De Reis’ nah Konstantinopel/Kapittel 12

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Ithaka. – Weck seihn vel, un weck seihn nicks. – De oll Dam' vertellt 'ne Geschicht. – Jochen arretirt Paulen, un Herr Nemlich höllt en Vordrag, den kein Minsch glöwen will. – Wat de meckelnbörgische Insel Poel dat ›Land der Phäaken‹ is. – Anton schämt sick nich, sine Fru vör Ogen tau kamen, nimmt dat Bitt mang de Tähnen un ward stüerlos. – De Herr Baron ward drister un redt sogor von sinen erbärmlichen Harten. – Jochen Klæhn stift't Paulen tau wat Slichtes an, weswegen denn Paul ok tau Bedd bröcht ward. – Tanten Line un de oll Jahn, un dat irnsthaft. – Kap Matapan.


Den annern Dag führten sei an 'ne Insel vörbi, de utsach as en groten, riesigen Reis'kuffert, de unverseihns in de See follen was, mit en hogen Deckel, von den all de Hor afschürt wiren, un unsere beiden meckelnbörgschen Landlüd', Groterjahn un Jahn, kemen stillswigend in Gedanken mit ehren Ansichten æwerein: wo dat mæglich wir, dat so 'n Land in de Welt afsistiren künn, wo sick nich mal Buck un nich mal Snuck dorup ernähren künn; æwer in de Schippsgesellschaft gung de Red' hen un her: »Ithaka, das ist Ithaka, Ithaka.« – Allens was niglich, Allens drängte sick an de linke Burt un kek henæwer nah de olle, nakte Insel, as wir dor gräune Wald un gräune Wisch tau seihn, un Gorens un Feller un frische Borns un Beken, de von de Höh' as Sülwerfaden, Fall up Fall, herunnerstrudelten bet in de blage See. – Weck segen nicks, weck segen dit All un noch mihr; sei segen dor schöne, herrliche Minschen wandeln in Königspracht un Heldendracht, olle Manns in grise Weisheit un strewige Jünglings in smidige Kraft, leiwe Frugens in Sittsamkeit un helle Jungfrugens in Rosenkräns'. – Sei kennten sei all; en olle Dichter hadd mal von sei vertellt un warme Grüß' an ehr junges Hart bestellt, un dunn segen sei stats de olle, dumpige Schaulstuw', de ebenso kahl un leddig vör ehren Ogen lagg, as nu de verwunschene Insel, ok en Bild von 'ne selige Insel un von prächtige Minschen, un dit Bild, wat sei in ehren jungen Johren wid ut de Firn' heræwer lüchten segen, dat strahlte ehr nu an Urt un Städ' entgegen, so warm un so hell, as wir 't de pure Würklichkeit. –

