Ut mine Stromtid/Kapittel 17

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In dit Kapittel ännert Jochen sine ganze Natur un redt so vel, dat Fru Nüßlern sik irnstlich doran argern möt. Worüm Gottlieb un Rudolph sik utschutern un ümlihren, un wat dorbi rute brödd. Worüm Rudolph so ’ne schöne Predigt un Gottlieb gor keine hollen kann, De beiden lütten Druwäppel up de Gebelstuw. Wo dat Gottlieben eigentlich laten ded, un in wecker Wis’ sik Unkel Bräsig in dese Bisterniß rinne mengen will.

Bräsig gung den Morgen, as hei sik vörnamen hadd, nah Rexow tau Fru Nüßlern. In de Husdör kamm em de Thronfolger entgegen un swänzelte so christlich mit den Start, dat Einer hadd glöwen kunnt, de Hund wir en moralischen Hund, indem dat hei Bräsigen de Angst un de Prügel von letzthen nich nahdregen ded, un dat Einer wegen de stille Taufredenheit, de ut sine gelbrunen Ogen blänkerte, hadd up den Gedanken kamen kunnt, Allens in Rexow wir will un woll, un Fru Nüßlern wir in de Käk, un Jochen set in den Lehnstaul. Äwer so was’t nich, denn as Bräsig de Dör apen maken ded, satt Jochen frilich up sin oll Flag; äwer Fru Nüßlern stunn vör em un höll em ’ne lütte indringliche Predigt, dat hei sik üm Nicks kümmern ded un kein Wurt tau de Sak säd, un as sei Bräsigen tau seihn kreg, gung sei up em tau un säd sihr in Arger: „Un Sei laten sik ok nich seihn, Bräsig; för Ehrentwegen kann hir jo ok woll Allens up den Kopp stahn, un Sei sünd dor jo ok mit Schuld an, dat wi de Beiden hir in’t Hus rinne namen hewwen.“ — „„Pianoforte!““ säd Bräsig, „„Pianoforte! Man ruhig, Madam Nüßlern! Was is denn mit die Paster-Kannedaten passirt?““ — „Vel is passirt, un ik heww nicks dorvon seggen müggt, denn’t is Jochen sine Fründschaft, un’t is en slichten Vagel, de sin eigen Nest besmutzt; äwer sörre de Tid, dat de beiden Burßen in minen Hus’ sünd, is dor kein Fred un Rauh, un wenn dat noch länger wohrt, vertürn ik mi jo woll tauletzt noch mit Jochen sülwst.“ — „„Mutting,““ säd Jung-Jochen, „„wat sall ik dorbi dauhn.““ — „Sweig’ rein still, Jung-Jochen,“ rep Bräsig, „Schuld hast Du. Kannst Du nich ausstehen und ihnen Moritzen lehren?“ — „„Ne, Bräsig,““ säd Fru Nüßlern hastig, „„laten S’ mi Jochen taufreden, ditmal hewwen Sei Schuld. Sei verspröken uns, Sei wullen en Og hirher smiten, dat de beiden jungen Minschen ehr Ding’ deden un nich up Undäg’ verföllen, un staats dessen laten Sei den Einen lopen un kümmern sik gor nich üm em, un den Annern stiften Sei tau luter Dummheiten an, dat hei, staats in de Bäuker tau lihren, mit en Angelschacht up den Fell’n rümmer löppt un mi des Abends denn en Hümpel Bors as en Finger lang an’t Hus bringt. Un wenn ik denk, ik heww Allens tau Schick, denn möt ik mi noch henstellen un möt dat Grumm noch utnemen un taurecht maken.““ — „Was? So ’ne Dinger as en Finger lang bringt er, un ich hab ihn die richtigen Fläg’ wis’t, wo’s en großen Bors gibt. Ih, so soll Dich doch...! — Na, täuw man!“ — „„Ach wat!““ rep Fru Nüßlern, „„Sei süllen em dat Angeln ganz un gor verbeiden, denn dortau is hei nich hir! Hei sall hir wat lihren, seggt sin Vader, un de will hüt ok noch kamen.““ — „Nein,“ rep Bräsig, „Frau Nüßlern, da muß ich mich sehr über emigriren, daß er die Befolgung von meine Rathsläg’ bei’s Angeln so retirirt. — Hat er sonst noch was anstift’t?