Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/577

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ist Lüge. Ich bin als mein eigen geboren, und kein Mensch konnte je auf mich ein Recht erwerben. Ich bin in seiner Schuld? Ich habe gewußt, was mir mit ihm bevorstand? Ich habe ihn unglücklich gemacht? Ach! das alles zählt nicht, wenn es um mich selbst geht. Ich will nicht so gerecht sein! Mag er zusehen! Er hat mir schlimme Jahre gemacht, wir sind quitt. Ich will nicht in die Tiefe denken, wo seine Schuld aufhört und alles Schicksal wird, das man stumm weiterschleppt. Ich will leben! Ich habe Claudias Tod gesehen: er war schimpflich. Ich will leben!“

Ihr war schwindlich von dem ungeheuren Flügelrauschen in ihr. Plötzlich fuhr sie empor; und aufgestützt, die Lippen geöffnet, mit einem irren Lächeln lauschte sie.

Nein. Schwer seufzend sank sie zurück. Es war Pardi.

Er trat ein; sein Schritt war lastend; und er ging, ohne sie anzusehen, zum Fenster. Mit dem Rücken nach dem Zimmer:

„Es steht schlecht: ich fühle, daß ich heute kein Glück habe. Bereite dich auf das Landleben vor.“

Er wanderte umher und murmelte zwischen den Zähnen. Anhaltend, mit einem scharfen Blick:

„War Claudia nicht hier?“

Lola schwieg. Er kam unruhig näher. Sie richtete sich auf; sie sagte ihm in die Augen, langsam und stark:

„Claudia ist tot. Um deinetwillen ist sie umgekommen, und auf dem Wege zu dir.“

Er schwankte, er griff sich ins Haar.

„Es ist nicht wahr!“

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