Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/409

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empörte sie die allgemeine Heuchelei. Diese Frau war die letzte Geliebte Pardis vor seiner Heirat gewesen; sie und Lola hatten eine feindliche Anziehung füreinander gehabt: — nun schämte Lola sich, sie am Boden zu sehen. Sie konnte nicht ganz schlecht sein, wenn Cavà, der anständigste von allen, sie geliebt hatte. Cavà kam, um Abschied zu nehmen. Lola fragte ihn geradeaus:

„Sie müssen die Gräfin sehr geliebt haben.“

Er schlug die Augen nieder.

„Und wenn auch nicht,“ sagte er dann. „Jetzt muß ich ihretwegen in die Verbannung, mehr kann sie nicht verlangen.“

Schmollend und mit knabenhaftem Erröten:

„Leid tut sie mir…“

„Mir auch, — und ich möchte es ihr sagen.“

„Um Gottes willen! Wie können Sie mit der Frau noch verkehren!“

… Und der war der Anständigste! Lola ging sogleich zu ihr, hinter die Ringallee, in die halbbebaute Vorstadtstraße, am Rande eines Scherbenfeldes. Alles stand weit offen; niemand zeigte sich; und mit Mühe gelangte Lola durch das wackelnde Gerümpel über den Flur. Ein armer Salon, die Wände volkstümlich bemalt, wie in einer Kneipe; und nichts darin als ein Damenschreibtisch, eingelegt, bedeckt mit Gegenständen aus Silber, und auf einem Samtkissen darunter ein Mops: der Mops des Hauses Bernabei. Lola mußte husten von dem scharfen Mauergeruch.

„Contessa!“ sagte darauf eine einladende Stimme.

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