“ — „„Ach vel! All Beid hewwen s’ wat anstift’t! Äwer, as ik seggt heww, ik heww dor nich von reden müggt, denn’t is Jochen sine Fründschaft, un in de Irst let dat jo ok so, as wenn’t en gauden Gang gahn würd. In de Irst was dat hir en idel lustig Lewen in den Hus’, min beiden lütten Dirns, de däu’ten orndlich up, dat gung: Mining hir un Rudolph dor, un Lining hir un Gottlieb dor, un sei vertellten sik wat mit Gottlieben un jacherten mit Rudolphen, un de beiden ollen Jungs wiren jo ok ganz flitig bi ehren Kram, un Gottlieb satt baben up sin Stuw un lihrte sik, dat em de Kopp rokte, un Rudolph les’ jo ok in de Bäuker; äwer’t wohrte nich lang’, dunn kregen sei sik dat Striden un Vertürnen äwer geistliche Saken, un Gottlieb, de nu jo woll vel mihr lihrt hett, as de Anner, de säd, hei stünn gor nich up en christlichen Standpunkt.““ — „Standpunkt, sagt’ er?“ smet Bräsig dormang. — „„Ja, Standpunkt säd hei,““ was Fru Nüßlern ehre Antwurt. — „Hoho!“ rep Bräsig, „denn hör ich ihn schon lausen. Wo andere Leut mit aufhören, mit’n Standpunkt, da fangen die Petisten ümmer mit an. Denn hat er ihn auch bekehren wollen.“ — „„Ja,““ säd Fru Nüßlern, „„’t kamm so rute. Nu is jo denn nu de Anner vel kläuker as Gottlieb, na, de fung jo nu mit allerlei Witzen an un höll Gottlieben jo nu taum Buren, un so würd de Unfreden ümmer duller, un nu weit ik nich, wo dat kamen ded, nu fungen min beiden oll Lütten ok an in de Sak tau reden, un Lining as de Verstännigst, de stunn up Gottlieben sin Sid un let de Uhren just so hängen as hei, un Mining lachte äwer Rudolphen sine Witzen un jacherte mit em rümmer.““ — „Ja,“ säd Jochen dormang, „’t is all so as dat Ledder is.“ — „„Du solltst Dich was schämen, Jung-Jochen,““ säd Bräsig, „„daß Du so’n Hopphei in Deinen Haus’ leidst.““ — „Ne, Bräsig,“ säd Fru Nüßlern, „dat laten S’ man sin: Jochen hett dat Mägliche dahn, dat hei Freden stiften wull; wenn Gottlieb von den Düwel reden ded, dat hei em dormit grugen maken wull, denn hett hei ok an den Düwel glöwt, un wenn Rudolph äwer den Düwel lachen ded und sinen Spijök dormit drew, hett hei ok düchtig mit lacht. Äwer dunn, as de Strid am düllsten was, dunn kamm min lütt Mining up en snakschen Infall, sei schutert ehr de Bäuker ut un drog Rudolphen sin nah Gottlieben sin Stuw un Gottlieben sin nah Rudolphen sin; un as sei sik nu Beid doräwer verstutzen deden, säd sei ganz quick, ’t wir am besten, sei lihrten eins üm, denn künnen sei mäglicher Wis’ tausam kamen.“ — „„Mining is ’ne lütte, hellische Dirn!““ rep Bräsig dormang. — „Na, sei wullen irst nich ran; äwer Gottlieb is jo bi alledem en ollen Gaudmäudigen, de fung dormit an, un den Annern, wil dat nu Winterdag worden was un hei nich rümmer ströpen kunn, drew de lange Wil dortau. — Un nu hadden Sei dit mal mit anseihn süllt! Dat wohrte gor nich lang’, dunn was dat, as wenn sei mit de Bäuker sik sülwst utschutert hadden, Gottlieb makte slichte Witzen un lachte äwer den Düwel, un dat anner oll Worm, dat quälte sik un süfzte un redte von den Düwel, as wenn hei alle Middag bi uns an den Disch set und sin Tüften as en anner ihrlich Minsch et. Nu kemen min ollen Lütten ganz ut de Richt, Mining slog sik nu tau Gottlieben, un Lining tau Rudolphen, denn nu säd Rudolph, Gottlieb stünn nich up en christlichen Standpunkt.“ — „„Pfui,““ säd Bräsig, „„das hätt er nich sagen müßt. Na, täuw man! Büst Du so Einer, un kannst nich mal en hartlichen Bors angeln?