Wat sei alles maket/Hans Jürje

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[081]In en lütjen Grenzore lebe dei Wirt taun „Swarten Walfisch“, Hans Jürje mit Namen, en starken, entslotenen Keerel, von riuhen Anseihn, aberst mit’n giuen, minschenfründlichen Harten. Hei harre in seenen Lewen düchtig wat vor seck ’ebrocht un mannigen harten Daler bee Seete leggt, denn jedermann kehre geeren bee öhne in. Et gaff da noch en vullet Fatt un en kräftigen Sluck; Regenwater, wat dei Branneween huitigen Dages is, kennen se damals noch nich. Wenn se Hans Jürjen ’ne siechte Ware ansmären wollen, denn sä hei: „Nä, sauwat draff eck meenen Gästen nich anbeien.“ Un dei „Swarte Walfisch“ stund seck giut dabee, se laben seck alle an den kernigen Speesen un starken Gedränken, un sei keimen alle geeren wee’r.

Einmal harret ’ne aberst doch beenahe siecht ’egahn, denn Hans Jürje was deisülbige, mit dene dei sonderbare Geschichte passeert is, dei eck niu vertellen will.


Et wör en bannig kolen Winterabend, wee Hans Jürje mal mit’n Slee’en iut’er Stadt na Hiuse kutsche. Hei harre da giut innekofft un freue seck all up dei warme Stiuben un en heiten Leppel Zup[082]pen. Seene Päre briuke hei nich antaudreeben, denn dei wittern ok all den warmen Stall.

Dei Mand smeet seen fablet Licht up dei Sneimassen, dei seck rechts un links uptörmen.

Da bleeben dei Päre mit einen Rucke stahn. Och, denket Hans Jürje, wat is denn düt? Dei Päre bäumet seck, slahet hinnen iut, sträubet dei Mähne un sniubet ängstlich dör dei Nüstern un galtet nich vor- un rüggewarts. Wat mochte dat woll seen? Hans stiggt runner von’n Slee’en un kucket na vorn, hei suiht nicks. Da kucket hei links herower, un da suiht hei dei Bescherunge. Da steiht up’n Kitjen Huigel de Galgen, un da anne hüng en armen Sünner.

Wee dei da sau in seenen Sträflingsanzuge mit den needrigen swarten Schauhen lustig baumele, -starr kucket Hans Jürje up den Delikwenten - da is’t, as wenn dei Gehängte dat linke Bein beweget. Nä, et is neine Täuschunge, da sitt noch Leben inne, oder schölle dei Wind dat bloß daun? Nä, dei Minsche da oben lebet noch. Da feuert et Hans Jürje dor seen mitleidig Harte: Wenn dei Bengel da hoben noch nich dote is, denn snist’en af un bringest ’ne ower dei Grenze. Hei werd denn seen Iutfräten woll dör dei Angest esuihnt hebben.

Gedacht - gedahn! Hurtig klatert hei up den Galgen, trecket seen Mest un snitt den Sünner af.

[083]Hans Jürje kucket seck ümme: nein Minsche is tau seihn. Dei Gehängte is in’n Snei ’estörtet un stöhnt. Hans packet ’ne up seenen Slee’en, un hui! geiht et na Hius.

In Hiuse annekomen, schicket hei seene Friue gleek tau Bedde; denn sleepet hei den Sünner in dei warme Stiuben, gift ’ne Branneween in un rift ’ne damee Kopp un Dünneje. Denn snitt hei ’ne dei Schauh von Fäuten - weil dei anneswullen sind-, un na ’ne Vertelstunne sleiht dei Gehängte dei Ogen open.

„Bursche“, seggt Hans Jürje, „heer inner Stiuben kannste nich bleeben. Eck sleepe deck in’n Pärstall in’t Heu; da kannste sau lange bleeben, bet’e ower dei Grenze kannst.“

Geseggt - gedahn! Mit veeler Meuhe sleepet hei ’ne in’n Pärstall un geiht denn, nadem hei seck ’estärket het, ok tau Bedde. Da verteilt hei seener Olschen, hei harre en armen Handwarksburßen upenohmen, en halfverfrornen.

