De Reis’ nah Konstantinopel/Kapittel 13

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Wat de Dardanellen en por türksche Prinzen sünd. – Gleiches von Gleichem läßt Gleiches. – Jochen sett't Paulen sin Dag'bauk en Strämel an, den kein Düwel verstahn kann. – Paul un ick stimmen as Schriftstellers akkerat tausamen. – Unkel Bors in vullen Glanz. – Fru Groterjahnen un Paul as Venus un Amor. – Helene sall absolutemang wegen ehre Bildung in den Harem von Omer Pascha, sei will nich, æwer Mutter will; Anton sleiht sick in 't Middel, kümmt dorbi ut allen Verfat, so dat hei luter verkihrte Antwurten giwwt. – Wat in de Türkei ok en Thierquälerverein besteiht. – De olle Dam' springt mit beide Bein' in den Dreck. – De Bugurlu-Dagh un de aseatschen Hunn'-Kamellen. – Mutter streckt dat Gewehr, sei is lütt worden un Anton grot.


An den gütigen Dag gung de Reis' nu snurstracks mang de grichschen Inseln dörch, grad' up de Dardanellen los, de bilöpig seggt – nich, as weck Lüd' glöwen, de iwrig de Zeitungen lesen, en por türksche Prinzen sünd. Ne, 't sünd en por lütte, æwer hellschen boshafte Festungen, de sick genæwer liggen un all vel Elend anricht't hewwen. –

Herr Nemlich kunn nich in de beseggte Verwesselung geraden, denn hei satt unnen in sine Koje un æwerhürte sick sine Lex ut den lütten Cannabich æwer de Dardanellen un Konstantinopel, un wat dor süs noch bi 'rümmer bammelt. – As hei dit farig hadd, bunn hei sick sin gaudes, warmes Halsdauk af, sned dat in luter lütte Strämel un säd vör sick hen: »dor kann ick ok mit deinen;« denn hei hadd bemarkt, dat de Baron en Band üm den Hals drog, wat sei up Stunns en Slips näumen, un nu wull hei em ok dorin Gegenstand leisten. – Un nu sett'te hei sick hen un neihte un sömte, denn dese Kunst hadd hei von sinen Vader, den Köster, lihrt, de eigentlich von Geburt en Snider was, sei was em anarwt; hei äuwte sei æwer ut Bescheidenheit blot in 'n Verborgenen ut. – Na, bi de Ort Lüd', de ehr Brod in 'n Sitten verdeinen, as Snider un Schauster un Schriftsteller, stellen sick bi dat Geschäft allerlei Gedanken in. – So denn ok bi em; æwer wenn einer glöwt, dat hei sick dormit inkommodirt hadd, sei æwer See un Land bet nah Meckelnborg tau de arme Munde tau schicken, denn sitt hei sihr in Bisterniß. Ne, dat hadd hei bequemer, hei schickte sei blot bet tau Helenen, un dor hadden sei de Hüll un Füll tau dauhn. – Ja, worüm hadd sei em ümmer utteikent, worüm hadd sei sick ümmer mit ehre Red' an em un nich an sinen Gegenbuhler wendt? worüm hadd sei em ümmer upföddert, mit ehr tau gahn, un seindag' nich den Baron? Dat müßte wat up sick hewwen. – Un worüm süll 't ok nich? – Hadd hei nich oft in de Zeitungen lesen, dat sick en Eddelfrölen mit en Kannedaten von de Theologie verspraken hadd? Un stunn nich en börgerlichen Gaudsbesitter in den sülwigen Verhältniß tau en Eddelmann, as en Semerist tau en Kannedaten? Un wenn hei nu den börgerlichen Gaudsbesitter von den Eddelmann subtrahiren ded un den Semeristen von den Kannedaten, stimmte denn de Reknung nich? – »Woll,« säd hei, »denn Gleiches von Gleichem läßt Gleiches, und wenn 's nicht ganz stimmt, denn ist bei mir noch ein Ueberschuß.« – Dormit, dat hei æwer ganz seker gung, tellte hei de Sak an de Knöp von sinen Rock af, un dorbi befunn sick dat denn, dat de olle, truge Rock, up den hei sick all etzliche Johren hadd verlaten müßt, ümmer ›Ja‹ säd, hei müggt von unnen oder von baben anfangen. – Hei bunn sinen käuhlen Strämel Slips mit en staatschen Knuppen üm den Hals, gung up 't Deck un frür; ok sine heite Erwartung up Helenen frür allmählich in, sei kamm nich, denn 't was en grusiges Weder. De Meisten von de Gesellschaft blewen unnen in de warmen Kojen, un de von ehr, de up 't Deck gahn wiren, wiren verdreitlich, un von 'ne ›Vergnügungsreise‹ was wenig tau seihn. – Herr Gumpert kamm 'ruppe, stek de Näs' in den Wind: »schauderhaft!« un gung wedder 'runner. – De lütte, thürnigsche Kopmann rew sick de Hänn': »»wir müssen uns d'rin finden, mit unserer Macht ist nichts gethan,«« un ded dat sülwige. – Unkel Bors kamm 'ruppe mit 'ne rode Bedd'deck æwer de Schullern, de achter em her slepte, as wir hei en römschen Triumphator, den en dæmliche Snider in de Krümp kregen hadd, un hei wir nu inlopen, un sine natürliche Läng' wir tau 'ne unnatürliche Dick tausam schreut. Hei lep in 'ne Ort von Zuckeldraww nah de Häunerkasten, besorgte hastig sin Veih un säd dorbi: »de Welt hett sick dreiht, de Welt hett sick dreiht, wat heww ick vördem hir sweiten müßt, un was doch noch nich so kumplett, as nu.« – »»Unkel,«« rep Paul, as hei em vörbi un de Trepp wedder dallep, »»bliw doch hir!«« – »Will den Deuwel,« was de Antwurt. – »»Paul,«« säd Jochen Klæhn, »»süh, Du büst doch süs ümmer so klauk un hest mi von de warme Gegend vertellt, wo wi hen kamen; so, nu warm' Di an de warme Gegend, ick sett mi wildeß hir an den warmen Schorstein.«« – »Dat kann ick ok,« säd Paul un sett'te sick bi em. »Un dat dat hir süs warmer sin möt, as hüt, dat kannst Du all an de groten Dire seihn, de hir üm dat Schipp 'rümmer spaddeln, dat sünd Delphinen, un stahn ok in min Naturgeschicht, de ick von Vatting tau 'm Wihnacht kregen heww.« – »»Heww ick ok all bemarkt,«« säd Jochen, »»un ick heww mi all wunnert, wo de Lüd' hir tau Lann' de Beister woll fangen. Wo? de möten jo doch jedwer Wad' un jedwer Angelgeschirr intwei riten. Aewer ick heww mi so dacht, Din Mutter künnst Du doch en grot Vergnäugen dormit maken, wenn Du ehr de Beister so in Din Dag'bauk 'rinnen setten dedst.«« – »Von dat Dag'bauk swig man ganz still, ick heww hüt Morgen all Verdreitlichkeiten naug dorvon hatt.« – »»Hest Schacht kregen?«« – »Ne, dat grad' nich; en por Mulschellen heww 'ck kregen.« – »»Von Din Muttern?«« – »Ne, von Vatting sülwst. – Hei 's hellschen falsch hüt Morgen.« – »»Hm,«« säd Jochen un satt in Gedanken», »dor möt ick mi doch wedder æwer wunnern; denn as ick Di gistern säd, dat ick mi doræwer wunnern müßt, dat de beiden so eindrächtig tausamen stunnen, dunn dacht ick, dat dat tüschen de Beiden up en Verdrag 'rute lopen würd, un dat sei dor ehre Lust an hewwen würden. Un bi minen ollen Herrn is 't ok so, de hett denn ok hüt Morrn so velen Spaß mit mi bedrewen, dat ick mi ordentlich doræwer heww wunnern müßt; un nu möt ick mi doch wunnern, dat dat bi Dinen Vater nich ebenso is.«« – »Ach, 't is All wegen dat oll dæmliche Dag'bauk.« – »»Paul, folg' Du oll Lüd': hüt is hir doch nicks tau seihn, kumm 'runner nah min Koi, will'n dor dat Dag'bauk widerschriwen, denn hest Du nahsten in Konstantinopel Respüt.«« – »Je, wat sall ick man schriwen?« – »»Ih, dat finnt sick. – Kumm Du man nah min Koi.«« – »Dor kümmt Herr Nemlich hen.« – »»Den willen wi woll utlüchten. – Noch is hei jo doch baben.«« 