““ — „Je,“ rep Fru Nüßlern hellschen argerlich, „un von Ehr oll sakermentsches Borsangeln kamm jo nu de ganze Geschicht wedder her, denn as dat Frühjohr würd un de Bors bet, dunn smet Rudolph jo sinen ganzen christlichen Standpunkt wedder bi Sid un namm de Angelraud un lep mit Sei up den Felln rüm, un de Anner namm jo nu den Düwel wedder up, denn hei süll sinen Examen maken, un ahn Düwel kamen sei jo woll up Stun’ns dor nich mihr mit dörch. Un min beiden ollen Lütten wüßten nu jo woll gor nich mihr, tau wen sei sik hollen süllen.“ — „„Ja, es sünd ein paar verfluchte Bengels!““ rep Bräsig, „„aber der Bekehrer is an Allens Schuld, was hat er den Andern mit en Deuwel un en Standpunkt zu kommen?““ — „Na, dat will’n wi man sin laten! Denn hei hett doch wat lihrt un hett sinen Examen ok richtig makt un kann för sinentwegen alle Dag’ Preister warden; äwer de anner Kujon deiht jo nu rein gor nicks, un denn makt hei uns dat grugliche Stück un dat Elend!“ — „„Was hat er denn nu wieder anstift’t? Hat am En’n gor Witings angelt?““ frog Bräsig un treckte de Ogenbranen hoch in de Höcht. — „Ach, wat Witings! ’Ne Predigt hett hei sik angelt. — Seihn S’, dor is de Rekterin Baldrianen; na, de Fru will jo nu doch ok ehren Gottlieb ein Mal predigen hüren, un sei bidd’t den Paster in Rahnstädt dorüm, un de verlöwt ehr dat ok, dat Gottlieb den verleden Sünndag predigen sall, un nu vertellt sei dat ehr Swester, de Kurzen. Na, de argert sik nu natürlich doräwer, dat ehr Jung noch nich so wid is, as de anner, un geiht ok nah den Paster, un de oll Paster is ok so’n Schap un verlöwt ehr dat ok, dat Rudolph an den sülwigen Sünndag predigen sall. Un nu lossen sei beid’, wer Vörmiddags un wer Nahmiddags predigen sall, un Rudolph krigt den Vörmiddag. — Na, de oll Gottlieb, de lihrte sik nu nah Mäglichkeit, un von Morgens bet Abends satt hei in de Lauw in den Goren, un wil hei en slicht behöllern Kopp hett, lihrte hei sik ümmer lud, un de Anner junkerirte rüm; äwer de letzten beiden Dag’ set’te hei sik ok achter de Lauw up de Grasbänk un ded ok so, as wenn hei Predigten maken wull. — Na, nu kamm de Sünndag un Jochen let sei rin führen, un wi führen ok All mit un gahn in den Pasterstaul, un ik segg Sei, ik hadd ’ne grote Angst för Rudolphen, äwer de Bengel stunn dor, as wir em gor nicks weg, un as dat Tid was, gung hei up de Kanzel un höll Sei dor ’ne Predigt, dat alle Lüd’ Mul un Ogen upreten, un ik freut’ mi so äwer den Jungen un will dat Gottlieben seggen, de bi mi satt; dunn sitt dat Worm dor un haspelte mit Hän’n un Fäuten, as wull hei ok ruppe up de Kanzel un wull den Annern runne halen un seggt: Tanten, dat is jo min Predigt. — Un so was dat, Bräsig: de verdammte Jung’ hadd de ganze Predigt von’t Tauhüren lihrt, wil de Anner sik lud lihren müßt.“ — „„Haha!““ lachte Bräsig ut vullen Hals’, „„das is en Spaß, das is en Hauptspaß!““ — „Un dat nennen Sei en Spaß?“ rep Fru Nüßlern in hellen Arger. „So’n Stück in’n Gottshus is för Sei en Spaß?“ — „„Ih, ne!““ rep Bräsig un lachte ut vullen Harten, „„was wollt’s en Spaß sein, den Deuwel is’s en Spaß, ein entfamtes Stück is’s; aber ich kann mir nich helfen, ich muß mir hellschen drüber lachen.““ — „Oh ja,“ säd Fru Nüßlern empfindlich, „dortau sünd Sei in’n Stan’n, wenn wi annern All ut de Hut fohren müggten vör Schimp un vör Arger, denn stünnen Sei jo woll dorbi un lachten.