand, hei rögt nich Faut,
Wat kamen deiht, is ümmer gaud;
Un nennt dat »gottergewen«,
Un sine fule Bräuderschaft,
De nennt dat Demaut, nennt dat Kraft,
Un lawt em bet taum Hewen.

Un wenn hei starwt, denn set’t em ein
Von sine Ort en Likenstein:
»Hier ruht ein frommer Christe;
Hat wider Willen nur gekaut,
Ohn’ daß er’s wußt’, hat er verdaut,
Er war ein Feind der Lüste,
Und Böses hat er nie getan,
Nimm dir doch ein Exempel dran,
Geh in dich, lieber Christe!«

Doch wenn’t ehr an dat Lewen geiht,
Denn ’s’t all mit de Beschaulichkeit,
Denn wehren s’ sick so gaud as ein.
[324]Ick will jug mal en Stück vertellen,
Wat hir in Meckelborg is scheihn:
Ji kennt gewiß den lustigen Gesellen,
»Heindrich der Löwe« ward hei nennt,
Un wer Heindrich den Löwen kennt,
Den ward bekannt ok woll sin Vetter sin,
De lütte, dicke, fule Korl Penzlin.
Na, Korl Penzlinen hett in allen Gnaden
Uns’ Herrgott prächtig utstaffiert
Mit schöne Bein un stramme Waden,
Söß Schepel Kurn drei Treppen hoch tau dragen,
Un einen kostbor schönen Magen,
So’n rechten dägten un gesunnen;
Mit einen Kopp so rund un dick
Un afwarts wider dal nah unnen
Mit ein gehürig Blaumenstück.
Kort, Korl, de kann von Kopp tau Fäuten
So gaud as einer »Venus« heiten.
Doch einen Schaden hett de Mann,
Dat hei sick nich recht rögen kann;
Hei hett twors Rägen in den Bussen,
Doch de Gelenke sünd em woll verwussen.

Heindrich der Löw’ ded, wat hei künn,
Hei wickelt Korln von Kopp tau Fäuten
In warme, wullen Decken in
Un lett em so recht düchtig sweiten,
Wat sei up engelsch training heiten,
Un dacht em beiniger tau maken.
Je ja, je ja! – Korl würd woll sweiten,
Doch blew hei stiw up sine Knaken.
»Wo?« seggt uns’ Heindrich, »dit is doch gefährlich!«
Un stellt em bi’t Flaßweiden an,
Korl äwer seggt, dat wir em tau beswerlich.
»Täuw«, seggt uns’ Heindrich, »täuw! Ick heww’t!
Ob hei nich Häuner häuden kann?
[325]Dat is en ruhiges Geschäft.«
Uns’ Heindrich höll ’ne grote Flucht
Von schöne Häuner, utländsch Tucht;
De würd’n Korln nu rute drewen,
Dormit hei jo kein Not mit hadd,
’ne Pitsch em in de Hand rin gewen
Un hei herutführt up ’ne Kahr.
»So, Korl, dit kann di woll gefallen.«

Na, schön! Mit Abend un mit allen
Is Korl denn von’t Geschäft erlös’t.
»Na, Korl, dit is bequem doch west?«
»Den Deuwel ok!« seggt Korl, »wat denkst du denn?
Mit dat oll dämlich Häunerveih!
Dor hett en nicks as Not un Mäuh!
Dor kriggt mi keiner wedder hen!«
»Na«, seggt uns’ Heindrich denn tau sich,
»Up de Ort also geiht’t noch nich;
För em möt dat bequemer sin.«
Hei führt nah Rostock also ’rin
Un köfft för Korln en Eselhingst.
»So, Körling, kumm! Nu sett di rup,
Will’n seihn, ob du dat so nich dwingst.«
Un Korl, statsch as ’ne Semmelpupp,
In sine Hand de Pitsch, in’n Mund en korten Bräsel,
Ritt mit sin Veih nu stolz tau Feld
Un hött sin Häuner nu tau Esel.