Hir gung denn nu Paulen sine Schriftstelleri mit Jochen sine Hülp flott von Statten, un dat Dag'bauk namm sick ungefihr so ut:

Fortsetzung:

»In Ragusa blieben wir drei Tage, indem wir uns Alles besahn. Hir stehen viele Oelbäume und auch östreichsche Offiziere; auch habe ich hier Montegriner gesehen, indem diese von den Bergen herunter in die Stadt zum Verkauf kommen, sie sind noch wild. – Von Ragusa fuhren wir nach Korfu, welches eine Insel ist und auch in der Geograpfie steht. – Diese soll für gewöhnlich sehr schön sein, was wir aber nicht zu sehen kriegten, indem es regnete und wir in dem tiefen Lehm hacken blieben, worauf Vater sagte, es wäre geborner Weizenboden, und Mutter nachher den Schnupfen kriegte. – Von hier fuhren wir nach Ithaka, welches auch eine Insel ist, von welcher der Herr Subrekter uns schon in Rostock viel erzählt hatte, auch von Odysseussen und die Andern, den Herr Nemlich immer Ulysses nannte, indem er Vater das erklären sollte, was ich aber schon wußte. Vater hat das aber nicht All geglaubt und Jochen Klæhn auch nicht, nämlich von der Insel Poel, weswegen er sich derentwegen mit Herr Nemlichen beinah geprügelt hätte.« –

»»Paul,«« säd Jochen, »»dat strik doch leiwerst wedder ut, dat künn doch wen tau lesen krigen un künn glöwen, ick makte nicks as Stänkeri.«« – »Ne,« säd Paul, de bi sin Schriftstelleri ok mihr för 't Schriwen, as för 't Striken was, »dat möt. Aewer ick will wat dortausetten, dat Du nich in Verlegenheit kümmst,« un hei schrew wider:

»Jochen hatte aber Recht. – Na, büst Du nu taufreden?« – »»Ja, denn – is mi dat denn nu wider ok nich entgegen.«« – Un Paul schrew wider:

»In der Nacht fuhren wir um das Kap Matapan herum, welches ich aber nicht zu sehen kriegte, indem Vater und Mutter mich zu Bette jagten, und welche das auswendigste Ende von ganz Europa ist, welches hier nämlich aufhört, und auf der Landkarte an der andern Seite nach obenhin erst wieder anfängt.« –

»»Paul,«« säd Jochen, »»Du weitst, ick bün en seebefohren Minsch un möt dat weiten; Du seggst: ›fuhren wir um das Kap Mataplan herum‹, Du möst seggen: ›kemen wir in Sicht‹, so hürt sick dat.«« – »Je, ick heww doch nicks tau seihn kregen, ick müßt jo dor unnen in 'n Düstern liggen.« – »»Schadt nich! æwer jedes Ding will sin Recht hewwen.«« – –

Paul ännerte denn nu sine Schrift un schrew wider. »Heute ist uns nun nichts weiter passirt, als einige Biester von Delphinen, welche sich um das Schiff herum tummelten, weswegen sie auch Tummler heißen; die Matrosen nennen sie auch Meersweine. – Es sind dies aber andere, wie Karl Beselin wie Kaninchens in einen Kasten hat; sie haben keine vier Beine, sondern Fische.« –

»So!« säd Paul un läd de Fedder hen, »nu weit ick nicks wider.« – »»Ih,«« säd Jochen, »»'t is jo nu ok naug; æwer wullst Du woll nich noch en lütten Strämel von den Baron un Din Helene mit infleiten laten?«« – »Ick ward mi woll häuden!« rep Paul, »min Mutter würd en schön Gesicht dortau maken.« – »»Paul,«« säd Jochen, »»Du büst doch süs ümmer so klauk! – Ick möt mi doch wunnern, dat Du meinst, dat ick Di in Unverlegenheiten bringen ward, dat Du mit klore Würd' uns' Verswörung un wat wi süs noch weiten, upschriwen sallst. Ne, dat möt so fein stellt werden, dat kein Minsch dat marken kann, wat wi eigentlich meint hewwen. – Schriw Du man, ick will Di dictiren.

»»Auf die ganze Reis' – hest Du dat?«« – »Ja.« – »»hat sich ein Gewisser – mit einer Gewissen bemengt – hest Du dat?«« – »Ja, æwer . . . .« – »»Lat doch! dat kümmt noch vel bistriger. – Bemengt – bemengt; abersten sie hat ihn veracht't und hat sich ümmer an einen andern Gewissen gerichtet – hest Du dat?«« – »Ja, æwer wer sall dat sin?« – »»Un dat weitst Du nich? un geihst hir up dat Deck herüm un markst nich, dat dat Franz Nemlich is?«« – »Ja, æwer . . . .« – »»Schrie wider, Paul! – Dieser Gewisse stickt sich ümmer roth an, und seine Augen sehn ümmer so glorig aus, wenn die Gewisse mit ihm spricht. – Hest Du dat?«« – »Ja, æwer hest Du dat markt?« – »»Schriw wider: Sie hat nichts davon gemerkt und ihn nicht estimirt; aber zwei Gewisse haben es gemerkt und sich versworen, daß ein Gewisser in Meckelnborg ihr zur Frau haben soll. So! nu mak en Punktum, un mi süll doch wunnern, wenn Din Mutter oder süs en anner Minsch hir dull oder klauk ut warden süll.«« 