“ — „„Na, lassen Sie man,““ begäuschte ehr Bräsig, „„wo wurd’s nu mit den Bekehrer? — Haha! Ich hätt wohl sein Gesicht sehn mögen.““ — „Je, wo würd’t? De sülwige Predigt kunn hei jo des Nahmiddags nich hollen, un de oll Paster müßt man ’ne olle Predigt för desen Nothfall upwarmen, was äwer schön falsch un säd, wenn hei de Sak anzeigen ded, denn künn Rudolph sinen Preister man an de irste beste Wid’ hängen.“ — „„Na, und der Bekehrer?““ — „Ach, dat oll frames Worm was so taunicht, dat säd gor nicks, destomihr säd äwer de Rektern un vertürnte sik mit ehr Swester, de Kurzen, so dägern, dat sei hüt noch nich wedder tausam sünd. Oh, dat was en Larm! Schämt heww’k mi, argert heww’k mi, denn Kurz un de Rekter kemen nu ok dormit mang, un Jochen wull sogor dormang losleggen, taum Glücken führt’ äwer uns’ Wag’ all vör, un ik makte, dat ik em ruppe kreg.“ — „„Was sagte denn abersten der Duwellfechter?““ — „Ih, de Racker was klauk naug, de gung den Larm ut den Weg’ un hadd sik glik nah sine saubere Predigt up de Socken makt un was hir rute lopen.“ — „„Na, da hat er denn nu aber woll nahsten ’ne orndliche Invitatschon von Sie gekrigt?““ frog Bräsig. — „Ne,“ säd Fru Nüßlern bestimmt, „dat hett hei nich. Dor stek ik mi nich mang. Sin Vader kümmt hüt, un de is de Negste dortau, as de Fru Pastern seggt. Un Jochen heww ik dat ok scharp verbaden, hei sall nich so vel äwer de Sak reden, denn de hett sik in de Letzt ok ganz un gor verännert, indem dat hei ümmer den Hals up hett un äwer Ding’ redt, de em gor nicks angahn. — Swig still, Jochen!“ — „„Ja, Jochen, sweig rein still!““ — „Un min beiden Lütten, de kenn ik gor nich wedder; nah de Predigt hewwen sei den ganzen Weg lang ehre bläudigen Thranen rohrt, un nu gahn sei sik so schu ut den Weg’ un reden knapp mit enanner, un süs güngen sei ümmer Arm in Arm tausam, un wat de Ein’ up den Harten hadd, dat müßt de Anner glik weiten. — Ne, min Hus is ganz un gor up den Kopp stellt.“ — „„Mutting,““ säd Jung-Jochen un stunn ganz patzig von sinen Staul up, „„dat is man, dat ik dorvon red’, äwer dorvon will ik doch reden, Du sallst seihn, de Jungs hewwen ehr wat in den Kopp set’t.““ -. „Wat süll’n sei ehr in den Kopp setten, Jochen?“ frog Fru Nüßlern en beten argerlich. — „„Leiwsgeschichten,““ säd Jochen un set’te sik wedder in sin Eck. „„Min sel’ Mutting plegt ümmer tau seggen, en Kannedat un ’ne Erzieherin in einen Hus’ ... Du sallst seihn: Gottlieb un Mining.““ — „Na, Jochen, so red’ un red’! Gott erholl Di bi richtige Besinnung! Wat snackst Du dor all tausamen? Wenn dat de Fall wir, denn süll mi doch de Kannedat noch hüt ut den Hus’ un de Anner mit. — Kamen S’ rute, Bräsig, ik heww Sei wat tau seggen.“

As sei buten wiren, winkte Fru Nüßlern Bräsigen nah den Goren rin un set’te sik mit em in de Lauw. „Bräsig,“ säd sei, „ik kann dat ewige Gedrähn von Jochen gor nich mihr mit anhüren, un dat hett hei ok blot von den Rudolphen, de hett den verleden Winter des Abends ümmer so vel mit em redt, un nu is hei so in de Aeuwung kamen, nu ritt dat gor nich mihr bi em af. — Nu seggen Sei mi mal eins uprichtig — Sei hewwen doch dat verspraken. Sei wullen dorup passen — hewwen Sei in so’ne Saken äwerall wat markt?“ — „„Ih, bewohr uns!““ säd Bräsig, „„keine entfernte Einbildung davon!