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Plattdeutsches Gedicht

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Plattdeutsches Gedicht.
Dialect: [[Dialekt:Oostprüßisch|]]
Text type: Gedicht
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from: Neue preußische Provinzialblätter. Band 10


:

[304]
     Eck stund det Morgens om seeven op,
Da ging’t an der Dehr: klopp! klopp! klopp!
Eck trock mi geschwind de Korken op de Been,
On greep na’m Schlaprock, on wull doch mal sehn
Wat dar so bullert met Macht an der Dehr,
Als of’t gar Fier em Schorsteen weer.

     Dat rammelt on bullert klopp, klopp, klopp.
Eck sähd: „na Geduld, eck maak ja schon op“,
On denk so by mi: „dat send noch woll gar
„Französche Soldaten. Dat weer ee maal rar,
„et es mi meist so’n Gepeddel.“
Eck maak de Dehr op, stracks sah’ eck den Zeddel
Von geelem Popier mat roth drop gedrekt,
»Fyf Mann« stunden geschrewen, de weeren mi geschekt.
Eck docht ver Arger mi rehrd de Schlag,
Als eck de Bescheerung en’t Huus kaamen sach;
Eck wurd Enn ver Schrecken so bla? wie ’ne Lyck. —
„„Herr Wirth, gieb uns Brandwein!““ so schreegen se glyck.
„Musjehs, bym Manisten es he to kopen“
Gaf eck enn to’r Antwort, on wull drop lopen.
Da heelden se alle by’m Schlaprock mi fast,
On schreegen: „„Hund, gieb uns sogleich was du hast!““
„Musjehs, maaken se mi den Kopp nich to warm,
„Et kleeft en Zeddel an jöder Latarm,
„Drop steiht et ganz lang on ganz breet geschrewen,
„Eck sall Enn keen Branwien, keen Wittbrod nich gewen.“
[305]Do schreegen se Alle: „„Ho Zakker Diö!““
Na denk eck, hier sett et noch Prüggel, o weh!
Segt selfst, wat weer nu darby to dohn?

     Eck leep stracks na der Serviskomßion,
On sähd: „Myne Herren, fyf nigge Soldaten
„Send mi gescheckt; wo sall eck se laaten?“
Da sähd mi de Eener: „„Herr, scheeren Sie sich;
„„Sie  müssen sie nehmen. Was kümmert es mich,
„„Wo Sie Leute lassen. Die Thüre ist dort,
„„Den Augenblick fort! —““
Na, denk eck, ehr se di den Pukkel koranzen,
Geff enn leever en Glas Pommranzen.

     Eck schonk enn den Branwien met Argerniß en,
On docht: „na nu ware se doch woll ruhger seen. —
Eck kaakt enn op Meddag ’ne Schettel met Moß;
Na hest em nich gesehn, nu ging’t erst recht los!
„Na,“ sähd eck, „jy hefft ook de Düwel geboren!“
Poatz! kreeg eck de Schettel met Moß om de Ohren,
De Tellersch, de Lepels de flogen wie wiet.
Na, nu weer’t doch woll de höchste Tiet
To rennen, to lopen na’m Guvernör,
Sonst beheeld eck keene eenzige Schettel nich mehr. —
On als eck dat Stunden on Tieden gewacht,
Bett en de diestre, sinkende Nacht,
Da heet et: „„zum Commandanten muß er jetzt gehn.““
Na, denk eck, so watt hefft ook de Düwel gesehn,
Di scheeken se noch von Pilatus to Herodes,
On du argerst on doost di am End noch des Dodes.
Leewer motst du sehn di met de Soldaten to verglikken,
On enn noch een Paar Daag dorch de Finger kikken.

     Als eck nu torig kam, sull eck enn ook Bedden gewen.
„Na,“ sähd eck, „jy verstahn dat gode Lewen,
[306]„Wenn jy man awer op’m Loofsack liggen,
„En Koppkessen on ’ne Wolldeck kriggen —“
„„Ha! Zakker Diö!““ so schreegen se wedder,
Kamen mi op’t Lief, on de Eene trock von Ledder.
„Na, na, Musjehs, maaken Se’t man nich to bunt,
„Se hebben ’nen Menschen ver sich, on keenen Hund.
„Se warren mi doch nich om’t Lewen bringen?“ —
„„Ja, Baur, mit dir woll’n wir wohl umspringen,
„„Und giebst du, Hund, nicht gleich drei Betten,
„„So ist dein Leben nicht zu retten!““ —
Eh, denk eck, hest du all so veel henngegewen,
On wullst ock noch geern länger lewen,
So darffst enn ock nich disse Bed affschlagen,
On sullst du ock dat letzte Bedd henndragen;
Drom gaff eck, wat se hebben wullen,
On sähd: „good Nacht“, dat se man schlapen sullen.

     Op’n Morgen ging’t von Niggem an.
Eck docht awer noch von gistern dran,
On gaff enn Branwien on Wittbrod henn,
Op Meddag ene gode Supp met Flesch derhenn;
On wull eck keen Larm, keen Jagd nich hebben,
Mußt eck enn emeer vom besten gewen.

     Ja, on watt denn noch det Dollste weer,
Emmer hadden se watt met de Käksche ver,
Boll hadd de Eene ehr geknepen,
De Andre na’m Gesicht gegrepen.
Ont weer’t gewesen ’ne junge Magd,
Met der hadden se sick ock de ganze Nacht heromgejagt.

     On disse Zucht ging so veer Weeken fort,
Bett myne fyf Mann kammen an en andern Ort.
Von mi nehme se friendlichen Affscheed.
Eck awer wußt ver Freuden nich watt eck dehd,
Als det Huus on de Staaw leddig weer,
[307]On hadd nich alle Daag so’n Larm mehr.
Krigg eck awer noch ’nmaal sone fyf Mann,
Denn gew eck myn Huus, on myne ganze Weerthschaft an.


     Vorstehendes Gedicht entstand in Danzig in den Jahren 1808 oder 1809, als das französische Gouvernement eine Bekanntmachung erließ: daß zur Erleichterung der Bürger der Soldat seine Rationen aus den Magazinen fortan beziehen werde, die der Wirth zuzubereiten hätte; die Verabreichung von Wein, Brandwein, Weißbrod höre auf. Diese Erleichterung war jedoch nominell, die Rationen waren unzureichend und der Soldat verlangte lärmend das Entzogene zurück, wo dann Scenen wie die vorgeschilderte keineswegs zu den Seltenheiten gehörten. Wollte man Ruhe im Hause genießen, so mußte man zu dem Alten zurückkehren, das erst im Laufe der Zeit beseitigt werden konnte. Behufs leichterer Ausführung der Maßregel fand eine allgemeine Umquartierung der Garnison statt, und da kurz zuvor eine Partie gestempelter Quartierbillete entwendet war und gemißbraucht wurde, so wurden neue Billete auf gelbem Papiere mit rothem Drucke, der Unterscheidung wegen, ausgegeben — Als Verfasser ist der verstorbene Kaufmann und niederländische Consul Cornelius von Almonde genannt.