De olle, grise Dam' hürte tau de, de dit All segen, un ehre Ogen füllten sick mit Thranen, un Helene stunn bi ehr un slog den Arm üm sei, un as de olle Dam' dat warme Mitgefäuhl von dat junge Mäten gewohr würd, dunn föll sei ehr üm den Hals un weinte bitterlich. Up de annere Sid stunn de Herr Baron, hadd sick de Lorjett in dat Og' klemmt un kek sei an mit en spöttsches Lachen, wat de Dummheit upsett't, wenn ehr wat Unverständlichs vör de Ogen kümmt. – »Kommen Sie,« säd Helene, as sei dit Grinen sach, un treckte de olle Dam' von de Städ' furt un leddte sei an 'ne Bänk, wo de oll Jahn in Gedanken satt; hei hürte nich tau de, de dor d'ræben wat anners segen, as kahle Felsen un unfruchtbore Barg', hei hadd sick d'ræwer verwunnert, wat de Lüd' doran segen, un was in sinen Gedanken doræwer tau den Sluß kamen, up de Insel künn mægliche Wis' öltlings mal wat passirt sin, wat de Gesellschaft so in Upregung bröchte, æwer wat? dat was sinen Ogen verborgen. – As hei nu sine olle Fründin so ganz intwei sach, rückte hei neger an ehr 'ranne un frog recht indringlich: »»Wat is, Tanten Lining? – Wat is passirt, Helening?«« – »Ich weiß nicht, Onkel.« – »»Ne,«« säd de olle Dam' un fot sick allmählich bet tausam, »»Sei weiten 't nich, min leiwe Dochter, Sei kænen 't ok nich weiten; ick glöw', dat weit ok up Stunns kein Minsch mihr, de dor lewt, as ick allein. – 'T is all lang' her. – De Anblick von de Insel hett mi nich so rührt, ne! blot dat, wat mi dorbi inföll. – Ach, ick bün en olles, unverstänniges Frugenstimmer, dat mi so wat noch un ollen Dagen æwernemen möt! – Aber, mein lieber Herr Jahn, wir weinen ja am Grabe unserer Freunde und Geliebten, warum sollte unser Herz nicht trauern, wenn's all seine Hoffnungen und Wünsche für immer zur Ruhe bestattet hat? – Ne,«« rep sei, »»nich för ümmer! – Wir glauben an ein Wiedersehen unserer Geliebten in reinerer Gestalt, warum sollte das Herz nicht auf die Auferstehung seiner Hoffnungen und Wünsche bauen, auch in reinerer Gestalt!«« – Helene fot sei üm un tog sei sacht an ehr Hart un kek nu bang' æwer sei 'ræwer nah den ollen Jahn; un sei hadd woll Recht, ängstlich tau sin, denn æwer den Ollen was bi de Würd' von Tanten Line sine swarte Stunn' kamen. Düster satt hei dor un kek up ein Flag' – »Onkel Jahn,« säd Helene un reckte em ehre frie Hand hen, »das ist ein tröstlicher Glaube.« – De Oll nickte mit den Kopp un kek vör sick hen. – »»Dat freut mi, min leiw' Dochter, dat Sei so denken, dat Sei in Ehren jungen Harten all so denken. – Ach, bei mir hat das länger gewährt, und es ist eine lange Geschichte, dat heit för mi is sei lang, för annere Lüd' mag sei kort naug wesen, un wat Besonders is sei æwerall nich. – Ja! – In meinen jungen Jahren lebte ich auch wie manche Andere in den Tag hinein – ja, min leiwe Dochter, ick bün ok mal jung west, und die Leute sagten, ich wäre ein recht hübsches Mädchen. Ich hatte aber einen entfernten Verwandten, de säd dat nich von mi, æwer ick fung em an tau jammern, dat min Lewen so in de Rappus' gahn süll. Er war ein Philologe und bereitete sich in meiner Vaterstadt zu einem schweren Examen vor; hei hadd keinen Ümgang, blot in min Öllernhus kamm hei, und dann erzählte er des Abends bald von Diesem und bald von Jenem aus der Geschichte, von dem ich nie etwas gehört hatte – denn, min leiwe Dochter, wat lihrte dunn en junges Mäten! – Ick würd niglich, ick freute mi up den Abend, wenn hei kamm, ick gung nich mihr in de fröhlichen Mätensgesellschaften. – Na, eines Abends erzählte er denn von dem trojanischen Krieg und den Irrfahrten des Odysseus und von der Treue der Penelope, er wurde immer begeisterter, seine Augen leuchteten, un hei was en schönen Mann. – Mi würd so markwürdig tau Maud', un ick brok in Weinen ut, dunn stunn hei up un strakte mi æwer de Hor, un den annern Morgen schickte hei mi de Aewersettung von Johann Heinrich Voß von den Homer. – Un ick las un las – ach, ick heww sei woll teihn Mal lesen! – Ach, wat dorin stunn, was so schön, un denn – sei kamm von em! – Ja, min leiw Dochter,«« – hir drückte sei Helene an sick – »»ich verfiel in den alten Irrthum, Güte und Mitleid für Liebe zu halten. – Mit de Tid müßt hei mi woll wat anmarken, hei kamm nich wedder, hei schrew en korten Afschidsbreif an mine Öllern un reis'te af, un nah einige Tid hürten wi denn ok, dat hei sick mit en anner Mäten verspraken hadd. – Das war für mich eine Zeit der Verzweiflung, un swor heww ick mi dunn an unsere Herrgott versünnigt: ick kunn 't nich begripen, ick kunn 't nich faten, dat en Hart vull reine Leiw' so allein dörch de Welt gahn süll.«« – »Ick ok nich,« säd de oll Jahn düster vör sick hen. – »»Ich war dem Wahnsinne nahe,«« redte Tanten Line wider, »»alle meine Gedanken drehten sich um einen Punkt, meine Seele wurde schwindlig; dunn gaww æwer Gott in sinen Gnaden, dat de oll Paster, bi den ick tau 'm Beden gahn was, up mi upmarksam würd, hei kamm, hei sprok tröstliche, christliche Würd' tau mi, hei drückte mi de Bibel in de Hand un säd, dit wir de Weg, den süll ick wandeln. – Ick ded 't, ick las, up jede Sid stunn: ›Entsagen‹, un ümmer wedder: ›Entsagen‹! – ach, un ick kunn 't doch nich! – In mir war Kampf und Streit, und um mich her war auch Kampf und Streit: die Freiheitskriege waren ausgebrochen; er war auch mit gegen den Landesfeind gezogen, un mine Angst üm em was grot; æwer ick müßt mi seggen: hei entseggt jo doch ok, hei höllt doch ok noch wat Anners för wichtiger, as de Leiw' un dat hüsliche Glück. – Mein Gemüth ward ruhiger, und als er nach dem Kriege geheirathet hatte und mit seiner jungen Frau zum Besuche zu uns kam, und diese in ihrer Schönheit und Güte mir entgegentrat, dunn, min leiw' Dochter, müßt ick mi seggen: »de is vel beter as Du büst,« un ick gung in mine Kamer, föll up de Knei un slog mi an de Bost un säd: »Line, Line! Wenn Du doch so 'ne Leiw' för em hest, wo kannst Du wünschen, dat hei Di erwählt hadd?« – Un mine leiwe Dochter, dunn hadd ick wunnen!«« – Helenen wiren bi de Vertellung von ehre olle Fründin de Ogen fucht worden, sei hadd woll de warmsten Würd' tau de olle Dam' reden müggt, æwer vör den Ogenblick drängte de Sorg' för den ollen Jahn Allens taurügg; sei stunn up un treckte em von sinen Sitz tau Höcht: »Komm, Onkel, komm auch mit!« – De Oll kek ehr starr in 't fründliche Og', hei let sick æwer tau Höchten trecken un folgte. – »Wollen auf's Vorschiff gehen; es sieht sich dort so schön weit hinaus, 's ist, als wenn man in glückliche Zukunft blickt, und wenn heute die Wellen auch noch so hoch gehen, morgen wird's besser,« un dorbi strakte sei mit ehre weike Hand ümschichtig de Backen von de beiden Ollen, as wull sei Kinner-Led mit Mutter-Hand trösten.