Doch slapen künne hei irst nich, un wee hei 111sleip, drömme öhne von den Gehängten un den Galgen. Up einmal waket hei up, da heuert hei in’n Pärstalle wat rascheln. Hei sncll seenen olen Flausrock owergetogen un heriut. Da suiht hei, wee dei Stalldör leese uppemaket werd, en Keerel kümmt heriut mit’n Päre, swinget seck da up, un weg will hei. Ha ha! denket Hans Jürje, en Pär[084]deif! Wee’n Blitz fatet hei dei Meßgreepen un smitt dei den Pärdeif hinnen in’n Rüggen. Dei Pärdeif sinket von’n Pare. Hans Jürje hen un wer was dei Pärdeif? Dei Gehängete, den hei den Abend dat Leben ’ereddet harre. Dei Delikwente was aberst niu miusedot, dei Meßgreepe was’ne dör den Rüggen ’egahn, denn Hans Jürje was en forschen Keerel.

„0, o, Bursche“, murmele Hans Jürje, „dat deiht meck aberst leed. Konneste dei Teet nich afteuben, dat diu von heer keimest? Un wollest deenen Woldäter noch bestehlen? Dat is woll dei Dank dafor?“

„Tja! aberst niu? Wohen mit den Spitzbiuben? Niu hest ’ne up’n Halse. Dat is ja ’ne dumme Geschichte!“ Da steiht hei niu wee dei Osse an’n Barge.

Mit’nmal sleiht hei seck mit seener breien Hand vor seenen noch breieren Kopp un röpt sau vor seck: „Halt emal, dat geiht! Bet Dagesgrauen sind noch en paar Stunnen; bringest ’ne wee’r na’n Galgen, wo dei Delikwente henheuert!“

Hans Jürje bespannt hurtig den Slee’en, packet den Dotgestokenen da up, un in’n Ummeseihen holt hei bee den Galgen. Hei klatert taun tweiten Male up den Galgen, hänget den Gehängten wee’r up un kümmt unnen glücklich wee’r an.

„Sau“, lachet hei for seck hen, „niu weit neiner, [085]dat diu düsse Nacht ’ne Slee’enfahrt ’emaket hest! In Grunne is deck recht gescheihn; denn diu sollest dot seen na den Akten up’n Rathiuse, un niu bist et ok. Na, meck kann’t leekeveel seen!“ Un hei joggt mit seenen Spannwark wee’r na seenen Gehöfte. - Da is noch alles stille; hei bringet dei Päre in’n Stall, maket alles in Ornunge un leggt seck uppet Ohr. Hei fund aberst niu ok neinen Slap. Dei Galgen, dei Spitzbiube stund öhne noch jümmerst vor Ogen, un dei Gedanke, dat hei einen dot ’emaket harre, wolle öhne nich iut seenen Brägen. Aberst in Grunne harre hei doch recht, denn dat hei den Pärdeif dotstäken harre, lagg nich in seenen Willen. Na, endlich sleip hei doch in. Un biuten was alles duister un stille.

Dei Minschen, dei den annern Morgen an den Galgen vorbeegüngen, smeeten woll noch en Blick up den Gehängeten, denn güngen se weeder, denn et was in der damaligen Teet nicks Nees, dat einer uppehänget word. Wecke kucken ok ganz weg un güngen sau vorbee, se möchten sauwat nich seihn.

Bloß dei ole Eierbiuere bleef nochmal stahn un reip en annern an un sä: „Diu, Steffen, diu bist doch ok gistern dabee ’ewesen, wee dei uppehänget word, un hest doch eseihn, dat hei en Paar swarte Schauh anne harre, un niu hette lange Steebel an. Wo mag düt woll taugahn?“

[086]„Wahrhaftig, hei het niu lange Steebel an, un gistern needrige Schauh, dat kann eck besweeren.“ Dei Eierbiuere het nicks Eeligeres tau daun, as dat hei et inner Stadt verteilt, wee’n Loopfuier geiht et rund: Dei Gehängete het seck an’n Galgen Steebel annetogen!