Paulen was dese Anhang tau sinen Dag'bauk nich ganz mit, un slog – grad' as mi – dat Gewissen, dat hei sine taukünftigen Lesers eigentlich bedreigen ded: sin Dag'bauk süll eigentlich – so was dat Afkamen mit Muttern – nicks wider sin, as 'ne Reis'beschriwung, un nu mengte hei allerlei annern Kram dormit 'rinne, un düstere Schatten stegen – grad' as vör mi – vör em up, höllen em de Fust vör de Näs' un säden: »Täuw Du Racker! Wat gellen Di de Lüd' an un ehre Leiwsgeschichten? Hürt dat in 'ne Reis'beschriwung? – Du hest uns blot tau vertellen von Land un Water, von Kirchen un Städer un von de Inwahners, un wovon sick de redlich ernähren, un, wenn 't hoch kümmt, von 't leiwe Veih, wat dor begäng' is, un von dat, wat up de Feller waßt; kannst ok schriwen, wo vel Lohgarwers un Seepenseiders in 'ne Stadt sünd, un wat dat süs noch för allerlei Nutzbores giwwt.« – Un Paul ward seggen – grad' as ick: »»»Kinnings, slaht mi nahsten, irst lat't mi seggen: dortau bün ick tau dumm, dat krig ick nich farig,«« un wenn hei all up Universitäten Institutionen hürt hadd, hadd hei tausett't: ultra posse nemo obligatur, wat up dütsch heit: von en Ossen is nich mihr as Rindfleisch tau verlangen; un dorüm möt Ji denn ok bi Paulen un mi in Gelegenheit seihn. Dorüm makt uns kein scheiw Gesicht tau, wenn wi von Konstantinopel blot dat vertellen, wat uns paßt: dat de Gesellschaft bi nachtslapende Tid ankamm, dat sei an den annern Morgen dat guldne Hürn vör sick liggen sach, un dat de Anblick von desen Hawen un de ganze Stadt so was, dat woll Nümms em seindag' vergeten ward. – Ja, seindag nich vergeten ward! –

As de ganze Gesellschaft up einen Hümpel was, treckte sei in fierlichen Uptog, æwer ahn allen Staat, denn 't was kolt, un de Meisten hadden æwer ehren Glanz enen grisen Ümslageldauk smeten, nah den östreichschen Konsul sinen Hus'. Ein Jeder hadd wat Besonders, up wat hei regardirte, un Jeder hadd sin Gedanken för sick, un wenn dese Gedanken all in Musik sett't un lud worden wiren, denn hadd Konstantinopel de schönste Katten- un Janitschoren-Musik tau hüren kregen, de all seindag' de Minschen de Uhren verdöwt hett. –

Up dat Konsulat was för de Gesellschaft en grichschen Dollmetscher as Führer mitgewen, de sei in de för ehr bestimmten Quartire bringen süll. Dat was denn nu sowid recht gaud, æwer nu drängte sick Allens üm den Kirl 'rüm, un de dumme Kirl glöwte jo un woll, dat hei, Gott weit, wat för en grotes Dirt wir, un höll dor 'ne ordentliche Predigt, as wir hei de Apostel Paulus, de tau Athen vör dat Volk von den unbekannten Gott redte. – »Dat 's All dumm Tüg, un bang' maken gelt nich!« rep 'ne fette Stimm von achter her, »de Hunn' dauhn keinen Minschen wat, wenn ehr man Keiner up den Swanz un up de Beinen peddt; æwer denn biten uns' tau Hus ok.« – Allens dreihte sick üm un kek Unkel Borßen an, de dit spraken hadd. – »Bullebülderi« un so wider, un so wider, rep Unkel Bors den Dollmetscher up Türksch tau, wat so vel heiten ded: »Lægen verbidden wi uns, un ick ward uppassen.« De Grich' treckte denn nu ut Hochachtung sine Mütz vör Unkeln, un de ganze Gesellschaft treckte sei in Gedanken mit: »»Wat?«« frog dat unner enanner, »»dese olle, einfoltige Mann, de sick up de ganze Reis' blot mit Häunerfaudern afgewen hett, de kann Türksch?«« Un as nu gor tau Rum' kamm, dat hei in Konstantinopel, so tau seggen, tau Hus was, dunn let Allens den Grichen stahn un dreihte sick üm den lütten, dicken Middelpunkt von Unkeln sine Perßon. –

So geiht dat in de Welt: wenn Einer man – un stünn hei up de ündelste Tram' von de grote Minschenledder – so vel Geduld hett, dat hei up den richtigen Tidpunkt täuwt, wo hei mit sine Weisheit tau Rum' kamen darw, denn sleiht hei dörch. – Unkel hadd dese Kunst verstahn un was dörchslagen, sogor bi sine Swesterdochter Hanning; denn de let Antonen sinen Arm fohren, drängte sick dörch den Hümpel, kreg Unkel sinen Arm fat't un säd: »Komm Onkel!« Denn nah sinen groten Erfolg in de türksche Sprak schanirte sei sick gor nich, em vör alle Lüd' as Mutterbrauder antauerkennen. »Und Du, mein Kind,« rep sei Helenen tau, »nimm den andern Arm von Onkeln und achte auf das, was er sagt. Vor Allem achte auf die hiesige Baukunst. – Es ist Schade,« säd sei tau Unkeln, as sei mit em un de Spitz von de Gesellschaft vörup trecken ded, »daß ich Hella nicht Privatstunden in der Baukunst habe geben lassen.« –

Unkel gung nu de Stufen nah Pera 'ruppe voran un vertellte von allen Dingen, de ehr upstödden. – De lütte, thüringsche Kopmann stek männigmal sine Näs', as künn hei mit de hüren, tüschen Helene un Unkeln un säd denn: »»Ja, ja, der Herr Bars weiß Bescheid, der hat die Gewalt.«« – Up de annere Sid tüschen sine Fru un Unkeln stek af un an Anton sinen Kopp, dat hei ok wat profentiren wull, un as ehr 'ne grugliche, swarte Gestalt mit en witt verbünzeltes Gesicht entgegen kamm, de utsach, as wull sei Kinner grugen maken, frog hei: »Wat 's dat?« – »»Dat 's ein' von Ehre schönen Türkinnen, Herr Vedder.«« – »De heww 'ck mi ok ganz anners dacht,« säd Anton tau den lütten Kopmann. – »»Ich auch,«« was de Antwurt, »»oh, Ihr Männer! Ihr Männer.«« – »Schauderhaft!« säd Herr Gumpert, hei meinte æwer nich de türkschen Frugens, hei meinte den Stratendamm, denn hei hadd Likdürn'. – Herr Nemlich drängte sick an Helenen 'ran, un Jochen Klæhn säd tau Paulen, de mit em vörup lopen was: »»Paul, dat süll mi doch wunnern, wenn Du noch nicks markst, kik Franz Nemlichen mal an! Nu!«« rep hei un stunn still, »»un nu kik Di mal de beiden ollen Türken an! De beiden Kirls dragen hir en Mæhlenstein de Stufen 'ruppe. Ick heww doch Franz Blocken seihn, dat hei söß Schepel Arwten nah den Bæhn 'ruppe dragen hett; æwer Mæhlenstein' . . . .?«« – »Dat sünd armen'sche Lastdrägers,« rep Unkel em tau, »tau 'm Führen is hir dat nich, hir ward Allens dragen.« – »»Dat bemark ick!«« rep Jochen un schot vöræwer, denn em was 'ne ganze Ladenutrüstung, de vir Kirls dörch de enge Strat drogen, in 't Gnick fohrt. –