As sei vörn ankemen, begegnete ehr Jochen Klæhn, de Paulen an den Kragen fat't hadd un mit em furt slepte: »»Dat helpt Di nu All nich! Din Vater hett dat nu einmal seggt, ick sall Di bringen, un süh, dor kümmt nu ok Din Helene.«« – »Was soll er, Jochen?« frog Helene. – »»Je, nu seihn S' mal! Franz Nemlich sall Herr Groterjahnen dat hir von dese olle, verwunschene Insel erklären, un dat sall hei mit anhüren, dat hei dor nahsten Bescheid von weit, un dat will hei nich.«« – »Nein!« rep Paul un wennte sick an Helene, »was Herr Nemlich da sagen kann, das weiß ich schon, das haben wir All schon beim Herrn Subrektor gehabt, von Odysseussen und Telemachen und all die Andern, und da brauch ich nicht hinzugehen.« – »»Na,«« säd Jochen un nickte Helene tau, »»süh dor! Nu hüren Sei 't! – 'T is einen gottlosen Slüngel. – Sin Vater . . . .«« – »Ja, Paul,« föll Helene irnsthaft in, »Vater hat's nun einmal gesagt, und Du gehst gleich auf der Stelle.« – »»Oh, Lening . . . .«« – »Nein, auf der Stelle!« dormit gung sei af. – »»Sett Di in kein Unverlegenheit,«« säd Jochen un fot em wedder in den Kragen, »»pariren möst Du. – Ick wull blot, Du wirst ein acht Dag' bi min Mutter, de würd Di 't bibringen. – Wenn ick mi noch so schön in den Dörp 'rüm driwen ded un minen Lust doran hadd, un ick sull nah Hus kamen, meinst, dat s' mi rep? ne, sei fläut't mi blot. Denn stunn s' in de Husdör un fläut't up ehren ollen, hollen Kuffertslætel un gnad' mi Gott, wenn 'ck nich kamm. – Nu kumm!«« un Paul folgte. – »»Süh,«« säd Jochen, »»dat Du vel kläuker büst, as Franz Nemlich, dor strid ick gor nich gegen, æwer – Wo sädst Du noch? wo heit de Kirl, de hir up de Insel west is?«« – »Dat was en König, de heit Odysseus.« – »»En König? – Na, wenn hei nich mihr hatt hett, as dese Insel, denn hett hei ok man en hellsch smallbackt Regiment führt. – Ne, Barlin, dat 's för 'n König doch en annern Snack! Un denn so 'n karjosen Nam'! – Ick glöw' nich, dat Franz Nemlich sick so 'n bunten Namen utdenken kann; æwer Di will 'ck wat seggen, süh, nu kannst Du Di Din Dag'bauk alleine schriwen, ick help Di nich mihr, denn Du büst mi denn doch tau klauk. – Hir!«« rep hei, as sei an Vatern 'ranne kemen, »»hir, Herr Groterjahn, is de Vagel! Hei wull nich recht, un wenn sin Helene nich . . . .«« – »Ja, Vater,« foll Paul in, »aber das weiß ich ja schon All.« – »»Paulus,«« säd Herr Groterjahn irnsthaft, »»wenn ich – ich selbst in meinen alten Tagen mich belernen lasse, so wirst Du doch woll auch zuhören können? Der Mensch soll immer zulernen.«« – Jochen nickte Paulen tau, as wull hei seggen: süh, dat schadt Di nicks. – »»Nun?«« wennte sick Herr Groterjahn an Herr Nemlichen. –

