Allgemeines plattdeutsches Volksbuch/Allerhand olle Gebrüke un Awerglowen

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     Tau Fastnacht ett man Heitwecken un Schinken un dat jung Volk hal't sick einanner mit Rauren ut 't Berr. Ok kümmt an velen Städen denn dei Schimmelrüter, wobi dei Jungs ünner'n witt Laken 'nen Schimmel namaken.
     Tau Ostern ward up dei Osterbarg bi dei Dörper dat Osterfür ansteken. Twischcn Klock Twölf un Sünnenupgang halen dei Dierens Osterwater, wat nich ful ward un tau velen Dingen gaut is.
     Am irsten April schickt man dei Narrn, wohen man will un dei Kinner na dei Apthek, dat sei Müggenfett orer Krewtblaut halen.
     Inne Nacht vör Maidag trecken alle Hexen na den Blocksbarg;*) denn mütt man Krüzen up dei Dören maken un allens ornlich verwahren, sünst riden dei Hexen darup. Will man dei Hexen uttrecken seihn, so mütt man mit 'n Plaug 'ne Fahr üm 't Dörp trecken un denn den Plaug, uprichten un ünner em sitten gahn, bei 't düster ward.
     Pingsten is vel los un Allens ward mit Maienbüschen putzt un Kalms un Blaumen vör dei Dör streut. Dei Pierjungs knallen ok am heilig Abend vör Pingsten as dull mit dei Pietschen.
     Tau Johannis ward dat Johannisfür ansteken un denn is ok dat Hahnschlagen. Dei Schätze in dei Ird brennen in dei Johannisnacht. Dei Wünschelraud mütt Johannisdag von 'ne Hassel schneden warden. Dei Kinner, dei Johannisdag von dei Bost nahmen warden, hebben Glück.
     In dei Roggenaust ward ut dei letzt Garw 'ne Pupp makt, dei dei Binnersch, dei tauletzt farig worren is, in't Dörp dregen mütt. Dat heit denn, dat sei „den Ollen hett.“ In dei ollen Burdörper würr vör dissen dei Aust ornlich vom Schulten in- un utlürrt.
     Tau Martensdag birren dei Kinner sick wat tausam, wie sei ok bi annern Festtiden daun un singen dabi dat Martensleid.
     Wihnachten treckt dei Ruklas herüm un lett dei Kinner beden. Nijahr ward schaten; dat heiten sei: dat nie Jahr anscheiten. In dei Twölften, dat sünd dei twölf Nachten von Heiligabend vör Wihnachten bet Dreikönigsabend, darf nich wuschen, spunnen un kein Meß utdragen warden. Is denn noch Flaß uppen Wocken, so kümmt Fru Gauden nn deit da wat in; darüm steken tau dei Tid dei Knecht dei Dierns Pierkätel in 't Flaß.
     Wenn säben Jungens orer Dierens na einanner geburen warden, so is da ümmer ein Nachtmahrt ünner. Wen so 'n Nachtmahrt ritt, dei mütt des Abens sin Schau verkihrt vör 't Berr setten. Dei Drak is 'n fürigen Stripen, so grot as ein Wesbom. Steiht man nich ünner Dack, wenn man em süht, so begawt hei einen, so dat man den Stank lang nich werrer los ward. Sall dei Drak einen wat bringen, so mütt man dat viert Rad von 'n Wagen trecken orer twei mütten stillschwigens dei Bein krüzwis äwer einanner stellen.
     Dei Irrlichter sünd Landmeters, dei gegen dei armen Buren falsch meten hebben un dei nu tau'r Straf mit 'ne gläuendige Metked rümlopen mütten.
     Wer dei Hand uphewt gegen Varer un Maurer, den wasst dei Hand ut dei Ird. Mit 'n Kind, dat noch nich döft is, dörw man nich in 'n anner Hus gahn, sünst bringt man Unglück da in 't Hus. Bi dei Dop mütt man dei Kinner nich schütteln, sünst riten sei vel Kleder intwei. Mit Kinner dörwen nich tausam jung Hunn' un Katten uptagen warden. Wenn man Kinner ut 't Finster langt, mütt man sei dadörch werrer rin langen, Wenn 't ne Nothsak is, dat dei Maurer vör den Kirchgang utgeiht, so mütt sei irst na dei Kirch lopen un da dreimal an dei Kirchendör kloppen.
     Wenn 'n Wittmann heirath't un dat is dei verstorben Fru recht, so erschint sei up dei Hochtid un danzt mit. Wenn ein Mann sin irst Fru lawt, so seggt man: hei sett't dei tweit Fru den Dodenkopp uppen Disch. Bi dei Tru mütten Brut un Brügam so dicht tausam stahn, dat Keiner twischen sei dörch seihn kann.