De oll Jahn hadd sine olle Fründin, Tanten Line, unner'n Arm un was so fidel un lustig un makte so velen unschülligen Spaß mit ehr, un sei wedder mit em, dat sin Jochen, as hei sick von sinen Stot verpust hadd, tau Paulen säd: »»Paul, kik minen ollen Herrn mal an! – De Lüd' säden vördem, dat wir mit em nich richtig; ick segg æwer, dat is nu mit em nich richtig; ok würd mi gor nich wunnern, wenn hei up sine ollen Dagen de olle Dam' noch frigen ded.«« –

De Gesellschaft deilte sick nu; ein Part würd in dit, dat anner in en anner Gasthus unnerbröcht. Unsere Bekannten, mit Utnam' von den Herrn Baron, würden All in ein Gasthus inquartirt, blot Fru Groterjahnen un Helene kregen ehre schöne, bequeme Wahnung grad'æwer bi 'ne östreichsche Putzmakerin, vörn nah de Strat herute. – Ach wat was Helene glücklich! Sei was up einige Tid den Baron los un kunn nu up de Hauptstrat von Pera herafseihn, wo alle Drachten un Völkerschaften von Europa un Asien sick stödden un drängten, wo vörnehme türksche Haremsdamen in sülwerbeslagene Kutschen binah ahn Sleuer seten un olle, ihrwürdig utseihnde Pascha's up lütte, dralle, arabische Pird' bedächtig de Strat entlang reden, wo fränkische Frugens in helle, sidene Kleder tüschen de swarten Späukgestalten von türksche Frugens sick licht dörchwünnen, as Blaumengirlanden an Gefängnißtrallingen; ehr was tau Sinn, as wir ehr tau Gefallen en groten Maskeradenball anstellt. –

Ja, hir gaww 't vel tau seihn von den Höchsten bet tau 'm Sid'sten, hir kunn sick Einer in de heil'ge Sophienkirch henstellen un de ut einen Stein hau'ten Säulen anseihn, de de Kaiser Konstantin von den Dianentempel tau Ephesus un von den Apollotempel tau Delphi tausamen slept hett, un wenn hei en beten von Inbillungskraft hatt hadd, denn hadd hei en grot Stück von de grichsche Geschicht vör sick liggen seihn; oder hei kunn sick ok den irsten, besten, ollen, türkschen Daglöhner oder Kameeldriwer nemen un sick den finen Kaftan anseihn, un wenn hei denn ok en beten Inbillungskraft hatt hadd, denn hadd hei em ok ut de enzelnen bunten Flicken 'ne ganze Geschicht von den Puckel aflesen kunnt. Hir kunn sick nu ok ein Jeder utwählen, wat hei vör Allen seihn wull; de Ein' lep in den Bazar, de Anner red üm de Stadtmuren, de Drüdde besach sick dat olle Serail un de Virte Tophane; un wo de Gesellschaft sick wedder tausam finnen müßte, as bi dat Beseihn von de Sophienkirch un von den Soldan sin niges Theater, oder bi den Ritt von den Soldan in de Moschee un de Fohrt up de Bosporus, hadd ein Jeder so vel för sick tau regardiren, dat hei sick üm den Annern blitzwenig kümmerte; un wenn sick dat ok All recht schön vertellen lett, so bringt uns dat in uns' Geschicht nich einen Schritt wider, denn de Leiwsgeschichten stunnen hir in Konstantinopel vullstännig still, as 'ne Stuwenklock, von de de Gewichte afhängt sünd; ok stimmte dat Weder slicht tau Leiwsgedanken, denn 't was gruglich nattkolt, un wenn de Minsch bet an de Enkel in den Stratensmutz waden un up de Beinen regardiren un up den Taurop von de Lastdräger hüren möt, dat hei ut den Weg gahn sall, denn hürt hei in so 'n Larm verdeuwelt wenig von dat, wat dat Hart tau em spreckt. –

So tau 'm Exempel stunnen bi den Soldan sinen Ritt in de Moschee uns' beiden verleiwten, jungen Herrn, de Herr Baron un Herr Nemlich, wid af von Helenen un früren in den Sneiregen, de von baben dal fisselte, Herr Nemlich an den Hals wegen den nigen Slips, de Herr Baron an de Fäut wegen de Glanzsteweln. Anton stunn ok wid af von sine leiwe Fru un sach sick vör Allen de lütte arabischen Schimmel an, de von de Leibgard' reden würden. De lütte, thüringsche Kopmann taxirte in de Geswindigkeit de goldne Tömung von de Pascha-Pird' un den groten Demantstirn, den de Soldan up de Bost drog, un rep ein æwer 't anner Mal: »Oh, Ihr Männer! Ihr Männer! – Ja, der Sultan hat die Gewalt!« Herr Gumpert säd: »»Schauderhaft!«« meinte æwer nich den Soldan, meinte dat Weder dormit, un Jochen Klæhn säd nicks un wunnerte sick. Unkel Bors stunn tau Fru Groterjahnen ehren Arger wid af von de Gesellschaft un hadd sick, indem dese Uptog nicks Nig's för em was, de Rockslipp vull Stuten köfft un fauderte nu stats de Häuner de willen Hunn', grad' as wir hei en ollen, verkledten, framen Muselmann, denn de erbarmen sick in dese Ort æwer dat hungrige Veih. De olle Dam' hadd sick vorher bi den grichschen Dollmetscher nah de Reihenfolg' in den Tog erkundigt, un kunn nu den ollen Jahn un Helene Omer Pascha un Fuad Effendi un de annern vornehmen Paschas wisen. Fru Groterjahnen, de nah lange Dag' Paulen mal wedder habhaft worden was, stellte sick, dat sei beter seihn, ok mæglicher Wis' beter seihn warden künn, mit ehren Sæhn up en Postament von 'ne Gorenmur, un de Beiden hadden nu, wenn sei de nimod'sche Kreolin' un den Regenschirm nich hatt, un Paul sinen Flitzbagen hatt hadd, för en Standbild von Venus un Amor gellen kunnt. De Soldan müßte sei denn ok woll so hoch taxiren, denn as hei vörbi red, kek hei sei stramm an, läd dunn de Fingern up de Bost un makte ehr as Muselmann sin Kumpelment; dat Snuwdauk smet hei ehr æwer nich tau. – Dit is denn nu noch bet up den gütigen Dag för ehr en reinen, schönen Quell von säute Erinnerungen, un wenn Anton nich will, wat sei will, denn süfzt sei irst, un denn kriggt hei 't tau hüren. –