Herr Nemlich hadd wildeß in 'n Stillen sine Uhr uptagen, nu stödd hei den Parpendikel an, un nu gung 't los: »Ithaka, von den Türken Teaki genannt, eine kleine Felseninsel zwischen Kephalonia und der Küste, mit dem Vorgebirge Neïon und dem Hafen Rheitron, einst das Reich des Ulysses . . .« – »»Nein,«« rep Paul dormang, »»er heißt Odysseus.«« – Jochen lachte un plinkte em tau: so wir 't Recht. – Herr Groterjahn kek irst Paulen un nahsten Herr Nemlichen an: »Woher weißt Du das, Paulus?« – »»Der Herr Subrekter hat 's uns so gesagt.«« – »Im Cannabich steht ›Ulysses,‹ säd Herr Nemlich. – »»Na,«« säd Herr Groterjahn, »»das hat nu woll weiter nicht viel zu bedeuten, dieser kann möglicher Weise ein Sohn von dem andern König sein; in Preußen heißen sie ja auch bald ›Friedrich‹ und denn ›Friedrich Wilhelm‹ un denn man slechtweg ›Wilhelm‹. – Na man weiter!«« – Herr Nemlich gung nu von de Geographie tau de Geschicht æwer un fung an: »Wenn wir uns nun diesen Ulysses betrachten, so stellt sich uns zuerst der Trojanische Krieg vor, von dem der Herr Professor Petiscus uns in seinen Werken berichtet. – Ulysses war ein Sohn des Laërtes und der Anticilia und war König von Ithaka und den umliegenden Gegenden. Die Geschichte dieses Heroen ist mit manchem Fabelhaften durchwebt.« – »»Ja,«« säd Herr Groterjahn, »»Lügen sind woll viele damang.«« »Ja, Herr,« föll Jochen ganz drist in, »un wat anner Lüd' nich lagen hewwen, dat lüggt Franz Nemlich dortau.« – Dor würd nu nich up hürt, un Herr Nemlich vertellte nu von den Trojanischen Krieg, un 't gung in sine Ort ganz glatt weg, blot dat Paul af un an mit sine vörluden Kunterversen dortüschen schot, wo Jochen denn ümmer æwer dat ganze Gesicht lachte, mit den Kopp nickte un ok woll hen un wenn säd: »dat 's Recht!« um sin leiw' Vader sick æwer sinen klauken Sæhn freu'te. – Bi de Geschicht von dat hölterne Pird schüddelte uns' Gaudsbesitter hellschen mit den Kopp, säd æwer: »»Na, 's schadt nich, 's sind ja doch man Läuschen.«« Un as nu de Vördrag up de Irrfohrten von den Ulysses kamm, un dat de twintig Johr durt hadden, dunn wackelte sin Glowen düller, un as Herr Nemlich von de Penelope vertellte, dat sei twintig Johr up em täuwt hadd un up keine nige Frigeratschon hadd ingahn wullt, säd hei: »»na, in die Jahren ist sie denn doch auch schon gewesen, indem daß sie schon einen erwachsenen Kronprinzen gehabt hat;«« æwer as Herr Nemlich tauletzt vertellte, woans Ulysses sin Rik wedder gewunn, un dat hei mit den ›göttlichen Sauhirten‹ Kumpagnischaft makt hadd, dunn was 't all. – »»Herr,«« rep Groterjahn, »»nu hören Sie auf! – Ja, ich hab' allmeindag' gerne solche Märchens gehört, zum Exempel, wie ein Schneidergesell König geworden ist; und wenn 's nicht wahr ist, so ist die Menschen-Möglichkeit noch da. Aber daß sich ein König so gemein machen sollte und – so zu sagen – mit en Schweinehirten Brüderschaft machen sollte, das mag der Deuwel glauben. – Herr, ich bin kein König, bin nicht einmal Großherzog, bin bloß meckelnburgscher Rittergutsbesitzer aus Großen-Barkow; aber mein Schweinehirt bleibt mir vor der Thür, und wenn er sich gut geschickt hat un meldt mir, daß die eine Sau en Dutzend oder so 'rum Ferkel gekriegt hat, denn kriegt er en Schuhs und en Butterbrod und damit Boston! – En Schweinehirt ist auch en Mensch, das weiß ich, aber ein Unterschied unter die Stände muß sein, und wer was dawider sagt, ist en verfluchter Demokrat; und weiter will ich nu nichts wissen, nu hören Sie auf.«« – »Nu ist's auch aus,« säd Nemlich sihr geslagen. »Nur wollt ich mir noch mit Ihrer Erlaubniß die Bemerkung erlauben, daß ein sehr gelehrter Herr Doktor die Behauptung gemacht hat, daß Ulysses auf seinen Irrfahrten auch nach Meckelnburg gekommen ist, und daß das Land der Phäaken, wo sie so gut gelebt haben, eigentlich unsere Insel Poel bedeutet.« – »»Hm!«« säd Groterjahn, »»Poel? – Möglich wäre das: die alten Bauern da auf Poel, die leben nicht slecht. – Ich weiß noch von meinem Vater her, daß sie fünf Kart – fünf Scheffel Weizen gespielt haben, und das zu einer Zeit, wo der Scheffel vier Daler zweiundzwanzig Schilling gekost't hat. – Ja, das kann immer möglich sein.«« »Herr!« rep Jochen un wull sick ümmer dod lachen, »hei lügt Sei wat vör. – Wo? Ick heww jo en Mutter-Brauder up Poel wahnen, un de is oft bi min oll Mutter west un hett uns vel von dor vertellt; æwer dat dor so 'n Ströper von König ankamen is, dat hett hei seindag' nich seggt. – Ne, Korl Nemlich lüggt, un sin gelihrte Dokter lüggt ok.« –

Jochen hadd nich en Spir Gefäul för dat, wat sick schickt, un woher süll hei dat ok hewwen? Kumpelmentir-Bäuker wiren em seindag' nich in de Hänn' follen, un wenn hei mit sin vörludes Wesen bi sinen ollen Herrn tau Rum' kamm, denn hadd de woll mit den Kopp schüddelt, hadd 't æwer leden. – Herr Nemlich hadd velen Sinn för de Schicklichkeit, hei wis'te also Jochen ganz gehürig in sine Scheiden un Grenzen taurügg; Jochen antwurt'te unbescheiden wedder, un so würd dat denn tüschen de beiden ollen Schaulkameraden en so nüdlichen un lewigen Strid, dat Anton, de ok velen Sinn för dat Schickliche hadd, dat nich länger för passend höll, tautauhüren, üm sick den Respekt nich tau vergewen; hei gung af nah sine leiwe Fru dal. – Paul slog sick nu ut natürlichen Wedderwillen gegen sinen Herrn Lihrer un ut olle Fründschaft för Jochen ganz up desen sine Sid un bödd dat Füer ümmer bet an, so dat bi Jochen tauletzt de ›Schapsköppe‹ un de ›dummen Bengels‹ as Funken herümmer flogen, un Herr Nemlich ehr ut den Weg' gahn müßt; wat hei mit de Redensort: »Jedes Band zwischen uns ist zerrissen« besluten ded. –