““ — „Ik kann mi dat ok gor nich denken,“ säd Fru Nüßlern un rekente so in Gedanken nah; tauirst was Lining un Gottlieb äwerein un Mining un Rudolph, nahsten höll Mining sik tau Gottlieben un Lining sik tau Rudolphen, un nah den Examen gung Lining wedder mit Gottlieben; äwer Mining un Rudolph sünd utenanner, denn sörre dat saubere Predigtstückschen kickt sei em gor nich an.“ — „„Madam Nüßlern,““ säd Bräsig, „„was die Liebe is, entspinnt sich zuerst ümmer in’n verborgenen Zustand, meinswegens mit en Blaumenstrutz, oder daß sich en Paar „gun Morrn“ sagen un drücken sich dabei die Hände, oder daß sich en Paar zu gleicher Zeit nach en Klugen Bomwull bücken un stoßen sich dabei die Köpp zusammen, und for en Zuschauer is weiter nichts davon zu bemerken; aber mit der Weil wird so was augenscheinlicher, indem daß die Weiblichen sich oftmals rod ansticken, un die Männlichen mit die Augen rum figuriren, oder indem daß die Weiblichen die Männlichen in die Speis’kammer rin inventiren un ihnen da Mettwurst un Ossentungen un Sweinkopp vorsetzen, un die Männlichen die Weiblichen mit blage un rode Scherfen unter die Augen gehn, oder, wenn’s schon doll is, daß sie’s Sommersabends in’n Mondschein spaziren gehn un dabei süfzen. — Is das mit das lütte Kropzeug schon passirt?““ — „Ne, dat kann ich nich seggen, Bräsig. In de Spiskamer sünd sei mi woll mal af un an west; äwer ik heww sei dor schön utklingt, denn de Spiskamereteri will ik nich; un dat min Lütten rod worden sünd, heww ik ok nich bemarkt, äwer dat sei sik in de Letzt de Ogen oft rod weint hewwen, dat heww ik woll seihn.“ — „„Hm!““ säd Bräsig, „„dies Letzt is nich ohne. — Nu will ich Sie sagen, Madam Nüßlern, verlassen Sie sich ganz auf mir, ich weiß darauf zu laufen; Hawermannen seinen entfamten Windhund habe ich ja auch in seiner Liebesgeschichte abgefaßt. Ich bün en ollen Jäger, ich spör ihnen nach bis in’s Lager; aber Sie müssen mich sagen, wo sie ihren Wechsel den Tag über haben, d. h. wo sie sich möglich treffen können.““ — „Dat is hir, Bräsig, hir in des’ Lauw. Min Lütten sitten hir des Nahmiddags un neihen hir, un denn kamen de Beiden ok dortau, un ik heww mi dorbi ok nicks Slimms wider dacht.“ — „„Schadt auch nich,““ säd Bräsig un tred ut de Lauw un kek sik kortfarig buten üm, wobi hei en groten rihnschen Kirschenbom in’t Og’ faten ded, de so recht vull Bläder dicht vör de Lauw stunn. „„All schön!““ säd hei, „„was gemacht werden kann, wird gemacht.““ — „Leiwer Gott!“ säd Fru Nüßlern, as sei in’t Hus taurügg gungen, „wat ward dat hüt noch all för Elend in minen Hus’ gewen. Kurz kümmt hüt Nahmiddag um de Koffetid, un hei is bitterbös up sinen Jungen un äwerall so’n Krät. Sei sälen seihn, de ward en dullen Upstand hir vullführen.“ — „„Das is ümmer so bei kleine Leut,““ säd Bräsig, „„da sitzt der Kopp und die unterwärtsige Constitutschon so dicht zusammen, daß das gleich Feuer fängt.““ — „Ja,“ süfzte Fru Nüßlern un tred in de Stuw, „en Elend ward’t.“ — Sei wüßte man gor nich, dat dat Elend in ehren Hus’ all in vullen Gang’ was. — —

