Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/526

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Schein empordämmerte; und unter dem Mantel, der unbewegt blieb, drängten sie sich fester zusammen.

„Meine Lola.“

„Ja, ganz dein“; — inbrünstig. Aber seltsam hoch und süß, wie mit entrücktem Spott:

„Nein: doch nicht ganz.“

Nun sickerte Röte in die tiefsten Wolken. Vogelstimmen versuchten sich. Lola und Arnold streiften ihre in Glück und Gram ermüdeten Hände durch betautes Gras. An den Stämmen des Waldes züngelten die ersten roten Tagesflammen: sie traten ein, betteten sich aufs Moos und sagten einander, die Augen geschlossen, daß sie daheim seien.

Sie erwachten; und wirklich, sie sahen sich daheim im Walde: in seinen Verstecken, vor dem Ungewissen seiner langen Schattenlauben, in seiner grünen Tiefe, zu der hier und da Sonne hereinglitzerte, als flackere sie auf allen Seiten und verbrenne den Wald und die in ihm sich liebten. Hier genossen sie etwas wie Ruhe auf der Flucht, blickten bedächtig ihren seltsamen Gefühlen in die unerforschlichen Augen und hofften fast, zu vergessen und dahinzuschwinden … Sie traten hinaus: und da hatten die Berge schon sich aufgelöst ins Licht, und beugte schon die Welt sich unter einem blau brennenden Himmel.

„Ein neuer Tag!“

Sie merkten erst jetzt, daß sie eine Nacht beieinander gewesen waren: die erste. Und sie lachten, fielen sich in die Arme und küßten sich Tränen von den Wangen.

518