Anton was frömden Strid ut den Weg' gahn, üm den eigenen unnen bi sine leiwe Jeannette tau finnen. –

Fru Groterjahnen was von ehren natten Spazirgang mit drei sihr unbequeme Dingen taurügg kamen: mit en Snuppen in de Liw', mit Arger in de Harten un den fasten Vörsatz in de Seel, bi Antonen de Tægel so stramm antautrecken, dat em seindag' nich wedder infallen süll, ehre Gesellschaft gegen den ollen Jahnen sin un de oll Dam' ehr tau vertuschen. Anton hadd nu frilich dat unheimliche Gefäuhl, dat hei sick man gadlich wegen sin Verbreken deffendiren würd; æwer von sine Fru ehren Vörsatz un de Middel un Weg', de sei inslagen wull, hadd hei nich de Nagelprauw' von Ahnung. – As nu Helene ehre Mutter tau Bedd bröcht hadd, ret hei in sinen hellen Drang von Mitled un minschliches Gefäuhl de Gardinen von de Damenkabin' von enanner, müßt æwer wegen sinen Sinn för Schicklichkeit wedder taurügg, denn in de Kabin' wiren grad' en por junge Damen in ehren däglichen Geschäft, sick en pormal ümtaukleden, begrepen. – Hei gung, täuwte 'ne halwe Stunn' un kamm wedder; 't was noch ebenso, hei sach up den irsten Blick, sei wiren noch lang' nich farig – Hei kamm wedder un wedder – sine Fru rekente em dit ut natürlichen Grünn' tau sinen Nahdeil an – un as hei so twei Stunn'n lang Storm up de swacke Gardin' lopen hadd, drung hei tauletzt in dat Heiligdaum in un stunn an 't Bedd von sine Fru. –

Dese hadd nu wildeß naug Tid hatt, ehren Slachtplan tau maken; hei was sihr einfach, æwer nicks weniger as einfältig: as Anton 'rinne kamm, makte sei in den Bedd 'ne korte Wennung nah rechtsch, dreihte em den Rüggen tau un kek stiw an de Wand. – Anton frog: wo 't ehr güng? Sei antwurt'te nich. – Anton säd: so 'n Snuppen wir wat Gauds, de brök 'ne annere, swore Krankheit den Kopp af. Sei antwurt'te nich. – Anton säd: in ehre Städ' würd hei en por Gläser Krock drinken. Sei antwurt'te nich. – Tauletzt gung hei in 'ne deipe Bedenklichkeit af, nich wegen ehre Krankheit, ne, wegen den Zorn-Utbruch, den hei sick vermauden was; denn dat wüßt hei, wenn sick de Zorn bi ehr versett't hadd, denn was 't grad' so, as wenn en Gewitter nich æwer 'n See kamen kann, dat steiht fast un möt sick mit Dunner un Lüchtung irst utladen, bet denn tauletzt de Regen in Gæten gütt; denn ward de Natur wedder ruhig. –

As Anton nu tau sine leiwe Jeannette in de Kabin' kamen was – hei was all etzliche Mal dor west, was æwer nich annamen – makte sine leiwe Fru wedder 'ne halwe Wennung in ehren Bedd, ditmal æwer nah linksch, un kek nu den Sünner grad' in dat Angesicht, un Jedwerein kunn 't seihn, dat sei den Vertheidigungskrieg upgewen hadd un nu mit Pauken un Trumpeten up den Angrep losgahn wull. – Nu bedenk mal Einer, wat de Fru för 'ne Krasch' hewwen müßt, wenn sei von den Bedd ut den groten, dicken Anton angripen wull? æwer sei ded 't. »Schämst Du Dich nicht, mir so vor Augen zu kommen?« – Dat was ehr erste Kanonenschuß, hei sus'te an Antonen vörbi un drop nich, denn Anton kek sick von baben bet unnen an, wat hei wat an sick hadd, oder wat hei wat nich an sick hadd, wovor hei sick schämen müßt, un as hei nu sach, dat sine Kledungsstücken in alle Ordnung wiren, säd hei sihr käuhl: »»Nein.«« – Nu brok 't æwer bi ehr los, sei feuerte ut all ehre Batterien, un 't Dunnerweder kamm æwer em. – Hei hadd keine annere Deckung, as blot de Würd': »Fat Di kort, mine leiwe Jeannette, fat Di kort!« denn hei hadd dat unangenehme Gefäuhl, achter de Gardin' künn 'ne ganze Gesellschaft stahn un dese Gardinenpredigt mit anhüren; de Sak sülwst was em hellschen glikgültig. – Nu sett'te sei sick æwerst in ehre Beddschachtel æwer Enn', dat de Sak mihr Nahdruck kreg', un achter jeden Blitz, den sei los schot, folgt de Dunner achter her. »»Hast Du nicht mit dem alten Jahn gesprochen?«« 

