Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/415

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gute Schneiderin und ein Zimmer voll von Anbetern. Schließlich darf es auch dies Zimmer sein. War man im Grunde nicht immer schon, was man jetzt ist? Die Veränderung ist fast nur äußerlich … Da sitzt sie, zurechtgemacht, als wartete sie auf Männer. Die andere hat schon jetzt etwas von einer Kupplerin.“ Plötzlich fiel ihr ein, daß die Bernabei dorthinten Kinder zurückgelassen habe. Sie fühlte Tränen kommen und stand hastig auf.

„Sie gehen also nicht aufs Land, Contessa?“

„Es wäre nicht der Mühe wert. Mein Mann ist im Begriff, sich zu ruinieren; er würde mir die Pension nicht lange auszahlen. Lieber vermiete ich gleich Zimmer.“

Die Verwandte sagte:

„Sie, Contessa, die Sie viele Fremde kennen, bitte, empfehlen Sie uns!“

 

Schon tags darauf kamen aus ihrem Gespräch mit der Bernabei entstellte Bruchstücke zu Lola zurück. Sie hatte der Verurteilten recht gegeben. Sie hatte Namen von solchen genannt, die auch nicht besser seien, und erklärt, daß sie die Geopferte rächen wolle. Am Nachmittag, im Salon Valdomini, begegnete sie entsetzten Blicken. Sie ward umschmeichelt: auch von Männern; und nicht nur von den Liebhabern, auch von den Gatten derer, die Enthüllung zu fürchten hatten. Ganz übel vor Verachtung, schloß sie sich ein. „Ich werde mich nicht hineinfinden,“ sah sie.

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