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slowenischen Alpenvorlandes ziemlich dicht besiedelt, die höher gelegene Berg- und Alpenzone blieb im allgemeinen davon noch unberührt. Erst im Spätmittelalter, im 13. und 14. Jahrhundert, als die landwirtschaftliche Nutzfläche in Tallagen knapp wurde, griff die Siedlung auch auf das höhere, bewaldete Bergland über. Dabei handelte es sich um die sogenannte Rodungs-kolonisation (Gebirgsrodung). Diese erfasste schwerer zugängliche, schwerer bebaubare und auch klimatisch ungünstigere Gebiete. Diesem Umstand musste auch die Wirtschaft Rechnung tragen, das Bergland kennt nämlich andere Prioritäten als das Flachland. Auch Organisationsformen des menschlichen Lebens erfuhren Veränderungen. Das Hügel- und Bergland machte die Entstehung von grösseren Siedlungen unmöglich. Die Besiedlung verlief oft in Form von Einöddörfern, in noch höheren Lagen aber in Form von Einzelhöfen mit Einödflur. Aus den ursprünglich nur zeitweise bewohnten Almgegenden entstanden ständige Siedlungen. Die Siedlungsgrenze wurde folglich immer höher verschoben. Sie erreichte im slowenischen Alpenvorland bereits im 13. Jahrhundert eine Höhe von 1000 m.[14]

Den natürlichen Gegebenheiten des Hügel- und Berglandes folgte auch die Flureinteilung, die vor allen durch die sogenannte Einödflur beziehungsweise Einödblockflur gekennzeichnet ist, das heisst die geschlossene Verteilung der gesamten Nutzfläche des einzelnen Bauernhofes um das Haus. Eine derartige Flureinteilung stellte im Flachland eine Ausnahme dar.[15]

In noch höheren Lagen, mancherorts bis zur Waldgrenze, kamen die Almen als ein besonderes Segment der Alpenkolonisation vor. Ihre Entstehungszeit können die Historiker nicht näher bestimmen, urbariale Quellen liefern dagegen Beweise für ihre Verbreitung bereits im 14. und 15. Jahrhundert. Die Almen waren im gesamten slowenischen Raum, vor allem aber in den Julischen Alpen verbreitet.[16]

Für die Kolonisationsgeschichte der slowenischen Alpen ist im Spätmittelalter noch ein Phänomen von Bedeutung: das Hüttenwesen. Die Eisenverhüttung kann hier auf eine sehr lange Tradition zurückblicken, die bis in die Eisenzeit reicht. Die Angaben des Urbars der Herrschaft Skofja Loka (Bischoflack) aus dem Jahre 1291, die Eisenabgaben bezeugen, weisen darauf hin, dass die individuelle und einfache bäuerliche Eisenverhüttung bereits vor dem Aufschwung dieses Wirtschaftszweiges im 14. Jahrhundert existierte, als die ersten beruflichen Hüttenarbeiter in den Raum Skofja Loka, in den Winkel von Bled (Veldes) und Bohinj (Wochein) sowie in das obere Sava-(Save)-Tal gelangten. Das Hüttenwesen nahm eine bedeutende Stel-

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ŠTIH: ALPINE KOLONISATION UND MIGRATIONEN