As unnen dese Verhandlungen vör sik gungen, seten de beiden lütten Druwäppel baben up ehre Gebelstuw un neihten. Lining satt vör dat ein Finster, un Mining satt vör dat anner, un keken gor nich von ehre Arbeit up, sei redten ok gor nich mit enanner, as dunn in de Neihschaul bi de Fru Pastern, sei neihten un neihten, as wir de Welt utenanner gahn, un sei süllen sei mit Neihnadel un Twirn wedder tausamflicken, un so irnsthaft segen sei dorbi ut un so süfzten sei dorbi, as wüßten sei recht gaud, wat för en wichtig Wark sei unner de Fingern hadden. — ’T was sonderbor, dat ehr Mutting nicks dorvon tau Bräsigen seggt hadd, dat ehre schönen roden Backen gefährlich afbleikt wiren, un’t müßt sihr allmälig kamen sin, dat sei’t nich markt hadd. Äwer’t was nu einmal so, de beiden ollen lütten Äppel segen so bläßlich ut, as wiren sei up de Nurdsid von den Lewensbom wussen, wo sei kein Sünnenstrahl dröp, de ehr de Backen farwen künn; un dat let so, as seten sei nich mihr an ein un densülwigen Twig. — Tauletzt let Lining ehr Neihtüg in den Schot sacken, sei kunn nich wider neihn, de Ogen gungen ehr äwer, un de Thranen lepen ehr äwer de bleiken Backen, un Mining langte nah ehren Taschendauk un läd sik den äwer de Ogen un dorachter drüppten ok de hellen Thranen in ehren Schot, un so seten sei un rohrten, as wir de schöne, unschüllige Welt in ehren eigenen Bussen ok utenanner gahn, un sei künnen sei nich wedder tausam flicken.

Mit einem Mal sprung Mining up un lep ut de Dör rute, as müßte sei in’t Frie; äwer sei besunn sik: so kunn sei nich von den Bähn runne, ehr Mutting kunn sei seihn un fragen; sei blew also up jensid von de Dör stahn un rohrte wider. Un Lining sprung ok up un wull Mining trösten; äwer sei besunn sik, dat sei nich recht wüßt’ womit, un sei blew up dessid von de Dör stahn un rohrte ok wider. — So schüwwt sik männigmal tüschen twei Harten en dünnes Brett, un jedes Hart hürt dat anner süfzen un weinen, un dat dünne Brett hett up jede Sid ’ne Klink, de Einer blot antaurögen brukt, un wat de Harten scheidt hett, schüwwt sik taurügg; äwer Keiner will de Klink tauirst anrögen, un de beiden Harten weinen wider.

Äwer, Gott sei Dank! so’n eigensüchtigen Stolz gegen enanner kennten des’ beiden lütten Harten nich, un Mining makte de Dör up un säd: „Lining, wat weinst Du?“ un Lining reckte ehr de Hän’n entgegen un säd: „„Ach, Mining, wat weinst Du?““ — Un sei felen sik beid üm den Hals un weinten wider, un de Backen farwten sik roder, as hadd de Sünnenstrahl sei wedder drapen, un sei höllen so fast tausam, as seten sei wedder an ein un den sülwigen Twig. — „Mining!“ rep Lining, „ik will en Di jo laten un Du sallst glücklich mit em warden.“ — „„Ne, Lining!““ rep Mining, „„hei höllt mihr von Di, un Du büst ok vel beter, as ik.““ — „Ne, Mining, ik bün mit mi in’n Kloren, Unkel Kurz kümmt hüt Nahmiddag, un ik will Vatting un Mutting bidden, sei sälen mi mit em gahn laten, denn dit hir All mit antauseihn, dat künn mi tau swor warden.“ — „„Dauh dat, Lining, denn büst Du jo bi sin Öllern; un ik will Gottlieben bidden, dat hei mi, wenn Ji denn beid wedder hir taurügg kamt, dörch sinen Vader ’ne Städ’ as Erzieherin anschafft, wid, wid von hir, denn mi deiht dat Hart ok gor tau weih.““ — „Mining,“ säd Lining un schow ehr Swester en En’nlang von sik af un kek ehr ganz verdutzt in de Ogen, „bi sin Öllern? Wen meinst Du eigentlich?“ — „„Nu — Rudolphen.““ — „Du meinst Rudolphen?“ — „„Ja, wen meinst Du denn?““ — „Ik? Ih, ik mein Gottlieben!“ — „„Ne, ne!““ rep Mining un föll Lining wedder um den Hals, „„wo is dat mäglich! wo is dat mäglich! Wi meinen jo gor nich densülwigen!““ — „Ach Du leiwer Gott!“ rep Lining as de Verstännigste, „un wat hewwen wi uns för Noth makt!“ — „„Un nu is Allens schön,““ rep Mining un danzte as de Unverstännigste in de Stuw rümme, „„nu is Allens gaud!““ — „Ja, Mining, nu is Allens schön!“ un Lining danzte as de Verstännigste nu ok in de Stuw rümme. Un Mining föll denn wedder as de Unverstännigste ehr Swester üm den Hals — äwer vör Freuden. —