Allens kann æwerdrewen warden, nich allein dat Reden æwer eine Sak, ne, ok dat ewige Fragen nah ein' un de sülwige Sak. – Antonen stunn dit Gefrag' nah den ollen Jahn all bet an den Hals; hei was gor nich mihr so 'n ruhigen, gehursamen Ehmann, as sine leiwe Fru sick dachte, hei was all längst, ahn dat sei 't gewohr worden was, ut de Sträng' slagen, un as Mutter em nu mit de Pietsch von ehre Fragen ümmer up ein' un dat sülwige Flag drop, namm hei 't Bitt mang de Tähnen, fung an tau bucken, ret dat Geschirr intwei un ehr de Tægel ut de Hänn' un – heidi! – gung hei, slankweg de Kajüten-Trepp tau Höchten, puste mit wide Nüstern drei mal üm dat Deck herüm, as wir 't 'ne gräune Weid', un hei wull sick so recht æwer sine Friheit freu'n, höll tauletzt bi den ollen Jahn an un frog: »Wie geht's Dich, Jahn?« wat so vel heiten süll, as. »Nu 's mi Allens ganz egal!« 

Dat wohrte æwer nich lang', dunn kamm Mutter up 't Deck; nah dat scharpe Gewitter was en sachten Thranenregen bi ehr utbraken, un as sei nu baben stunn, höll sei ehren fuchten Snuwdauk in de Hand, as wir 't en Tom, womit sei Antonen wedder infangen wull; æwer de Fangeltom sackte ehr ut de Hand, as sei em mit den ollen Jahn up de gräune Weid' tausamen grasen sach; sei vertwifelte an ehr Vörnemen, denn tüschen ehr un em wiren gor tau vele Grawens, un de wiren all frisch afburt't un upsmeten.

In desen bedräuwten Taustand funn Helene ehre Mutter, un as sei knapp anfungen hadd tau fragen, wat ehr schaden ded, kamm de Herr Baron dortau un makte de gewöhnlichen, langwiligsten Redensorten, de hei hüt æwer mit ganz ungewöhnliche Hitt un Hilligkeit bi Helene anzubringen söchte. – Wir Fru Groterjahnen nich in so en kümmerlichen Taustand west, so hadd sei woll dorup regardirt un hadd hir un dor en beten nahhulpen, so æwer kann ehr Keiner dat verdenken, wenn sei för desen Ogenblick mihr an dat ›zerrissene Verhältniß‹, as an dat ›neu angeknüpfte Verhältniß‹ dachte. – De Herr Baron hadd also, dor Herr Nemlich nich begäng' was, ganz fri Feld. Hei hadd sick bether woll en beten an Helene 'ranne slängelt un sick allmählich en beten drister 'ranne swenkt, 't was æwer ümmer so west, as hadd hei en heimlichen Grugel, düdlich mit de Sprak herute tau rücken, hei hadd Helene blot de schönsten Stunn'n mit sinen dæmlichen Dræhnsnack stahlen, un wider hadd dat keinen Zweck; hüt æwer fung hei mit den Anfang an, un redte so kläglich von sinen Harten, dat Helene dachte, 't müßt en jämmerlich Ding sin, wat hei unner de linke Westentasch harbargte, un gewiß hadd sei in ehren frischen, fröhlichen Sinn sick allerlei Spaß mit den verdrögten Povist erlauwt, den hei up dit Flag unnerknöpt hadd, wenn ehr nich dat Bedenken upstegen wir, ehr leiw' Mutting kunn ut ehren ogenschinlich bedrängten Taustand upwaken un sick wedder mit de Regirungsgeschäften bemengen. Mit ehre Mutter æwer sick in so 'ne Saken æwer den Faut tau spannen, dorvör hadd sei eine kindliche Schu; sei würd also en beten unruhig, un 't was, as wenn sei sick nah Hülp ümkiken ded; un de süll ehr denn ok warden. –

Dat brennte nu mal wedder in unsere meckelnbörgsche Gesellschaft an allen Ecken, ok bi Jochen Klæhnen fung 't all an tau swälen; dicke Qualm steg in sinen Bregen up, æwer hell Füer wull noch nich tau Höchten blucken, hei kunn sick ok keinen Vers dorup maken: up de ein' Sid stunn Groterjahn mit sinen Herrn tausam un redten ganz christlich mit enanner, dit was en unnatürlichen Taustand; up de anner Sid stunn, wat sei was, de Groterjahnen, kek stiw un stramm nah de Beiden hen un rögte nich Hand un Faut; des' Taustand was noch unnatürlicher. – Hei kek bald nah de ein Sid un bald nah de anner Sid un dreihte den Kopp bald linksch un dreihte den Kopp bald rechtsch, un bi dit Dreihn, bi dat hei up de Läng' hadd düsig warden müßt, kamm em Paul vör de Ogen. – »Paul,« säd hei, »süh, kik, dor steiht Din Vater mit minen Herrn tausam un reden so unschüllig mit enanner, as en por nigeburne Kinner. – Wat seggst Du?« – Bi Paulen fung 't ok an tau roken: sin Vatting ded dat nu sülwst, wat hei em so streng' verbaden hadd. – »Paul,« säd Jochen, »wunner Di noch nich! 'T kümmt noch stripiger, süh, kik, dor steiht Din Mutter, kickt dat mit an un rögt nich Hand un Faut. – Wat seggst nu?« – Paul säd nicks, hei dreihte ok mit den Kopp linksch un rechtsch, un 't rokte düller; tauletzt säd hei: »»Un kik, Jochen, min Helene kickt hir 'ræwer nah uns, un wat süht sei ängstlich ut!«« – »Heww ick ok all bemarkt, denn ick sitt hir all 'ne gaude Virtelstunn'; Du sallst seihn, dat is wegen den ollen knakschäligen Baron, un wat hest Du mi tausworen, as Du up den ollen Bucksprit dorrümmer redst, Du wullst Di ümmer tau rechter Tid dormang steken? nu gah hen un spuck em ok mal up den Stewel.« –