Et blift ok nich iute, dat düt dei Börgemester gewahr word. Dei schicket den Büttel taur Beogenscheenigunge hen, un dei bestätigt düt Blendwark. Darup grote Beratunge up’n Rathiuse. Dei afgetogenen Steebel von den Delikwenten leigen taur Besichtigunge up’n Dische. Dat wör niu ’ne grote Beratunge, neiner wußte, wo düt woll taugünge.

Doch dei Börgemester was nein Dummkopp. Hei leit sämtliche Schausters tausammentrummeln un frage: „Wer von jück kennt düsse Steebel? Het dei einer von jück ’emaket?“

„Eck“, sä einer von den Schausters. „Vor wene heste dei ’emaket?“ „Vor den Kräuger Hans Jürje.“

„Man schall düssen Hans Jürje vorlaen.“

Den Hans Jürje word balle heit un kolt, as hei dei Vorladunge kreeg un hei vor den gestrengen Börgemester stund. Na, da heste deck ja gladde wat inneplocket. Na, aberst vor allen dei Wahrheit. Wat kümmt, dat moßte niu ok iutfräten!

„Sind düt deene Steebel“, frage dei Börgemester.

[087]Hans bekucke ganz neepe dei Steebel, denn sä hei: „Jawoll, dat sind meene Steebel!“

„Wo krigt dei Gehängete deene Steebel an?“

„Tja, hei het se meck iut’n Pärstall ’estohlen. Eck harre se den Dag vorher ’esmeert, un weil dei ole Tran sau stunk, stelle eck se in’n Pärstall. Da het hei se seck annetogen.“

„Wonier het hei dat ’edahn?“

„Vorige Nacht, Herr Börgemester.“

„Keerel, narre hei heer den hogen Rat nich! Wee kann dei Deif seck dei Steebel antrecken, wenn hei dote is un an’n Galgen hänget?“

„Tja, da wör hei nich dote un hänge ok nich an den Galgen!“

„Wat, hei wör nich dote un hänge da nich?“

„Nä, da wör hei labendig un nich dote.“

„Ja, hei is niu aberst doch dote!“

„Tja, niu is hei dote!“

„Diu seggst aberst doch, dat hei seck dei Steebel in deenen Pärstalle annetogen het. Wo kann seck einer, dei an’n Galgen hänget, in deenen Stalle Steebel anteihen?“

„Tja, niu hänget hei da wee’r!“

Da slaug dei Börgemester mit’r Eiust up’n Disch un reip: „Niu will eck wetten, wo düt tauegahn is, bekenne niu up’r Stee’e!“

„Tja, eck hebbe öhne da wee’r hennehänget.“

„Diu hest’n da wee’r hennehänget? Heste denn [088]deenen Verstand noch? Wenn diu ’ne hennehänget hest, denn is hei nich an’n Galgen ’ewesen, denn tnott’r doch nich annehänget hebben! Wo kümmt düt?“

„Tja, herunner is hei ’ewesen.“

„Wo is hei da herunner ’ekomen?“

„Eck hebbe’n af’esneen, up meenen Slee’en ’elaet un midde na Hius ’enohmen.“

Un niu vertelle hei dei ganze Geschichte, wo et ’ewesen wöre, un et schölle öhne ’ne Warnunge seen, seen Lebelang seck nich wee’r in Saaken tau mischen, dei öhne nicks angüngen.

Dei Börgemester warne Hans Jürje ok un sä, hei schölle sau’ne Streiche nich wee’r maken; wo dat Harte un dei Gutmütigkeit middespröken, dat wöre oft nich dat Rechte. Dei Verstand, dat wöre dei Hauptsaake. Un wat dei Obrigkeit von Rechtswegen uphänge, dat schölle hei in seenen beschränkten Unnertanenverstanne nich wee’r afsneen.

„Un damee basta!“