So vergungen de fiw bet söß Dag' tau Konstantinopel. – Fru Groterjahnen hadd in dese ganze Tid vorzüglich up Helene ehr Andringen ehren ollen Mutterbrauder in 't Strick, dat hei sei ümmer ledden un Allens wisen müßt. – Hei, Groterjahn, was ganz von Herr Nemlichen sine Erklärungen afsprungen, un hadd sick meistens ümmer an de olle Dam' wendt, wenn em wat düster vör de Ogen was, un dat was binah ümmer de Fall. De olle Dam' hadd denn nu ok Mitled mit em, dat hei dor nich as Blinn'kauh 'rümmer lep, un so kamm 't denn, dat hei ok ümmer mit den ollen Jahn tausamen was, un wil Fru Groterjahnen ehre Upsicht un Regiment fehlte, würden de beiden findlichen Bräuder tauletzt so umgänglich mit enanner, as wenn vördem nicks passirt was. – Groterjahn was noch en beten blöd' un unseker, Jahn æwer schanirte sick gor nich un bedrog sick so, as wahnten sei beid' noch tau Groten- un Lütten-Barkow, un sine Windhunn' hadden seindag' nich de Pagelunen dod beten. – –

An den letzten Dag makte de olle Dam', de in ehre dädige Unrauh de Bekanntschaft mit einen dütschen Baukhändler makt hadd, den Vörslag, wat sei nich unner Anführung von desen fründlichen Mann mit ehr nah de asiatsche Sid, nah Scutari 'ræwer un von dor ut den Bugurlu-Dagh bestigen wullen. – De oll Jahn was dorbi glik up den Platz, un ok Anton was dat taufreden, indessen glöwte hei denn doch dat sine ehelichen Verhältnisse schüllig tau sin, dat hei sine Fru dese Extratur anzeigte un sei dortau ebenfalls upfödderte. – Hei gung also 'ræwer nah ehr Quartir. –

All up de Trepp hürte Anton sine leiwe Fru ehre Stimm, sei predigte mal wedder; un wil Anton dese Wolldaht all so oft genaten hadd, un sin Gewissen in desen Ogenblick nich ganz fri was – denn hei hadd eigentlich vör, sine Fru de Reis' up den Barg so nattkolt un dreckig uptaudischen, dat ehr de Lust dortau vergahn süll – wull hei sick all up de Flucht begewen, as sine Jeannette ut de Stuw' kamm un von den Süll taurügg rep: »Und, mein Kind, dabei bleibt es, und ich werde mich sogleich an den Unternehmer und den Kapitän wenden.« – De Flucht was Antonen nu afsneden, hei müßt in 't Füer, un dat dat heit hergahn würd, kunn hei an sine Fru gewohr warden. – »»Was ist denn los?«« frog hei, as hei in de Stuw' kamm un Helene ganz benau't un bedräuwt sitten sach. – »Es sind Frauenangelegenheiten, Anton, und am besten ist es, Du kümmerst Dich nicht darum.« – Nu was æwer Fru Groterjahnen seindag' süs nich gegen Helene hastig, dit müßte em also doch upfallen, un hei fung an: »»Ja, aber . . . .«« – »Ach, Mutter verlangt . . . .« föll Helene in. – »»Mein Kind,«« foll nu wedder Mutter in, »»wenn Deine Mutter es für passend hält, Deinen Vater in unsere Unterredung einzuweihen, so wirst Du ihr das Wort lassen. – Die Sache ist diese: unsere Wirthin ist Modistin und hat die Lieferungen für viele Pascha-Damen, so auch für den Harem von Omer Pascha. Nun ist sie auf morgen Nachmittag dahin bestellt und hat sich freundlich erboten, mich und Hella dahin mitzunehmen. Ich habe das dankbar angenommen, und nun macht mir mein Kind Einwendungen dagegen.«« – »Ja, aber,« fung Anton wedder an, »das Schiff . . . .« – »»Ich weiß, was Du sagen willst, Anton: das Schiff soll schon heute Abend abgehen; aber ich werde mit dem Unternehmer und dem Kapitän sprechen, und diese werden nicht so rücksichtslos gegen mich sein, wie Du es gegen mich bist, Anton. – Und sollten sie es doch sein, so bleiben wir hier – es bleiben Viele von der Gesellschaft hier und fahren mit einem andern Dampfschiff nach. – Diese Gelegenheit zur Bildung meiner Tochter werde ich mir nicht entgehen lassen, und was kann für eine zukünftige Gattin bildender sein, als der Anblick dieser durch Männerroheit entwürdigten Geschöpfe in den Harems? – Mein Kind wird sich ein Beispiel daran nehmen; sie soll es besser haben, als ich, sie soll nicht so entwürdigt werden, wie ihre unglückliche Mutter.«« – Nu was sei, as Anton markte, in dat richtige Fohrwater, un hei hadd nu woll Pahl treckt, wenn em Helene nich tau sihr jammert hadd, hei fot also up 't Frisch wedder nah: »Meine liebe Jeannette, der Mensch soll . . . .« – »»Bleib mir mit Deinen Gemeinplätzen vom Leibe!«« unnerbrok em sine Fru – »»sie mögen für Paulen passen, für mich sind sie nicht.«« – »Mutter,« rep Helene, »liebe Mutter!« un sprung up un fot ehre Mutter üm, »ich weiß, Du meinst es gut mit mir; Du meinst es besser, als ich es verdiene; aber bedenke doch, was uns in den fremden Verhältnissen für Unannehmlichkeiten passiren können, und wir sind ohne allen Schutz.« – »»Schutz?«« frog Mutter, un richt'te sick in Enn', »»bist Du nicht im Schutze Deiner Mutter? Und Unannehmlichkeiten? – Wenn der Großsultan selbst Deine Mutter mit Achtung grüßt, so werden sich sein Untergebener, Omer Pascha, und dessen Frauen wohl hüten, sie anders als mit Auszeichnung zu empfangen.«« – Dorgegen let sick nu gor nicks seggen, ok Anton verzagte dorup, æwer mit Ingrimm wegen de Unmæglichkeit; hei fot den Drücker, gung ut de Dör, un de Ingrimm slog bi em dörch, hei stek den Kopp wedder taurügg dörch de Dörenritz un rep roh un plattdütsch: »Un dat Schipp geiht hüt Abend, un wi führen mit dat Schipp.« 

