Reynke de Vos/Dat erste Bok. Dat XVIII. Capitel

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
<-- Argumentum und inholdt des Ersten Bokes Reynke de Vos Dat erste Bok. Dat XXXIX. Capitel -->

Dat erste Bok. Dat XVIII. Capitel[edit]

In dessem Capitel mercke dre leren.

Vorerst wil de Poeta in dessem Capitel dat unnütte levent der Nunnen vörbilden, in dem dat he des Klosters, darhen Reinke na den hönren geghan sy, gedencket. Dann der Nunnen levent ys ydel, unfruchtbar und gar nen nütte, ock der hillygen Schrifft nicht gemete, wo genochsam apenbar, Dartho den Nunnen sülvest vordretlick, unangeneme und nicht weinich beswerlick. Na dem se in eren unvorstendigen kindtliken jaren dartho averredet und begeven, Ock sülvest, so se eren willen gehatt, weinich darhengedacht effte vorwilliget hedden. Derhalven spreckt dat Bock Memorial der döget van der Nonnen Klosterlevende also:

»Ick arme Nonne offt heimlick klage,
Dat ick nicht werltlick werden möge.
Hedde ick genamen einen man,
Alse mennige junckfrowe hefft gedan,
Godt und my sülvest hedde ick geeret
Und ock dartho de werlt vormeret.
Süs steke ick hyr in hate und nyde,
Mit ungeduldt ick swerlick my lyde.
Wowol myn licham ys ingespert,
Dennoch ys myn synn in der werlt vorwert.
In twyvele steit all myn thovorsicht,
Ifft ick Godt gefalle, dat weth ick nicht.
Vor de Metten gha wy thom dantze,
Dem Düvel holde wy Observantze,
Hyr hebbe ick schande und namals de Hell,
Up fleischlike lust mynen trost ick stell.
Dem wünsche ick ewige noth und quäll,
De my hefft gebracht in dessen vall.

Thom andern ys hyr tho mercken de grote hüchelye, schalckheit unde bößheit des Vosses, de he hyr bruket. In dem dat he den wech na dem Kloster allene umme hönre und gense tho erlangen vörnimpt, Welcker untruwe list he doch darmit, dath he Grimbarde, synem Bychtvader, uth valschem herten wyßmakede, he bidde vor de seelen der hönre und gense, meisterlick bedecken und vorvarwen kan. Dann art leth van arde nicht; so leth Reinke syne schalckheit nicht. Also ock, wat einem menschen angebaren und wortho he van naturen geneget ys, dat deit he und leth syck daran nicht hindern, Und wenn men em schöne mit velem arbeide wedderstünde, so helpet ydt doch nicht. Dartho so kan syck de menschlike natur in allen dingen so gar künstlick entschüldigen und wil apenbar vor den lüden nen unrecht hebben. Dan se förchtet de schande, wowol se by syck sülvest unrecht hefft und dartho schüldich bekennen moth. Frygdanck secht:

»Kröpe ein schalck in einen Zabelsbalch,
Dennoch so were he darin ein schalck.«

Mennich sünder bychtet syne sünde und entfanget bote, averst de sünde synt em nicht van herten leydt sunder hefft noch ein wolgefallent darin; desülve averst erlanget nicht vorgevinge der sünde noch dat ewige levent. Wente he süth thorügge na den sünden, wo hyr Reinke na den hönren sach, Und van solcken secht Christus: »De syne hand lecht an den ploech und süth thorügge, de ys nicht geschicket int Ryke Gades tho ghan etc.«