Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/431

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„Doch. Ich bin nicht Maria, die breit in ihrem Fleische lebt; der seine Freuden rein sind. Sie gehört nur ihm: die Glückliche … Ach nein, ich will nicht lästern, mich nicht selbst verleugnen.“

Sie atmete tief ein; ihr schwindelte; und sie fühlte sich aufgehoben.

„O Arnold! weißt du nicht mehr? Wir liebten uns, als wären wir schon auf einen jener späteren Sterne entrückt gewesen, wo das Höhere in uns sich einen eigenen Körper schaffen soll.“

Staunend bewegte sie den Kopf.

„Ich bin, denke ich deiner, ganz erfüllt vom Licht jener Mondnacht, durch die wir gingen.“

Sie hielt das Gesicht, die geschlossenen Lider einem milchigen Glanze hin.

Und sie besann sich wieder auf das Dunkel.

 

Nach kurzem Schlaf trat sie aus dem Hause, in einen frischen, perlfeinen Morgen. Zum flimmernden Himmel duftete der weiche Kranz der Berge; klar schossen die Türme hinein; und Glockenklänge wandelten den reinen Raum entlang und sprangen durch ihn hin. Aus der Pforte von Blumen, am Rande der Treppengasse, quoll Blau. Unter betendem Gemurmel entstiegen grelle Standarten der Tiefe und schlangen ihre Flammen in den blauen Tanz des Lichtes. Kleine weiße Mädchen mit wippenden Flügelchen trippelten durch die Blumenpforte; die Sandalen der Mönche schlürften unter ihr hin; der Baldachin des Bischofs

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