So! Nu hadd hei sinen Trumpf utspelt; æwer dese Anstrengung hadd em so in Upregung versett't, dat hei sick noch gor nich recht besinnen kunn, un dat hei luter verquere Antwurten gaww; denn as de olle Dam' em frog: »»Na, min leiw' Herr Groterjahn, Sei führen also mit?«« säd hei: »Dat Schipp führt hüt Abend.« – »»Nein, nein lieber Herr Groterjahn, das kleine Dampfschiff, welches uns von der Galatabrücke nach Scutari bringt, fährt in einer halben Stunde.«« – »Un nah Omer Pascha sinen Harem sælen sei nich!« – »»Wer will denn in den Harem? wi willen jo up den Bugurlu-Dagh,«« lachte Tanten Line. – »Un Helene sall dor nich hen.« – »»Mein Gott, wat is dit? – Wenn Ehr lütt, leiw' Lening mit will, worüm sall sei denn nich? – Nu kamen S' æwer; 't is de höchste Tid.«« – Na, tauletzt un tauletzt würd de arme Groterjahn denn doch so ruhig, dat hei æwersichtlich vertellen kunn, wo 't em gahn was. – »»Ehre Dochter is en lüttes verstänniges Mäten,«« säd Tanten Line. – »Un mine Fru?« frog Anton argwæhnsch, denn em gung dat ok so, as männigen annern Ehmann; wenn hei mit sine Fru tausam was, stred hei sick mit ehr, un wenn hei mit Annern tausam was, stred hei för ehr. –

De oll Jahn un Jochen Klæhn un Paul, de sick up eigene Hand an Jochen anslaten hadd, wiren all vörup, un de Beiden folgten nu. – De Damper gung bald af, un ick segg nicks von dat eigene Gefäuhl, wenn de Minsch tau 'm irsten Mal den Faut in einen annern Weltdeil sett't, ick will blot seggen, dat de dütsche Baukhändler up Allens schön upmarksam un den Dollmetscher maken ded.

De Gesellschaft führte nu dörch Scutari, wat in Verhältniß vel stärker von Türken bewahnt ward, as Konstantinopel, un wo sei noch vel strenger up ehre ollen Gebrüke hollen, as dor. – In den einen Einspänner satt de oll Jahn, Jochen un Paul; in den annern Tanten Line, Groterjahn un de Baukhändler. As sei ut de Stadt un von den Damm wiren, föllen de Rad' deip in den Leimweg, un de olle türksche Fuhrmann sprung von sinen Sitz 'runne un knedte bet an de Enkel in den Leim, dat hei sin lütt, tanger Pird dat lichter maken wull. – »Das freu't mich doch recht,« säd Groterjahn, »daß so 'n Türk doch ein christliches Erbarmen mit sein Veih hat.« – De Baukhändler lachte. – »Was lachen Sie?« frog Anton. – »»Herr Groterjahn, wenn die Türken nicht mehr Erbarmen mit ihrem Vieh hätten, als die Christen, denn hätte unser Fuhrmann wohl schon lange die Peitsche zur Hand genommen, aber, wie Sie sehen, führt er gar keine mit sich.«« – »Das wär' der Deuwel!« säd Anton, »womit treibt er denn das Pferd an, wenn's stätsch wird?« – »»Hören Sie nicht, wie er mit ihm spricht?«« – »Na, was sagt er denn?« – ›Schön, mein Apfelchen, schön, meine kleine Rose! Du kommst durch! – Nur Muth, mein Apfelchen! Nachher giebt's goldene Gerste.‹ – »Hören Sie, das ist mir doch sehr bemerkenswerth, denn haben Sie hier auch wohl einen Thierquälerverein, wie in Meckelnburg. – Neulich noch hat der, was der Öbberste von ihnen ist, Polonius aus Swerin, an mich geschrieben, was ich nicht auch in Rostock so einen einrichten wollte, ich habe aber man noch so viel was Anders zu thun.« – »»Einen solchen Verein kennt man hier nicht, die gute Behandlung der Thiere liegt bei den Türken in der Religion.«« – »Hm,« säd Anton, »das habe ich mir nicht gedacht, ich habe die türksche Religion für eine rechte blutgierige gehalten.« – »»In mancher Beziehung würden wir als Christen wohl nicht mit derselben tauschen können, aber an der gebotenen Freundlichkeit gegen die Thiere könnten wir uns immer ein Beispiel nehmen, und wie Sie sehn, unser Türke kommt mit freundlichen Worten weiter als ein mecklenburgscher Knecht mit der Peitsche.«« – »Ja, wahrhaftig!« säd Anton, »ein meckelnburgsches Pferd hätte in diesem tiefen Weg schon den Zug versagt.« – »»Un denn laten wi uns as Christen,«« frog de oll Dam', »»hir von dat arme Dirt dörchslepen? un schämen uns nich vör den Türken, de dor nebenbi wadt? – Holt!«« rep sei, un as de Türk dit nich verstunn, rep sei »»Purr!«« un makte den ollen Burßen so 'ne wunderbore Teiken un Maföken tau, dat de all allein ut reine Verwunnerung doræwer de Lin' antreckte. »»So!«« säd sei un sprung ut de Wagen, un stunn ok glik bet an de Enkel in den Leim; de Annern folgten nah, ok de ut den annern Wagen; un nu gung denn ein Waden dörch de deipen Weg' un ein Klattern dörch Steinbrüch un æwer Felsen los, dat dat Water unnen in de Stewel un von den Kopp as Sweit dallep. – Tanten Line makte æwer Allens tapfer mit dörch. –