Paul gung denn ok in de redliche Absicht, Jochen sinen Rath tau befolgen un den Baron so velen Schawernack an tau dauhn, as hei jichtens uptauwennen hadd, un dit was en ganz Deil. As hei neger kamm, reckte Helene em de Hand entgegen un treckte em an ehre Sid; hei ded ok ganz glimplich, läd sinen Kopp an ehr Hart un kek so unschüllig unner ehren Arm 'rute, as en Nestüken, wat unner de Flunken von sin Mutter sitt. – Mit den Baron sine Redensorten was dat denn nu vörbi; mit utdrückliche Würd' kunn sin jämmerlich Hart nich mihr tau Helenen ehr reden, hei müßte sick up Telegraphiren inschränken un wull in de Ort Paulen as Draht tau dat Hart von sine Swester vernutzen, denn dat de vel von den Brauder höll, hadd hei all bemarken kunnt. – »Wahrhaftig! Auf Ehre! ein netter Knabe!« säd hei. – De ›Knabe‹ paßte Paulen æwer ganz un gor nich; nah sine Meinung was en ›Knabe‹ so 'n lütt Worm, wat noch in de Kinner-Pi herümmer lep un noch wat mit de Raud' achter 'n Speigel kreg', hei säd also patzig: »»Selbst ein Knabe!«« – »Paul!« rep Helene, »wirst Du ungezogen?« – Aewer de Herr Baron was so gnedig, dit gor nich tau estimiren, hei säd: »»wir werden noch gute Freunde. – Nicht wahr?«« un läd sine Hand up Paulen sinen Kopp; de æwer slog dornah un wehrte sei af. – »Paul!« rep Helene, »gleich bist Du artig!« – »»Nein, Lening,«« rep de Slüngel, »»ich laß mir aber nich von Jeden in die Haar fassen!«« un dorbi kek hei nah Jochen Klæhnen 'ræwer, wat de woll dortau meinen ded. – De was denn nu sihr taufreden mit em un nickte em ümmer tau: so wir 't Recht, so süll hei man bibliwen! – Un hei ded 't ok un würd ümmer unbescheidener.

So 'n Jungs-Haß hett för gewöhnlich en beten wat sihr Ludes an sick, tau 'm wenigsten makt hei mihr Larm, as ›die junge Liebe,‹ un wenn Mutter dese ehr Flustern ok æwerhürt hadd, den Utbruch von de Haß müßte sei hüren. – Sei kamm also 'ranne: »Poll!« æwer von de anner Sid kamm Anton ok 'ranne: »»Paulus!«« – »Gleich kommst Du 'runter und gehst zu Bett!« – »»Ja,«« säd ok Anton, »»gleich kommst Du 'runter und gehst zu Bett!«« Denn hei hadd dat Gefäuhl von sine Schanddahten un wull mit sine Fru Freden sluten, un wir 't ok up Kosten von sin eigen Kind. – Paul müßte mit; Mutter gung vörup, un Vater achter d'rin, as sick dat gehürt, un säd: »»Paul, der Mensch soll gehorchen lernen. Mutter hat 's nun einmal gesagt, und dunkel wird 's nun auch schon.«« –

Nu hadd de Herr Baron denn wedder fri Spill bi Helenen; æwer 't wull nich recht wat dorut warden, denn jedes Mal, wenn sick sin jämmerlich Hart æwergewen wull, reckten sick up de Neg' en por lange Uhren tau Höchten, de eigentlich Jochen Klæhnen sin oll Mutter in Meckelnborg hürten, denn ehr leiw' Sæhn was 't, de sine Anstalten hir bedriwen ded. – Hei hürte eigentlich nich up dat Achterdeck, æwer 't wull all düster warden, un denn hadd hei sick ok mit up dat Bucksprit versworen un dormit verdeffendirte hei sick vör sick sülwst. – Nu kamm æwer de olle Dam', un de ehr Mundwark lös'ten sine Uhren af. – »Seihn Sei, mine leiwe Dochter,« rep sei all ut de Firn', »dese Klüft un Grünn' un Felsen un Barg', dat is Messenien! – Oh, da hat man auch einmal gestritten, furchtbar gestritten, und wenn ich in früheren Jahren zur Zeit der Freiheitskriege die Zeitungen las, dann sind mir immer die messenischen Kriege eingefallen. – Ja, min leiw' Dochter, von de Franzosen was dat up uns grad' so afseihn, as von de Spartaner up de Messenier, æwer – Gottlob! – wi sünd kein Heloten worden, denn wir hatten mehr als einen Aristomenes auszuspielen, und die Franzosen waren auch gerade keine Spartaner. – Ach Gott! Dat hett hei mi All dunn vertellt. – Kamen S' mit nah de annere Sid 'ræwer; ick vertell Sei dat dor.« – Helene makte den Baron so 'n verluren Diner tau, namm den Arm von de olle Dam' un gung mit ehr. –