     Wenn man dat Grugen sick verdriwen will, so mütt man einen Doden an dei Näs' faten. Dei Schöttel, ut dei ein dodig Minsch wuschen is, mütt man hen schmiten, wo nich Sünn noch Mand hen schint. Föllt bi 'n Gräffniß dei Ird von dei Sidenwänd' raf, so folgt den Doden ball eine na. Wo ein Dodschlag gescheihn is, dörw man nich vöräwer gahn, ahn' nen Twig orer 'ne Hand vull Ird' darup tau schmiten.
     Dei Krankheiten böten un bespreken känen, hebben vör jere Krankheit einen eignen Spruch; dat Bespreken geschüht meist in Christi Namen un dat känen man Manns von Fruens un Fruens von Manns lihren. Flechten un Wratten gahn weg, wenn man sei mit 'ne Dodenhand bestrickt. Wenn man Eier äten hett, mütt man dei Schell intwei drücken, sünst bekümmt man dat Fewer orer kriggt dat ok mit bei Hexen tau daun. Bi't heilige Abendmahl dörw man sick nich ümkiken, sünst bekümmt man schlimm Ogen; ok mütt man sick den Mund dabi nich afwischen.
     Wenn bös Krankheiten ünner dat Veih sünd un da will gar nicks helpen, so ward ein Nothfür makt un da dat Veih dreimal dörchdreben. Wenn Nothfür makt warden sall, so dörw keine in 'n Dörp Für anmaken. Dat Nothfür ward äwest so anmakt, dat in einen Pahl ein Lock bohrt un in dat Lock denn 'ne Well so lang schnell dreiht ward, bet sei Für fängt.
     Wenn man innen anner Hus treckt, mütt man tauirst 'ne Katt rinne lopen laten un denn Brod rinne dragen. Wenn man en Brod anschnitt, mütt man drei Krüz darup maken. Wat einen in 'n Hus drömt, wo man tum irsten Mal schlöpt, dat dröpt in. Arwten mütt man am Mirrwochen orer Sünnabend seien, sünst halen's dei Vägel weg. Arwten dörw man blot des Dunnersdags äten, in dei Twölften äwest gar nich. Wenn einen wat stahlen is un man will weiten, wer dei Deif is, so nimmt man ein Gesangbauk orer 'ne Bibel dat mütt äwest ein Arwbauk sien, un legt 'nen Arwschlätel hennin, bindt denn dat Bauk tau, steckt 'n Finger dörch den Schlätel un seggt: Arwbauk, ick frag di, hett dei un dei min Linnen stahlen? Bi den sinen Namen sick dat Bauk dreiht, dei is dei Deif. Man kann dei Deiw ok mit einen Spruch fastmaken, mütt sei äwest vör Sünnenupgang werrer losspräken, sünst warden sei schwart un starben in Tid von 'n Jahr. Dat Water känen Deiw nich bespreken, darüm is dei best Hunnennam: Strom un Wasser.
     Kümmt ein Knecht orer Mäten in 'n nien Deinst, so mütten sei in dat Hus ein lütt Stück Holt nehmen, dat in 'n Lappen wickeln un drei Dag ünner'n Arm drägen. Vör Für un Water mütt man nich danken; dat kümmt so naug. Wenn man Wind maken will, so mütt man 'n ollen Bessen verbrennen. Bi'n Küselwind mütt man seggen: „Gnädig Herr Düwel!“ orer ok wat hennin schmiten tum Bispill 'ne Mütz. Wenn dei Mand taunimmt, so gerött Allens woll, wat man denn ünnernimmt; wat man gegen Krankheiten deit, mütt man äwest daun, wenn dei Mand afnimmt, denn nimmt dei Krankheit ok af. Wenn ein Haun kreiht, so gift den Dag Unglück, wenn man nich dat Haun in dei Dranktunn steckt orer em glik den Hals umdreiht. Wenn man sick dei Hand besüht orer wenn dat Für bullert, so gift Larm in 'n Hus. Dei unglücklichsten Dag in 't Jahr sünd dei 1. April, 1. August un 1. December. Wenn man in 'n Ord kümmt un dei Schap trecken tauglik von dei Weid in, so is man da willkamen. Wenn man na Sünnenünnergang Water ut den Nawer sinen Sod halt, so nimmt man em Glück un Segen weg. Wer 'nen Heckdaler hebben will, dei mütt in dei längst Nacht einen schwarten Kater in 'n Sack steken, den Sack mit 99 Knuppen taubinnen un denn dreimal üm dei Kirch gahn un jedesmal dörch't Schlätellock den Köster raupen. Bi dat drürr Mal kümmt Einer, dat is äwest dei Düwel un nich dei Köster; man frögt em, ob hei 'nen Hasen köpen will un verköfft em dei Katt in 'n Sack vör 'n Hasen. Man mütt äwer ihrer ünner Dack un Fack sien, as dei Düwel dei 99 Knuppen upmakt hett. — Wo Stäre orer Dörper in dei Seen versunken sünd, kamen dei Klocken von dei Kirchen des Middags am Johannisdag taun Vörschin; man mütt äwest nich dabi spreken, wenn man sei up 't Land trecken will; dat Twischenspreken un dat Ümkiken sünd ot sünst bi velen Dingen verbaden. —