Un nu stunnen sei baben up den Barg; de Baukhändler hadd ümmer beden, sick nich ümtauseihn, æwer nu dreihte hei Tanten üm, un dor legen denn nu vör ehren Ogen all de Herrlichkeiten von dese Welt, nich as sei de Düwel unsern Herrn Christus wis'te tau 'm Verlocken, ne! as sei uns' Herrgott den Minschen wis't, dat hei sine ›Werke‹ un sine ›Stärke‹ erkennen mag. – Ja, dor, wo de beiden för de Minschheit wichtigsten Ird'deils sick scheiden, dor hett de Herr sine Hand vull Pracht un Herrlichkeit updahn un hett sei utschüddt æwer Land un Meer, dor hett hei 'ne Brügg spannt vull Licht un Farwen, as de Regenbogen, wo von de ein Sid de Religionen 'ræwer treckt sünd, dat de Wildheit tamm würd, un von de anner Sid Maud un Kraft, dat de Fulheit niges, frisches Lewen kreg. – Ja, dor lagg Konstantinopel as en groten Halwring, den sine Enns dat blage Water bespäulte, un de sinen höchsten Rüggen düster swarte Barg' infat'ten, mit all sine breiden Kuppeln un spitzen Minarets, un jeder Stein von ehr redte von dat, wat öltlings mal hir gescheihn was. – Dreih di rechtsch herüm! – Dor liggt de Bosporus! – Ja, wi Dütschen kænen stolz sin up unsern Rhein, dat wi em hewwen, un noch stolzer dorup, dat wi em uns nich nemen laten! æwer wat is de Rhein mit sine Borgen un Sagen gegen dit Water, an den sinen Burt mal Grichen un Perser un Römer un Venetianer un Türken, alle Völker ut unsere Welt, streden un leden hewwen? wo Gottfrid von Bouillon mit sine Krüzfohrers sin Lager slog un de Soldan Mohammed sin Pird up den Altor in de heilige Sophienkirch sin Fauder gaww? – Kikt wider, kikt wider! – dor liggen de beiden türkschen Festungen Rumeli- un Anadoli-Hissar so breitspurig genæwer, as hadd sick dat Türkenvolk dormit för ewige Tiden up dit Flag fastsetten wullt; æwer kikt wider! Dor achter liggt dat swarte Meer, wat den Namen mit de Daht hett, un dor achter – stahn de Russen. – Un nu kikt nich wider, denn dor achter swenkt sick 'ne Fahn dörch de Luft, wo uns' Herr Christus up malt is; hei hett æwer nicks dorbi tau dauhn, denn hei leggt sine Hänn' woll leiwer up dat Volk, wat an Muhamed glöwt, as up dat, wat mal einen Iwan geburen hett. – Dreih Di üm! – Nah linksch üm! – Dor liggt dat Marmormeer, de Propontis, süs in Licht un Rosenglanz, hüt æwer in deipen Schatten; un swart, as wiren 't Likensarks, swemmen de Prinzeninseln dorin, un sünd sei 't nich? – Dor begröwen de verkamenen, von de jitzige Welt verdammten Grichen-Kaiser ehre Döchter. – Schöne Döchter! – Un sei begröwen s grad' so, as unsere Meckelnbörgschen Eddellüd' ehre Döchter in Kloster Dobbertin un Malchow, un dachten ok nich doran, dat en warmes, lewiges Hart slicht mit 'ne Reknung stimmt, de ›zur Ehre des Hauses‹ upricht't is. – Aewer kikt wider! Dor strahlt Jug in witten Sneiglanz de kleinasiatsche Olymp entgegen! Hoch! Hoch! Dat hei Jug mal erinnern kann an de annern in Grichenland, wo mal öltlings Götter up wahnten. – Ja, seiht en Jug mal an, lang' an! Un denn lat't Jug mal von den Baukhändler ümdreihn, dat Ji achter Jug seiht. – Wat? – Dor liggt de Weust! de Weust in rosenroden Schin! – Uns' Herrgott hett sei in sinen Gnaden verklärt, un Abraum hett dorin wandert, un Moses hett de Gesetztafeln dorin dat Volk wis't, un Christus hett dorin den Düwel æwerwunnen. – Ach, all dat Schöne rechtsch un linksch, worüm sick Völker streden hewwen, wo Minschen up Minschen henslacht würden, dat Allens packt nich so, as wenn Einer dat Flag süht, worin ein einsamer Minsch wandelt in Gedanken, de tau Gott willen. –

Tanten Line stunn un kek un kek, bet ehr dat Water in de Ogen stunn un sacht dal drüppte as en Mairegen, unner de sine Wolldaht Allens gräunt un bläuht tau unsern Herrgott sin Pris un Ihr. Dat wiren frame Thranen un unner ehren Segen bläuhten gaude Dahten tau Höcht, denn ehr warmes Hart was so kräftig un brav, dat em en frames Swelgen nich genäugen kunn; ehr Gefäuhl würd glik tau 'ne Daht, de sei an Minschen äuwen müßt. – »Ach,« rep sei ut, »dat is rührend, hir möt jedweder Minschenhart rührt warden! Und wer hier steht und dies sieht und dann noch Haß gegen seinen Bruder im Herzen trägt, de is nich wirth, dat em so 'ne Gottesgnaden æwerkamen.« – »»Sei hewwen Recht,«« säd de oll Jahn an ehre Sid un gung in deipen, gauden Gedanken von ehr furt up Groterjahnen tau, de en beten afsid stunn, ok in gauden Gedanken. – »»Groterjahn,«« säd hei, »»Anton! – As Du noch en unbedarwten, jungen Minsch wirst un Hülp bruktest un Hülp verlangtest, heww ick dunn nich tru un ihrlich vör Dinen Tun stahn un Unglück möt't, dat dat nich in Din Feld kem'?«« – »Dat hest Du dahn,« rep Anton mit den dat Hart weglöp, un slog in Jahnen sine Hand, »dat hest Du dahn as en truen, ihrlichen Fründ.« – »»Un is dat nich 'ne Sünn',«« frog de oll Jahn, »»dat wi uns dörch pure Kinnerien – denn sörre en por Dag' seih ick de Sak so an – hewwen utenanner bringen laten? – Ick was Schuld doran; æwer Du möst mit mi in Gelegenheit seihn, ick was nich fri, ick lagg in sworen Banden.«« – »Ne, ick was Schuld,« säd Anton, »æwer ick was ok nich fri: Du weitst, mit mine Fru . . . . un nu hett sei dat mit Dinen Korl un uns' Helene utfünnig makt, un hett sick dat mit den Baron in den Kopp sett't, un . . . .« – »»Lat dat, Anton! Dat steiht up de Taukunft. Nebenzwecken heww ick nich bi desen Schritt, den ick Di entgegen kamen bün, mi is allein dorüm tau dauhn, dat Du keinen Zorn mihr gegen mi in den Harten hest.«« – »Ne, dat heww ick nich; æwer nu kik mal mit mine Fru . . . .« – »»Ick weit Allens, wat Du seggen willst, Anton, ick will Di ok kein Ungelegenheiten mit Dine Fru maken, gah Du minetwegen, as vördem, still an mi vörbi; ick weit jo nu, wo Di üm 't Hart is,«« säd de Oll un gung. –

Anton wüßt ok, wo em üm 't Hart was, em was tau Sinn, as wir dorch Jahnen sine letzten Würd' em en Zentnerstein von de Seel namen, denn bi all de Freud', de in em von wegen den Verdrag sprok, sprok ok ümmer de Angst vör sine Fru mit; em was, as stunn sei achter em un säd ümmer: schämst Du Dich nicht? Schämst Du Dich nicht? – 'T is recht jämmerlich, recht erbärmlich, dat de Minschen, wenn uns' Herrgott einmal ehre Harten rührt, dat sei fri æwer- un inenanner fleiten kænen, unsern Herrgott ehre lumpigen ›Wenn‹ un ›Aewer‹ in den Weg smiten un dat schöne Gottes-Geschenk glik in den Smutz von de Ird' herunnertrecken! –