Doch wohrt nich lang’, dunn kümmt hei t’rügg.
»Ne, Heindrich, ne, dat mag ick nich,
Dat Beist, dat hett entfamte Mucken,
De Ekel will nich vorwärts gahn.
Dor möt en up em rümmer slahn,
Un wenn’n em sleiht, kriggt hei dat Bucken.«
Je, denkt nu Heindrich, mäglich is’t,
Dat hei nich anners känen deiht,
[326]Un wenn ick dat man säker wüßt,
Denn let’ck em in Bequemlichkeit.
Na, will’n em doch mal utprobieren,
Ob hei dörchut nich tau kurieren.
’t is Winterdag un buten frisch,
Dunn röppt hei: »Korl, kumm doch mal rin!«
Un schüdd’t ’ne Tüt’ mit Pulver up den Disch.
»Segg, süll des’ Pulwer gaud woll sin?«
»Worüm nich?« seggt uns’ Korl Penzlin,
»Dat Tüg is glatt un blank un fin,
Dat brennt nich vör, dat bluckt tau Höcht,
Wenn einer blot den Drücker rögt.«
»Na«, seggt uns’ Heindrich, »denn mak swinn
Un hal en Arm vull Bäuken-Klaben,
Recht dröge, nah de Stuw herin
Un stek sei rinne in den Aben,
Mi früst hüt morgen niederträchtig.«
Korl geiht denn nu ok ganz bedächtig,
Un as hei rut is, em nich süht,
Schüdd’t Heindrich fix den Pulver ut de Tüt’
Un füllt sei vull mit Stuwensand.

Korl kümmt nu rinne mit de Klaben
Un steckt sei in den Stuwenaben,
Un as sei recht in vullen Brand,
Dunn geiht uns’ Heindrich an de Dör,
Slütt tau un treckt den Slätel ut.
»So, Korl, nu sett di hir mal her!
Du weißt, ick heww all lange Tid
Mi mit de Absicht rümmer dragen,
Dat Lewen in de Schanz tau slagen.«
»Wat!« röppt uns’ lütte Korl Penzlin,
»Wo? Du magst jo des Deuwels sin!
Dor hest du süs jo nicks von seggt.«
»Denn hürst du’t nu; hüt kümmt’t taurecht.
Un denn heww ick so bi mi dacht,
[327]Du sädst de Welt ok woll gu’n Nacht.«
»Wat, ick? Dat föllt mi gor nich in.«
»Na, lat dat man, lat dat man sin.
Ut di, min Jung’, ward doch kein Mütz,
Du wardst de Welt doch nicks mihr nütz,
Du kannst di jo nich bücken un nich bögen
Un kannst de Knaken nich mihr rögen.«
»Wat, Heindrich, wat? Wat föllt di in?
Kik blot mal, wat ick beinig bün!«
Un Korl, de springt nu hen un her
Un rätert an de Stuwendör.
Doch de is tau, un Heindrich seggt:
»Ick heww mi’t sorgsam äwerleggt;
Sid Johren all heww ick di fött
Mit Eten, Drinken un mit allen,
Nu deihst du mi woll den Gefallen
Un seggst de Welt mit mi valet,
Ut Dankborkeit, min olle Sähn.«
»Ut Dankborkeit? Na, dit wir nett!
Ut Dankborkeit? Na, dit wir schön!«
Un dorbi springt hei wedder hell tau Höcht.
Uns’ Heindrich sitt ganz still un seggt:
»Anfänglich heww ick mi so dacht,
Wi wull’n uns in ’ne stille Nacht
Ümschichtig an den Nagel hängen,
Doch dat is nicks: ein bliwwt denn t’rügg.
Nu segg mal, Korl, is’t woll dat beste nich,
Wenn w’ uns mit Pulver in de Luft rin sprengen?«
»Heindrich, Heindrich! Büst du dull?
Herr Gott, de ganze Tüt is vull!
Herr Gott, hei nimmt s’, hei smitt s’ in’t Fü’r.
Reddt! Reddt! Tau Hülp, tau Hülp uns hir!«
Un Heindrich nimmt den Stuwensand
Un smitt em in den Abenbrand.
Un Korl, de springt mit einen Satz
Herinne in de Finsterlucht
[328]Un brickt mit sine ganze Wucht
Dörch Rahmen dörch un dörch de Ruten.
Sin Vörderdeil, dat is all buten,
Doch’t Achterdeil, dat will nich mit.
Un as hei nu so fast klemmt sitt,
Dunn kümmt uns’ Heindrich mit en Tagel –
Swabb! swabb! »Nu kik mal ein!
Täuw, Körling, täuw! Nu heww ick’t seihn;
Du büst so flink jo as en Vagel!
Du büst jo idel fix tau Bein!«
Swabb! swabb! »För’t Häunerhäuden!«
Swabb! swabb! »För’t Linsatweiden!
Buckt di de Esel noch tau dull?«
So sleiht hei em dat Ledder vull,
Un irst as Korl all’ns Gauds verspreckt,
Dunn ward hei ut dat Finster treckt.

Na, hett denn Korl Penzlin dat hollen?
Hett nu de Arbeit em gefollen?
Is hei nu fixer up de Bein?
Dat weit ick nich – doch eins, dat is gewiß,
Dat hei bi Heindrichen noch ümmer is,
Un Pulver kann hei nich mihr seihn.