Ja, fat’t man tau rechter Tid de Klink an un schuwt de Scheidwand taurügg, denn sälen de Harten woll wedder tausamen kamen, un Allens kümmt wedder in de Richt, wenn’t ok nich so’n Jubeln ward, as hir baben in de lütte Gebelstuw. Denn eins weinten sei, denn eins lachten sei, denn eins danzten sei rüm in de Stuw, denn eins seten sei enanner up den Schot un vertellten sik dat, wo dat Allens so kamen wir un klagten äwer ehre Dämlichkeit, dat sei dat nich markt hadden, wo’t mit ehr stünn, un wunnerwarkten, wo dat mäglich wir, dat sei sik nich all früher de Sak verklort hadden, un denn bicht’ten sei sik wedder, wo wid ein Jeder von ehr mit ehren Vetter wir, un dat de Beiden noch gor nich irnstlich Hals gewen hadden, un denn schüllen sei mal halw bös up de Beiden, dat de eigentlich an de ganze Verbisterung Schuld wiren. Un Lining säd, sei wir all ümmer in en groten Twifel west; äwer sörre den letzten Sünndag wir sei fast äwertügt west, dat Mining dat mit Gottliehen höll, denn worüm sei süs unnerwegs so vel weint hadd. Un Mining säd, wat sei dor nich äwer weinen süll, dat Rudolph mit de Predigt so’n grugliches Stück makt hadd, un ehr wir dat mit Lining grad so gahn, wat sei denn so vel tau weinen hatt hadd. Un Mining säd, wat ehr dat nich kränken müßt, dat ehr arm Gottlieb so anführt worden wir. — Äwer nu was Allens gaud; un as de Etenklock lüdte, dunn tründelten de beiden lütten Druwäppel rosenrod un Arm in Arm de Trepp hendal, un as sei in de Stuw treden, verfirte sik Bräsig, de sik mit den Rüggen gegen den Dag set’t hadd, dat hei sei beter wohrschugen künn, ordentlich äwer de lustigen Gesichter un de hellen Ogen, un hei säd tau sik: „Wo? Die sollen koppschu sin? Die sollen Smerzen haben? Die sollen in Liebe sin? — In ’ner Fröhlichkeit süud sie.“

Up dat Lüden von de Etenklock kamm nu Bräsigen sin Bekihrer, de Preisteramts-Kannedat Gottlieb Baldrian rinne. — Lining würd rod un dreihte sik von em af, woll nich in’n Bösen, ne, man in Anbetracht von ehre Bicht, de sei up de Gewelstuw afleggt hadd, un Bräsig säd tau sik: „Dies is mich denn nu doch wieder ganz kuriosen: Lining stickt sich an. Wo is das möglich? Um das Schugels von Petisten seinentwillen?“ — Bräsig drückte sik tau kräftig ut, äwer ’ne Schönheit was Gottlieb nich: de Natur hadd em nich vel Staat up den Weg gewen, un dat Beten hard hei noch up ’ne unverstännige Wis’ vernutzt. So taum Bispill sin Hor. Hei hadd en dichtes Hor un wenn’t ordentlich unner de Schir hollen wir, wir’t en ganz anständig blondes Hor west, un hei hadd allenthalben dormit rümmer gahn kunnt, ahn de Lüd’ dormit tau verfiren; so hadd hei sik äwer in sinen geistlichen Harten den leiwsten Jünger von unsern Herrn Christus, Johannessen, taum Munster upstellt un hadd sik en Scheitel anleggt („’ne Lausebahn“ säd Bräsig dortau) un quälte un strigelte sine Bösten nah dalwarts, de von Natur doch bestimmt wiren pilgrad nah baben tau wassen. — Ih