Ut de Himmel, in de sick de Gesellschaft 'rinne keken hadd, süll sei denn nu ok wedder up de Ird' taurügg treckt warden, un dit besorg Paul. – Kinner, taumal Jungs, hewwen för 'ne schöne Gegend In 'n Groten un Ganzen, un von den Indruck, den sei up dat Gemäuth makt, noch keinen Verstand; dat Enzelne in de Natur: en Gewitter, en hogen Fels, en Waterfall, en schönes Pird, en groten Bom, packt sei ebenso as de öllern Lüd'; æwer 't is, as wenn so 'ne unbännige Jungsseel irst von de Johren, wo de Leiw' in den Harten bläuht, tomrecht makt werden möt, dat sei willig de Herrschaft von de Natur üm ehr 'rüm æwer sich anerkennt, un dese sick ruhig in sick speigeln lett. – Paul hadd sick ok de Gegend beseihn, so gaud as Einer; æwer 't wohrte nich lang', dunn was hei iwrig dorbi, allerlei utländsche Blaumen tau säuken, un 't was en ollen gauden Jung'; denn hei wull sine Swester Lening dor 'ne Freud' mit maken, un dorbi stödd hei denn up en Busch von Hunn'-Kamellen – Wiß un wohrhaftig, 't wiren Hunn'-Kamellen. – »Jochen, kik, hir stahn Hunn'-Kamellen.« – »»Ja, Paul, dorför möt ick sei ok taxiren.«« – »Ja, wo kamen denn uns' Hunn'-Kamellen hir nach Asien hen.« – »»Ja, Paul, 't Takeltüg ward sick vel an Asien kihren! – Wo dat einmal Ort hett, dat schanirt sick gor nich. – Weitst woll noch, vör drei Johr up Jugen frischen Klewerslag tau Groten-Barkow? – Min Mutter seggt: de kann Einer ümmertau up den Kopp pedden je breider warden s' de sünd noch düller as Unvertrad'.«« – »Vatting, Vatting,« rep Paul un lep up sinen Vader tau, »hir stahn ordentliche, natürliche Hunn'-Kamellen!« – »»Paulus, der Mensch soll den andern Menschen in einer schöne Gegend nicht in der Natur stören.«« – »Ja, Vatting, æwer nu möt wi doch nah Hus, 't is de höchste Tid, wi sælen jo tau Klock vir up 't Schipp sin.« – »»Ja, wahrhaftig, Du hast Recht,«« säd de Oll un kek nah de Klock. »»Wir müssen nach Hause,«« rep hei de annere Gesellschaft tau. –

Un mit trurigen un sehnsüchtigen Harten nemen sei Afschid von dat Flag, un 't was. as wenn dörch de Seelen en schöne Gesang tönte, vull Erinnerung un Weihmaud, un ümmer wider, ümmer wider ut de Firn', bet hei tauletzt verhallte un sturw, un de Seelen in Truer let üm dat, wat west was. – Oh, worüm so bald, worüm so bald! –

Paulen was nu grad' nich so tau Sinn; hei vermißte Jochen Klæhnen un rep: »Jochen kumm doch!« – »»Glik!«« rep Jochen un purrte up de Barg in de Ird' herüm. – Aewer 't wohrte nich lang, dunn kamm hei ansprungen mit en Hunn'-Kamellen-Busch, de hei mit Wörteln 'rute purrt hadd: »Da, Paul, den nimm Du mit.«« – »Wat sall ick dormit?« – »»Wat Du dormit sallst? – Den sallst Du Di in Groten-Barkow up 't Feld planten.«« – »Ih, dor hewwen wi naug von dat Tüg.« – »»Paul, wat büst Du dumm! – Süh, wat kann dat nich för en Stolt för Di sin, wenn Du in ollen Dagen mal dat ganze Feld vull Hunn'-Kamellen hest, un Din Nahwers kamen un lachen Di dormit ut, un Du kannst seggen: lacht Ji man, dat sünd keine gewöhnlichen, dese sünd von de aseatsche Ort.«« 

Paul namm ok richtig den Busch, säd æwer nicks, denn dortau was kein Tid, un wat hei nahsten den Busch in Groten-Barkow inplant't hett, so dat sick dor en sorglichen Landmann mit frische Hunn'-Kamellen-Saat versorgen kunn, weit ick nich; ick weit blot, dat dat nu tau Faut un tau Wagen æwer Hals un Kopp nah den Bosporus dal gung, un dat sick hir twei un twei in so 'n smallen, spitzen, türkschen Kahn sett'ten, den sei ›Kaik‹ näumen, un dorin nah Konstantinopel henæwer flitschten denn de Dinger scheiten so flink un so licht æwer dat Water hen, as de Swælken in de Luft.

As Anton mit Paulen tau sine Fru ehr Quartir kamm, trippelte Herr Nemlich dor buten vör de Stubendör up un dal, un binnen höll Fru Groterjahnen wedder en groten Palawer, un mankedörch blaffte Unkel Borßen sine Stimm dortüschen: »Dat geiht nich, Hanning,« un »wi möten tau Schipp,« un »mak doch keine Sperenzen!« – »»Was ist los?«« frog Groterjahn Herr Nemlichen. – »Die gnädige Frau wollen nicht auf 's Schiff, sie wollen in den Harem.« – »»Ih, so soll doch . . . .«« rep Anton un gung in de Stuw', un dat nich mit vele Manir, denn hei hadd sick ut de Pust lopen un Allens, wat hei säd, bullerte hei nu herute, as wir hei in de höchste Wuth. – Mutter verfirte sick dägern vör Antonen sine Ort un Wis', Unkel stunn em tapfer bi un rep up Türksch ut dat Finster nah en Lastdräger, un Helene, de vörsorglich Allens packt hadd, läd sick up dat instännigste Bidden. Noch höll Mutter wacker Stand gegen alle Drei; æwer as de olle Türk noch dortau 'ruppe kamm, un Unkel em mit ›Büllebülderi‹ un so wider sine Befehle gaww, un hei nu mit Kisten un Kasten afslepte, dunn würd ehr de Aewermacht tau grot, dunn streckte sei 't Gewehr, halte ehr Snuwdauk ut de Tasch, fung an tau rohren un kreg 't mit Nerven. – Helene fot sei üm un wull sei trösten, sei weinte æwer den ganzen Weg nah 't Schipp, sei was tau sihr slagen; nich dat Upgewen von den Harem-Besäuk was 't, ne! sei fäuhlte, dat up dit Slachtfeld ehre Macht braken was. Oh, wat hadd de verwünschte Reis' ut ehr makt un ut Antonen! Wat sei ehr unner de Fäut wegtreckt hadd, hadd sei Antonen an 't Koppenn' taugewen, sei was lütt worden, un hei grot, de Fahn, de sei hadd sacken laten, swenkte hei in de Luft, »und roh,« säd sei vör sick hen, »setzt er den Fuß auf den Nacken der Besiegten;« – sei hadd nich mal mihr de Kurasch', dit lud' tau seggen. –