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meist eine mit Heu oder Fichtenzweigen gefüllte Bettstelle für den Hirten; an die Wand war ein Bord angelehnt, auf dem die Milchgefässe aufbewahrt wurden. Ausserdem gab es ein Lebensmittelschränkchen, manchmal auch eine Bank und einige aus Baumstämmen angefertigte Melkstühle.

Um die Hütten gab es einen Zaun, machmal auch Unterstände fürs Vieh (tamar). Auf Almen von Weidedorfschaften gab es ganze Gruppen solcher Almhütten, eigentlich richtige Hirtendörfer. Das Leben dort richtete sich nach dem Tageslicht; schon früh am Morgen begann für die Hirten die Arbeit mit dem Vieh und erst in der Abenddämmerung gab es die erste Verschnaufpause. Am Abend kamen die Hirten aus mehreren Hütten oft in einer grösseren Hütte zusammen, um ein wenig zu feiern. Oft gesellten sich Holzfäller dazu, Wilderer und Leute aus dem Tal, die auf die Alm gekommen waren, um Butter und Käse abzuholen.

Ganz anders, einsam, lebten die Hirten auf entlegenen kleineren Almen der Einödhöfe in den Steiner-Sanntaler Alpen, wo ein Hirt oft wochenlang allein mit seiner Schafherde lebte.

Kaum sonstwo sind noch so viele traditionelle Merkmale erhalten wie im Leben der Hirten, in ihrer materiellen Kultur und in der Sennereiwirtschaft an sich. Sogar in den Bezeichnungen der Hirten hat sich etwas vom Erbe des Altertums erhalten, zum Beispiel in den Benennungen von Gebäuden und in der Käserei. Es wird wohl auch zutreffen, dass sich in den Bauformen der slowenischen Almhütten - der von Bohinj auf Ständern, der eingeschossigen Kärntner fača und der ovalen Hütte von Velika Planina - eine Spur dieser Überlieferungen erhalten hat.

Die Bereitstellung des Futters galt überall in der Bergwelt als eine der wichtigsten Bauernarbeiten. Wenn die Maiensässgebiete abgelegen waren, blieben die Mäher und die Recherinnen oft tagelang im Berg, denn dort gab es ein Häuschen mit Stall und Heuboden. Das Grasmähen war in der Zwischenkriegszeit (1918-1941) in den Gereuten sehr anstrengend und ermü¬ dend, trotzdem war die Stimmung feierlich. Im Winter wurde dann das Heu aus dem Heuboden mit besonderen Schlitten zu Tal befördert, an manchen Orten wurde es auch von den Frauen in Tragkörben zu Tal getragen. Im Trentatal war die Futterknappheit grösser als anderswo, deshalb suchten die Bauern nach geeigneten Heugeländen auch hoch in Steilhängen; das Heu wurde dann in ein Leintuch gestopft und stundenlang zu Fuss hinuntergetragen und zu Schobern zusammengestellt. Im Winter wurde es dann mit Schlitten zu Tal gebracht.

CEVC: DIE VOLKSKULTUR IN DEN SLOVENISHEN ALPEN
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