Page:Labi 1998.djvu/140

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Eventualhuldigung zu leisten. Etwa zwei Wochen später reiste König Johann nach Trient und begann dort einen Italienzug, der ihn in Konflikt mit dem Kaiser brachte. Dieser vereinbarte im November 1330 mit Herzog Otto von Österreich, dass die Reichslehen des Kärntners nach dessen Tod zwischen ihnen aufgeteilt werden sollten. Kärnten wurde mit dem Süden Tirols an der Etsch den Österreichern zugesprochen, der Norden Tirols am Inn dem Kaiser. Über das Recht von Heinrichs Tochter Margarete verloren die beiden kein Wort, und der König von Böhmen wurde als potentieller Feind angesehen, gegen den sie sich zu wechselseitiger Hilfe verpflichteten.

Nach Herzog Heinrichs Tod 1335 wurden die Habsburger tatsächlich mit Kärnten und dem südlichen Tirol belehnt. Während sie Kärnten ohne Schwierigkeiten in Besitz nehmen konnten, wurde Tirol von Margaretes Schwager Markgraf Karl von Mähren erfolgreich verteidigt. König Johann fiel im Bündnis mit den Königen Polens und Ungarns gegen Ende Februar 1336 in Österreich ein. Der vom Kaiser nicht unterstützte Herzog Otto von Habsburg, schloss mit ihm im September 1336 einen Friedensvertrag - Kärnten blieb seiner Herrschaft unterstellt, auf Tirol verzichtete er. Der Kaiser ging leer aus und bestätigte Margarete und seinem Sohn auf Drängen Johanns, mit dem er sich im März 1339 auf dem Frankfurter Hoftag versöhnte, Tirol als Reichslehen.

Wie wichtig Ludwig dem Bayern die Herrschaft über Tirol und den Brennerpass war, erwies sich 1342. Margarete Maultasch hatte im November 1341 ihren Ehemann wegen Impotenz verstossen und bot ihre Hand Ludwig dem Brandenburger, dem Sohn des Kaisers. Der kam persönlich nach Tirol, erklärte Margaretes Ehe für nichtig, vermählte sie ohne die erforderliche päpstliche Dispens am 10. Februar 1342 mit seinem Sohn und belehnte am folgenden Tag beide mit Tirol. Damit sicherte er endlich seiner Familie einen unmittelbaren Zugang nach Italien und trieb die Luxemburger ins Feindeslager.[14] Markgraf Karl von Mähren wurde 14 Jahre später auf Betreiben des Papstes noch zu Lebzeiten des Kaisers zum römischen König gewählt.

Nach Kaiser Ludwigs Tod 1347 war Karl längst nicht in ganz Deutschland als König anerkannt, und um die Wittelsbacher für sich zu gewinnen, bestätigte er Ludwig dem Brandenburger und seinen Brüdern jegliche Reichslehen, darunter auch Tirol.[15] Bei seinen beiden Italienzügen hat er den Brenner gemieden, ist von Böhmen aus durch habsburgisches Gebiet nach Italien gezogen und 1369 auf derselben Strecke über den im Herrschafts-

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PAULER: DIE KAISERLICHE GRENZPOLITIK