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VII Fís Adamnáin.

wird veranschaulicht durch das, was Adamnän einst gesehen hat. Denn die Geheimnisse von Himmel und Hölle wurden den Aposteln und anderen Heiligen geoffenhart, zuletzt aber dem Adamnan. Am Feste Johannis des Täufers verliess dessen Seele ihren Körper, und schaute, geführt von ihrem Schutzengel, zu- erst das himmlische Königreich (Cap. 4) und dann die Hölle (Cap. 21). Beide Reiche werden ausführlich geschildert, denn ehe die Seele in ihren Leib zurückkehrte, erhielt Adamnän den Auftrag vor Mönchen und vor Laien zu predigen, was die Guten und was die Bösen im jenseitigen Leben erwartet. Davon pre- digte Adamnän in der grossen Versammlung, als das Gesetz des Adamnän eingeführt wurde, davon predigte früher Patraic, davon predigten Petrus, Paulus und die übrigen Apostel, davon Pabst Silvester in der grossen Versammlung, in welcher er Rom von Constantin erhielt, davon Fabian, der den Kaiser Philippus be- kehrte, davon Eli unter dem Baume des Lebens im Paradiese (Cap. 81 ff.). Auf die vielfachen Beziehungen dieses Tractats zu Dante's Divina Comedia hat bereits Stokes hier und da hin- gewiesen.


3. Wenn Stokes auf die grammatischen Eigenthümlich- kciten aufmerksam macht, welche den uns vorliegenden Text als Mittolirisch charakterisircn*, und aus diesem Charakter der Sprache schliesst „The piece cannot therefore be older than the eleventh century", so ist dieser Schluss nicht richtig. Da wir wissen, dass die irischen Texte von jedem neuen Abschreiber

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  1. Als solche Ex'scheinungcu nennt Stokes: „confusion of e and i in desiuence; putting ae for oe, nd for nu, ur for air, er, and 11 l'or Id, In; prosthesis of f, metathesis of es and ts; final a for ae, ai, e; in the article, disuse of the ueuter forms of the nom. and acc. sg. and use of na for the nom. )l. m., the dual, and the dat. plural; in the adjec- tives, use of the fem. form in the nom. pl. masc., and in the case of verbs compounded wilh prepositions, use of absolute instead of subjoiued forms". Diese Bemerkungen beziehen sich zunächst auf den Text im Lebor na hUidre, gelten aber auch für den Text im Lebor Brec. Zu beachten ist jedoch, dass in letzterem sehr oft der alte Diphthong oe gewahi't ist.