Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/531

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nüchterne Gleichgewicht, diese künstliche Ruhe des Schwachen!

Da haschte sie nach seinem Arm.

„Um Gottes willen, wir müssen ausweichen. Siehst du ihn nicht kommen? Drüben, hinter dem Wagen?“

Aber er stieß hervor:

„Nun geschieht, was geschehen will. Mein Weg geht hier.“

„Du bist kindisch;“ und zitternd, die Augen gradaus, folgte sie. Der Nebel zog sich noch dichter zusammen; sie kamen vorbei.

Lange nachher:

„Du wünschtest den Zusammenstoß?“

„Ja.“

„Wünschest du ihn noch?“

„Nein.“

„Das ist gut. Wir müssen vernünftig sein.“

„Du findest?“ fragte er mit einem langen, bitteren Blick. Sie senkte die Stirn. Ja: was er sagen wollte, war wahr; sie schwächte ihn, wie er sie. Sie glichen sich, konnten einander nicht helfen, und schleppten einander nach.

Und zu Hause beweinte sie sich und ihn.

„So redlich er seine Liebe meint: wie lange wird’s dauern, und alles ist nur gewesen, damit er ein Werk daraus macht. Er ist nicht, wie ich, dazu geboren, von der Liebe sein Schicksal hinzunehmen: sondern damit er innere Spiele aus ihr gestalte. Er kann nichts im Leben ganz und für immer ernst nehmen. Noch im äußersten Elend der Seele bleibt

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