     Wenn dei Ulen vör 't Finster schrien (Kumm mit!), so bedüdt dat einen Doden. Den ein Mullworm inne Hand dod blifft, dei hett Glück; dei Geldbüdel von Mullwormsfell höllt ümmer Geld. Wer sick dat Tüg an 'n Liw flicken lett, kriggt ein kort Gedächtniß. Wer einen Annern sin Led klagt, mütt dabi seggen: „Stein un Bein tau klagen,“ sünst klagt hei em dat Unglück an. Wenn man einen, dei im Starben liggt, bedurt, so starwt hei noch schwerer. Bi 'n Gewitter dörf man nich äten, ok nich mit 'n Finger na den Blitz wisen. Wer ein Gedränk mit 'n Metzer ümrührt, kriggt Lifschniden. Fründ dörwen sick einanner nicks, wat spitz orer scharp is, schenken; dat schnitt dei Fründschaft intwei. Wenn man dei Ird', worin dei Fautspur von 'n Minschen sitt, in 'n Rock hängt, so mütt dei Minsch starben. Wo ein Doden liggt, mütten dei Speigels tauhängt warden un da mütt des Nachts Licht brennen. Doden dörw man kein Kledungsstücke orer sünst wat mitgeben, wat ein Anner dragen hett; sünst krigt diß dei Uttehrung. Wer sick up dei Dodenbähr sett't, den hal't dei Dode na. Sin eigen Bild tau teiken, dat dögt nich. Wenn 't in einen Hus späukt, so mütt man 'ne Tru orer 'ne Döp darin afhollen laten. Wer verkihrt (mit dem linken Faut tauirst) ut dat Berr kümmt, den geiht den ganzen Dag Allens verkihrt. Dat Awt up junge Böm dörw man nich tellen, sünst föllt dat af. Jung Gäns warden dörch 'ne Bücks steken, denn halt sei dei Hawk nich. 'Ne Schöttel mit kolt Water ünner dat Berr is gaut gegen dat Dörchliggen.
     Krankheiten un Mittel dagegen warden in dei Ird vergrawen, mennigmal in 'n Mirenhupen.**) Dei Krankheiten warden ok up Böme orer up den Geist äwerdragen, dei in dei Böme sitt. Man lett ok Kinner un Veih, wenn sei wat fehlt, dörch 'n Lock in dei Ird orer dörch 'n Eikbom krupen, dei spalten is.
     Dei schlichtsten Dag sünd Middwochen un Fridag. Wenn Ein'n frühmorgens 'n oll Wif begegnet orer man twischen twei oll Wiwer tau gahn kümmt, so bedüdt dat nicks Gauds, eben so wenn 'n Has äwer 'n Weg löpt. Schmälken un Arebars sünd Glücksvägel un man kann sick freuen, wenn sei bi Einen ehr Nest buen. —
     Ob nu dei Lüd noch an all so'n Saken glöwen, orer ob sei dat sülwst ok all vör Awergloben hollen? Ein Mann, dei so 'n Awergloben upschrift, vertellt, dat ein oll Bur, den hei dana frög, tau em seggt hett: Dei oll Fritz hett dei Ünnerirdschen wegjagt, äwest Napolejon hett irst allen Späuk ut 't Land drewen. Einen annern hett ein oll Mann seggt: Dei leiw Gott würr sick jo von uns befehlen laten, wenn dei Sympathien ümmer helpen müßten. — Sit dat Utwandern na dei ni Welt so sihr Mod worren is, gahn dei ollen Brük un dei oll Globen äwest noch mihr un noch schneller weg as dörch den ollen Fritz un Napolejon, denn bi dei dat all ok man noch halfwegs fast sitt, dei känen't nich äwer't Hart bringen, Land un Lüd, wo sei buren un tagen sünd, mit 'n Rüggen antauseihn. — Datau laten ok dei Naturwissenschaften den Awergloben ümmer mihr utstarben. Hüser, worin dat späukt, gift dat wenig mihr un sülwst dei Kinner sünd nich mihr gruglich un keinen Minschen is tum Bispill bi dei nie Kartüffelkrankheit infollen, dat dei Sak viellicht nich mit natürlichen Dingen taugahn möcht. Weck Lüd' glöwten vörrig Jahr nu twars an Dischrücken un an Geisterkloppen, äwest denn will 'k denn doch noch leiwer an 'ne oll Hex, glöben. —


*) Dei öpperst Blocksbarg is dei Brocken up'n Harz, äwest uterdem hebben noch vel Gegenden vör ehr Hexen 'nen eigen Blocksbarg. **) Ameisenhaufen.