As sei nu allein stunnen un henæwer segen nah de düstere Barg' mit ehre willen Felsenklüft' un herunter up de swarte, jonische See, de sick hir un dor witt tau Höchten krüs'te, as wiren olle Erinnerungen mit en Sarkdauk taudeckt, un sei bömten sick unner dat Leilak tau Höchten, dat sei helle Kunn' gewen wullen von ollen Tiden, dunn kemen langsame Tritten heranne, un 'ne sachte Stimm frog: »Darw ick ok tauhüren, Tanten Line?« – »»Ja woll, min leiw' Herr Jahn.«« – Un nu vertellte sei von de messenischen Krieg' un von Sparta so düdlich un lewig, as hadd sei sülwst mal mitspelt in dit Truerspill, un dat junge Mäten un de oll Mann hürten tau, as wiren sei en por Kinner un seten wid baben in 'n Nurden in de Kinnerstuw' vör en gläugniges Abenlock, un buten brus'te de Storm dörch de Nacht, un de olle Kinnerfru vertellte ehr Geschichten. –

»Ach Gott!« ret sick Helene tauletzt los, »ich muß hinunter zu Mutter, sie wird schon böse sein, daß ich so lange gewartet habe. – Dank! Dank! Gute Nacht! Gute Nacht!« –

Nu stunnen de beiden Ollen allein, un Jahn säd: »»'T was schön, Tanten Line, un de Minsch, de dit Allens weit, ward sick ok vel dorut entnemen kænen, ick bün æwer tau olt dortau. Mine jungen Johren sünd hengahn mit Sorgen för den Ogenblick, un as ick de æwerwunnen hadd, dunn drop mi dat Schicksal. – Ne,«« säd hei nah 'ne Wil', »»Ehre Geschieht von hüt Nahmiddag hett mine Seel mihr drapen, as de Ding'n, de hir vör Johren passirt sünd, de was so, as güng sei mi an – un sei geiht mi ok wat an!«« säd hei hastig, »»denn hüren S'!«« – Un wat hei seindag' nich dahn hadd, hei vertellte sin Unglück un läd den Taustand, in den sine Seel geraden was, so gaud, as hei 't kunn, klor vör ehre Ogen. – »»Un,«« slot hei, »»Sei hewwen dat verwunnen, un ick kann 't nich.«« –

Wo warm un weik sprok de olle Dam' tau em; sei predigte nich up em in, sei wis'te em ut ehr eigen Lewen nah, wo en ihrlich Gottvertrugen sick endlich lohnen ded, sei rückte em lis' vör den Sinn un läd 't em an 't Hart, wat uns' Herrgott em all laten hadd; »un,« säd sei, »min leiw' Herr Jahn, sünd unsern Herrn sine Gnaden dormit all? Wat hewwen Sei för 'ne Utsicht up Glück, wenn Sei irst dit junge Mäten, wat eben von uns gahn is, Ehre Swigerdochter nennen!« – »»Ja, ja; ick hoff dat ok, ick hoff, dat de olle, kindische Strid tau Enn' kamen ward; æwer min Gemäuth is tau unruhig, as dat ick den ganzen Segen ümmer vör Ogen hewwen künn.«« – »Denn lesen S' in de Bibel, Herr Jahn.« – »»In de Bibel? – Sei säden doch sülwst, dat dor up jede Sid blot ›Entsagen! Entsagen!‹ stünn.«« – »Ja, so kamm 't mi vör, as ick in de wille Gähr was, as de Leidenschaft ut mi sprok, nahsten heww ick æwer funnen, dat för dit ›Entsagen‹ uns en groten Trost baden ward. – Gottes Weg' sünd wunderlich, wi kænen sei nich begripen, æwer sei führen den Minschen, de 't ihrlich meint, tauletzt doch tau 'n selig End'.« – »»Kap Matapan!«« rep en Matros' ehr tau, de an ehr vörbigung. – »Seihn S',« säd de olle Dam', un wenn 't heller west wir, hadd Jahn up ehren Gesicht en fröhlichen, friedlichen Tog schämern seihn, »Gottes Weg' sünd wunderlich. – Wo hadd ick mi vör en Johr noch drömen laten kunnt, dat ick dat bütelste Enn' von Europa tau seihn kreg'! Un nu doch! un gu'n Nacht, Herr Jahn!« –

'T is wat Wunderbores üm de Red' von 'ne olle Fru, de sick en jung' Hart bewohrt hett; sei spreckt tau uns un unsere willen Gedanken sacht as en Weigenlied. Denkt mal an Jug' eigen, olle Mutter! – Den ollen Mann was so wundersam weikmäudig tau Sinn worden. Unner em flog de düstere See woll noch in groten Bülgen, un swarte Flauthen bömten sick tau Höchten, æwer baben an den ruhigen Hewen spannte de Man' in den irsten Virtel sinen goldenen Bagen, un von den Hewen heraf weihte en warmen Südwind un spelte in sin grises Hor. – Hei müßte bitterlich weinen. – –