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Besseres Essen kam nur an Festtagen oder bei schweren Bauernarbeiten auf den Tisch.

Die Ernährung der Saisonarbeiter – Holzfäller, Köhler und Hirten – war gewöhnlich schlechter als die Ernährung in ständig bewohnten Siedlungen. Die Saisonarbeiter lebten nämlich weit von zu Hause weg und mussten ihr Essen mitbringen. Den Hirten wurden am Wochenende Lebensmittel von zu Hause gebracht: etwas Mais- oder Buchweizenmehl, Kartoffeln, Fett, Zucker und etwas Fleisch. Die Holzfäller hatten bei ihrer Arbeit nicht viel Zeit, sich das Essen zuzubereiten. Wenn sie am Abend müde zur Waldhütte zurückkehrten, kochte jeder für sich auf der offenen Feuerstelle ein bescheidenes Essen, meist eine Kartoffelsuppe oder Sterz, dazu wurden saure Gurken gegessen. Fleisch gab es selten, als besonderen Leckerbissen.

Nicht besonders reichlich war auch das Essen der Hirten. Auf den Almen von Bohinj wurde Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals täglich Sterz gekocht. Dazu trank man frische oder gekochte Milch. Solange jeder für sich die Milch zu Käse verarbeite, gehörten Topfen und Käse zu den häufigsten Nahrungsmitteln.

Es kam allerdings oft vor, dass sich die Hirten, aber auch die Holzfäller und andere, ihr Essen mit erlegtem Wild aufbesserten – die Bergbewohner waren bekannt als Wilderer.

In den Schmieden stellte die Frau ihre Töpfe zum Schmiedefeuer und kochte so, was sie eben hatte. Erst am Abend konnte die ganze Familie am Tisch in Ruhe ein bescheidenes Abendessen zu sich nehmen.

Vielfältiger war die Bauernkost an Feiertagen. Zum Festessen in Oberkrain und Kärnten gehören unter anderem Potitzen, Krapfen und Schneeballen.

TYPISCHE KLEIDUNG

Die Bauern trugen hausgemachte Kleider aus Schafwolle oder aus einer Mischung von Flachs und Wollfaden. Einige Orte machten sich einen Namen mit hausgemachten Stoffen von hoher Qualität. Einen sehr guten Ruf hatten die Tuchwaren aus Mozirje, Bohinj und Škofja Loka. Aus Wolle wurden Strümpfe gestrickt und rot oder blau gefärbt. Aus Flachsleinwand nähte man Hemden und aus gegerbtem Leder Hosen. Augenfällig waren die Unterschiede zwischen der Männer- und Frauenkleidung, zwischen vermögenderen und ärmeren Schichten, aber auch zwischen verschiedenen Berufen. Ein beson-

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HISTOIRE DES ALPES - STORIA DELLE ALPI - GESCHICHTE DER ALPEN 1997/2