ja, ik heww nicks dorgegen, wenn so’n lütten Slüngel von teihn bet twölf Johr mit Locken üm den Kopp rümmer lopen deiht, un de Mutters von de lütten Slüngels warden noch weniger dorgegen hewwen un warden ehr af un an de Locken ut dat Gesicht striken, un wenn Besäuk kümmt, ok glatt kämmen — unverstännige warden natürlich ok noch mit Wickeln un mit Brennisen doran herümhandtiren —; ik hadd ok nicks dorgegen, wenn’t Mod’ wir, dat olle Lüd’ mit Locken rümmer güngen, denn up de ollen Biller nimmt sik dat sihr schön ut; äwer wer kein Waden hett, sall kein enge Hosen dragen, un wer kein Locken hett, sall sik dat Hor kort sniden. Unsen ollen Gottlieben sin wedderhoriges Tüg hung nu, von de Sommersünn vossig brennt, hinnenwarts dal, as hadd hei sik dor ’ne Parti verrusterte Lattnagel inknöpt, un wil hei nu wegen dat Glattsitten en beten stark smeren müßt, verrungenirte em dat blot sinen Rockkragen, wider hadd dat keinen Zweck. Unner dit rikliche Geschenk von de Natur kek en undedarwtes, blasses Gesichting rute, wat för gewöhnlich den Utdruck von Weihdag’ hadd, so dat Bräsig em all ümmer fragt hadd, bi weckern Schauster hei maken let un ob em de Likdürn ok knepen. Sin äwrige Figur stimmte mit desen Utdruck äwerein, sei was lang un small un eckicht; äwer de Deil, an den de Weltküken sik en beten freuen, fehlte em gänzlich, hei hadd keinen Buk, un dat Flag, wo sik dit notwendige un nützliche Möbel allmälig uttaubilden plegt, was bi em so holl, as Fru Nüßlern ehre Backmoll, d. h. von de Binnensid anseihn. För Bräsigen was hei dordörch ’ne Ort Naturwunner worden, denn hei et as en Schündöscher, äwer bet so lang’ ahn alle Hülp. Dat möt äwerhaupt Keiner glöwen, dat de Petisten sik von wat anners ernähren as von Eten un Drinken; ik heww weck kennt un kenn noch jitzt weck, gegen de ik sülwst nich in desen Hinsichten upkam. — Ja, ’t is wohr, in den Kannedatentaustand sünd sei man noch dünndarwig, as Einer dat am besten an de hannöwerschen Kannedaten seihn kann, de nu bi uns flux begäng’ sünd! äwer wenn sei ’ne fette Parr krigen, denn pulstern sei sik bet ut, un dorüm gaww Bräsig ok noch gor nich de Hoffnung up, Gottlieben mal würdig den Tolor utfüllen tau seihn, obschonst em dat vel heimlich Koppbreken makte. — So sach Gottlieb Baldrian ut; äwer dat Bild wir nich ganz vullstännig, wenn ik nich noch seggen ded, dat äwer dat Ganze so’n lütt, lütt Spirken von Pharisäerschin utbreidt wir; ’t was man ’ne Wenigkeit, äwer mit den Pharisäerkram is dat just so as mit ’ne Kalwermag’: mit en lütten, lütten Finzel kann Einer ’ne ganze Tin mit Melk ansüren.

Sei set’ten sik nu taum Middageten dal, un Jochen frog: „Wo bliwwt denn Rudolph?“ — „„Mein Gott, Jochen, wat redst Du?“„ säd Fru Nüßlern argerlich, „„dat künnst Du nahgradens doch woll weiten, dat de seindag’ nich tau rechter Tid kummt. Dei is nah’n Angeln: äwer wer nich kümmt tau rechter Tid, de geiht de Mahltid quit.““ — Dat Eten was man sihr still, denn Bräsig redte nich, hei lag mit all sin Sinnen un Denken up de Lur, un Fru Nüßlern hadd sik naug in’n Stillen tau verwunnern, wat mit ehr Lütten för ’ne Ännerung vörgahn was. Dor seten sei un lachten sik tau un flusterten lising tausam un segen so glücklich ut, as wiren sei nah en sworen Drom upwakt, un freuten sik nu, dat Allens nich wohr was, un dat ehr de leiwe Sünn wedder schinen ded.