Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/429

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Draußen blühten Mandel und Pfirsich. Die rosigen Blütenschleier glitten auseinander auf Lolas Wege, wehten ihr nach, hochzeitlich. Droben im Städtchen leuchteten, wie sie sich zeigte, alle Gesichter auf: Lolas Glück von damals glänzte noch einmal auf sie ab. „Das Glück, von dem ich selbst nichts mehr weiß!“ Das Herz zog sich ihr zusammen, wie sie, ganz klein, dem Riesenleib des Palastes entgegenging. Auf kahler Höhe breitete er seine morschen Fledermausflügel nach ihr aus. Die Dächer alle flohen wirr den Berg hinab, als striche ein Angstwind über sie hin. Lola duckte die Schultern; kalt lag es darauf; und begab sich, zwischen der gellend betenden Zwergin und den Alten, die um Barmherzigkeit murmelten, in das Greifenportal, wie in einen Rachen.

Die Zimmer waren verdunkelt und noch kalt. Lola mußte sich anstrengen, um den Befehl zu geben, man solle die warme Luft hereinlassen. Gern hätte sie die Lider gesenkt vor den Dienern, diesen Zeugen dessen, was sie hier einst gewesen war. Des Kastellans kalte Greisenaugen forschten unerträglich. Und das gelbe, mürbe Fleisch der schwarzen Maria erinnerte sich noch immer, mit melancholischem Stolz und Gleichgültigkeit gegen alles, was kommen mochte, jener Wonnen, die sie mit Lola geteilt hatte; kraft deren sie zu Lolas Vertrauter, fast zu ihrer Schwester geworden war; von denen sie ihr, indes ihre schweren Augen erwachten, mit solchen Worten geflüstert hatte, daß plötzlich der Schauer selbst wieder auflebte.

Mit langsamen Schritten, deren jeder eine Welt

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